Unconscious Bias – wie unbewusste Denkmuster zu Benachteiligung führen

Frauen werden immer wieder mit einem sogenannten Unconscious Bias konfrontiert, sowohl im Privatleben als auch im Arbeitskontext. Diese automatisierten Denkmuster führen dazu, dass bestimmte Gruppen oder Personen bevorzugt oder benachteiligt werden, ohne dass dies bewusst geschieht. Wir klären über die genaue Bedeutung von Unconscious Bias auf, welche Auswirkungen damit verbunden sind und was dagegen getan werden kann.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Unconscious Bias beeinflusst unser Verhalten und unsere Entscheidungsprozesse. Im Arbeitskontext können diese automatisch ablaufenden Denkmuster Stereotype verstärken und zu Vorurteilen sowie zu diskriminierendem Verhalten führen.
  • Gender Bias ist eine Form von Unconscious Bias und kann dazu führen, dass Personen aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt werden.
  • Um Unconscious Bias entgegenzuwirken, wird gezieltes Training eingesetzt, durch das Führungskräfte und Mitarbeiter_innen eigene Denkmuster erkennen und hinterfragen können. Auch eine inklusive Unternehmenskultur, transparente HR-Prozesse sowie Diversity Management sind wichtige Maßnahmen. 

Unconscious Bias: Definition & Bedeutung

Der Begriff „Unconscious Bias“ stammt aus dem Englischen und bedeutet auf Deutsch „unbewusste Voreingenommenheit“. Genauer gesagt sind es automatisierte Denkmuster, die uns helfen, Informationen zu kategorisieren. Es sind Denkprozesse, die zumeist völlig unbewusst ablaufen. Grundlage eines Unconscious Bias können gesellschaftliche Stereotype, aber auch eigene Erfahrungen sein. 

Das Problem von Unconscious Bias ist, dass dadurch verzerrte Beurteilungen entstehen können, durch die bestimmte Personen bevorzugt oder benachteiligt werden. Diese automatischen Denkmuster können damit zu Stereotypiserung und Diskriminierung beitragen.

Ein Gender Bias wiederum bezieht sich auf eine voreingenommene oder diskriminierende Haltung gegenüber Personen aufgrund ihres Geschlechts. Dieser kann nicht nur auf das Unbewusste reduziert werden, sondern wurzelt in struktureller Ungleichheit. Beispiele von Gender Bias sind in vielen geltenden Normen zu finden, da sich diese häufig an Männern orientieren. Ein Beispiel ist die sogenannte Normalbeschäftigung, die von einer Vollzeitbeschäftigung ohne Unterbrechungen ausgeht und der Lebenssituation vieler Frauen widerspricht. Aber auch die ungleiche Entlohnung von Mann und Frau ist ein Beispiel für Gender Bias. 

Arten von Unconscious Bias

Denkmuster haben großen Einfluss auf unser Verhalten und unsere Entscheidungen. Diese unsichtbaren Voreingenommenheiten können in verschiedenen Formen auftreten. Einige Beispiele von Unconscious Bias, die besonders Frauen betreffen können, sind:

  • Affinitätsbias: Es werden Personen bevorzugt, die uns ähnlich sind oder mit denen man Gemeinsamkeiten teilt, wie zum Beispiel Hobbys oder der soziale Background.
  • Halo-Effekt: Dieser sehr häufige Unconscious Bias tritt auf, wenn wir aufgrund einer einzigen positiven Eigenschaft oder Leistung jemanden als insgesamt positiv bewerten. Andere Aspekte des Verhaltens oder der Leistung werden ausgeblendet oder einfach übersehen.
  • Horn-Effekt: Dieser Bias beschreibt das genaue Gegenteil des Halo-Effekts. Aufgrund einer einzigen Erfahrung formen wir uns eine allgemeine negative Meinung über eine Person.
  • Confirmation Bias: Bei dieser Art von Bias suchen wir nach Informationen, die unsere bestehenden Überzeugungen oder Vorurteile bestätigen. Informationen, die dem widersprechen, werden ignoriert.
  • Attribution Bias: Attribution Bias tritt auf, wenn wir das Verhalten anderer Personen aufgrund eines einzigen Attributs falsch interpretieren und ihnen bestimmte Eigenschaften zuschreiben, ohne alle relevanten Faktoren zu berücksichtigen.
  • Gender Bias: Gender Bias bezieht sich speziell auf voreingenommene Einstellungen gegenüber Personen aufgrund ihres Geschlechts.
  • Beauty Bias: Beim Beauty Bias werden attraktiven Menschen positivere Eigenschaften beispielsweise in Bezug auf die Kompetenz zugeschrieben. Das Äußerliche wird also verwendet, um die Kompetenz eines Menschen zu beurteilen.

In welchen Arbeitssituationen kann Unconscious Bias auftreten

Die Gefahr von Unconscious Bias ist, dass bestimmte Mitarbeiter_innen unbewusst bevorzugt und andere benachteiligt werden. Das kann Frauen in ganz verschiedenen Arbeitssituationen betreffen:

Bewerbungsprozess

Unconscious Bias kann dazu führen, dass im Bewerbungsprozess nicht die Qualifikation der Bewerber_innen entscheidend ist. Vielmehr werden andere Attribute im Entscheidungsprozess herangezogen, die zu einer Benachteiligung oder Bevorzugung bestimmter Bewerber_innen führen. Dazu kann beispielsweise das Geschlecht zählen, die ethnische Zugehörigkeit oder andere persönliche Merkmale. 

Leistungsbeurteilung

Unconscious Bias kann die Art und Weise beeinflussen, wie die Leistung von Mitarbeiter_innen bewertet wird. Die Folge davon kann eine unfaire Behandlung oder Benachteiligung bestimmter Mitarbeiter_innen sein. Hintergrund sind tief verwurzelte Rollenzuschreibungen. Frauen werden häufig Eigenschaften wie Fürsorglichkeit und Emotionalität zugeschrieben, Männern wiederum Dominanz und Durchsetzungsvermögen. Das kann dazu führen, dass die Arbeitsleistung von Frauen unterschätzt wird.

Beförderungen

Unconscious Bias kann dazu führen, dass bestimmte Mitarbeiter_innen aufgrund persönlicher Vorlieben oder Stereotype bevorzugt befördert werden und andere wiederum für eine Beförderung gar nicht in Betracht gezogen werden. Das kann Unconscious Bias zu einer großen Hürde oder sogar Barriere für die Karriere von Frauen machen.

Teamarbeit

Unconscious Bias beeinflusst unser tägliches Arbeitsumfeld und kann sich in der Zusammenarbeit mit Kolleg_innen zeigen. So können Personen aufgrund bestimmter persönlicher Merkmale wie der Herkunft oder des Geschlechts beispielsweise als weniger kompetent angesehen werden. Auch hier spielen fest verankerte Stereotype eine sehr große Rolle, die dazu führen können, dass Frauen als weniger kompetent kategorisiert werden als Männer. Das kann zur Ausgrenzung dieser Personen und zu anderen Formen der Benachteiligung führen.

Auswirkungen

Welche Auswirkungen Unconscious Bias auf betroffene Frauen und das Unternehmen hat, wird oft unterschätzt. 

Negative Auswirkungen für Frauen:

  • Geringere Karrierechancen: Unconscious Bias kann negative Auswirkungen auf die beruflichen Aufstiegschancen haben, indem Frauen aufgrund von Vorurteilen benachteiligt werden.
  • Psychisches Wohlbefinden: Resultiert Unconscious Bias in Benachteiligungen oder gar diskriminierenden Erfahrungen, kann das weitreichende Folgen auf das psychische Wohlbefinden der betroffenen Personen haben. 
  • Reduzierte Motivation: Das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, kann sich auf die Produktivität der betroffenen Frauen auswirken, durch eine geringe Motivation und Arbeitszufriedenheit sinkt die Leistung der Mitarbeiter_innen.
  • Schlechtes Arbeitsklima: Auch wenn Vorurteile nicht direkt ausgesprochen werden, sind sie in den sozialen Interaktionen zwischen den Mitarbeiter_innen spürbar und beeinflussen das Arbeitsklima negativ. 
  • Rechtliche Konsequenzen: Werden Mitarbeiter_innen in einem Unternehmen diskriminiert, kann das rechtliche Konsequenzen für das Unternehmen haben, wenn betroffene Frauen entscheiden, Klage einzureichen.

Negative Auswirkungen für Unternehmen: 

  • Entscheidungsprozess: Unconscious Bias führt zu verzerrten oder fehlerhaften Entscheidungen, die verschiedene Unternehmensbereiche betreffen können. Das kann sich negativ auf die Effizienz und Effektivität eines Unternehmens auswirken.
  • Höhere Fluktuation: Gehen Unternehmen nicht aktiv gegen Unconscious Bias vor, kann sich eine ungünstige Unternehmenskultur entwickeln, in der sich Mitarbeiter_innen ungerecht behandelt und nicht wertgeschätzt fühlen. Das kann die Arbeitsleistung der Mitarbeiter_innen mindern und zu einer höheren Fluktuation führen. 
  • Geringere Diversität: Unconscious Bias kann die Vielfalt im Unternehmen einschränken, da bestimmte Gruppen oder Personen aufgrund von Stereotypen und Vorurteilen beim Einstellungsprozess benachteiligt werden.
  • Niedrigere Innovationskraft: Ein Mangel an Vielfalt in der Belegschaft beeinflusst die Innovationskraft eines Unternehmens. Da die Mitarbeiter_innen ähnliche Denkansätze und Perspektiven einbringen, entstehen weniger diverse Lösungen und die Innovationsfähigkeit wird gemindert.
  • Schlechtes Image: Wird Unconscious Bias in einem Unternehmen toleriert, kann sich das negativ auf das Unternehmensimage in der Öffentlichkeit auswirken. Das kann die Geschäftsbeziehungen zu Kund_innen, Geschäftspartner_innen und Investor_innen beeinflussen. Auch besteht die Gefahr, dass potenzielle Mitarbeiter_innen das Unternehmen meiden. 

Strategien zur Bekämpfung von Unconscious Bias

Um Vorurteile und Stereotype am Arbeitsplatz zu erkennen und zu überwinden, sind Strategien zum Vermeiden von Unconscious Bias entscheidend. Durch folgende gezielte Maßnahmen können Unternehmen selbst aktiv werden und Unconscious Bias bekämpfen:

Sensibilisierungstraining und Bewusstseinsbildung

Schulungen und Workshops helfen dabei, die Mitarbeiter_innen über Unconscious Bias aufzuklären, und geben die Möglichkeit, über die eigenen Vorurteile zu reflektieren. Diese Trainings schärfen die Fähigkeit der Mitarbeiter_innen, Denkmuster und Stereotype zu erkennen und zu überwinden. Um Unconscious Bias nachhaltig zu bekämpfen, ist es wichtig, diese Maßnahmen regelmäßig anzubieten. 

Teamdiversität

Vielfalt in der gesamten Belegschaft und eine inklusive Arbeitskultur schaffen nicht nur eine positive Arbeitsumgebung, sondern ermöglichen es, den Einfluss von Unconscious Bias zu minimieren.

Feedbackkultur

Eine Unternehmenskultur, in der Mitarbeiter_innen zu konstruktiver Kritik aufgefordert werden, trägt dazu bei, unbewusste Vorurteile ansprechen zu können. Ziel ist, sich des Unconscious Bias im Unternehmen bewusst zu werden und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Einstellungs- und Beförderungsprozesse

Jegliche Prozesse, die das Personal betreffen, sollten fair und transparent sein. Um keine Personen bei der Einstellung oder Beförderung zu bevorzugen oder zu benachteiligen, können objektive HR-Instrumente und Kriterien implementiert werden.

FAQs

Was ist Unconscious Bias ganz einfach erklärt?

Unconscious Bias sind automatische Denkmuster, die unser Verhalten und unsere Entscheidungen beeinflussen, ohne dass wir es merken. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „unbewusste Voreingenommenheit“.

Wie entsteht Unconscious Bias?

Unconscious Bias entsteht bei Denkprozessen in unserem Gehirn, um die große Fülle an Informationen, die wir verarbeiten müssen, in Kategorien einteilen zu können. Durch diese automatisierten Denkmuster können wir schneller Entscheidungen treffen und rascher in Situationen reagieren. Sie können jedoch auch zu einer verzerrten Wahrnehmung führen, durch die wir Personen benachteiligen oder bevorzugen. 

Gibt es Übungen, um Unconscious Bias entgegenzuwirken?

Aktiv gegen Unconscious Bias kann mittels spezieller Schulungsmaßnahmen vorgegangen werden. Regelmäßige Trainings und Workshops, in denen Mitarbeiter_innen ihre unbewussten Vorurteile reflektieren können, sind wesentlich, um Unconscious Bias nachhaltig entgegenzuwirken.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 12. August 2024