Menstruationsurlaub: Ein Schritt zur Gleichstellung?

Gesundheitliche Probleme können die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen, dazu zählen auch Menstruationsbeschwerden. Einige Länder haben aus diesem Grund einen Menstruationsurlaub gesetzlich verankert. Zusätzlich gibt es weltweit Unternehmen, die auf eigene Initiative die Frauengesundheit fördern und einen Menstruationsurlaub ermöglichen.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Menstruationsurlaub ist eine arbeitsrechtliche Maßnahme, die es Frauen ermöglicht, bei starken Menstruationsbeschwerden nicht zur Arbeit gehen zu müssen.
  • Weltweit führen immer mehr Länder und Unternehmen einen Menstruationsurlaub ein und erkennen damit an, dass Menstruationsbeschwerden die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen können.
  • Der Menstruationsurlaub wird nicht nur positiv gesehen. Es gibt auch Befürchtungen, dass er zu Diskriminierung und Missbrauch der Regelung führen kann.

Was ist ein Menstruationsurlaub?

Ein Menstruationsurlaub ist der rechtliche Anspruch von Frauen, bei Regelbeschwerden bezahlten oder unbezahlten Urlaub zu erhalten bzw. freigestellt zu werden. Im Englischen wird der Menstruationsurlaub als „menstrual leave“ bezeichnet.

Die Einführung eines Menstruationsurlaubs ist ein Schritt, um die Arbeitsbedingungen für Frauen und Männer anzugleichen. Gleichzeitig schafft es Bewusstsein für die gesundheitlichen Herausforderungen, mit denen Frauen aufgrund der Menstruation konfrontiert sind. Das ist besonders für jene Frauen wichtig, die während der Periode an schweren Symptomen wie Krämpfen oder an Endometriose leiden.

Erfahrungsberichte anderer Länder

Einige Länder haben den Menstruationsurlaub bereits gesetzlich verankert. Die genauen Regelungen zu Dauer, Bezahlung und Nachweis durch ein ärztliches Attest sind sehr unterschiedlich.

Seinen Ursprung hat das Konzept in der ehemaligen Sowjetunion, wo bereits im Jahr 1922 ein Menstruationsurlaub für Fabriksarbeiterinnen eingeführt wurde. Fünf Jahre später wurde er in der Sowjetunion wieder abgeschafft.

In Japan wurde der Menstruationsurlaub bereits 1947 gesetzlich festgelegt. Genaue Regelungen zur Dauer und Bezahlung gibt es jedoch nicht. In Indonesien können sich Frauen laut Arbeitsgesetz zwei Tage Menstruationsurlaub pro Monat nehmen. Südkorea ermöglicht es Arbeitnehmerinnen, pro Monat einen Tag Menstruationsurlaub in Anspruch zu nehmen. In Taiwan können Frauen bis zu drei Tage pro Jahr Menstruationsurlaub nehmen, erhalten für diese Zeit jedoch nur den halben Lohn. Auch in Teilen Chinas müssen Frauen während der Menstruation nicht zur Arbeit gehen. 

Als einziges afrikanisches Land hat Sambia 2015 einen Menstruationsurlaub von einem Tag pro Monat eingeführt.

Spanien ist das erste europäische Land, das einen Menstruationsurlaub gesetzlich verankert hat. Frauen mit Regelbeschwerden können von der Arbeit freigestellt werden. Die Dauer der Freistellung ist abhängig von den Symptomen.

In der Schweiz gibt es kein landesweites Gesetz, das einen Menstruationsurlaub vorschreibt, jedoch hat die Stadt Freiburg/Fribourg für Arbeitnehmerinnen, die an starken Regelschmerzen leiden, einen bezahlten Menstruationsurlaub von bis zu drei Tagen pro Monat eingeführt.

So funktioniert der Menstruationsurlaub

Um einen Menstruationsurlaub in Anspruch nehmen zu können, benötigen Arbeitnehmerinnen zumeist eine ärztliche Bescheinigung über ihre Menstruationsbeschwerden. Diese Bescheinigung dient als Nachweis, der dem Arbeitgeber vorgelegt werden muss. Die Regelungen variieren jedoch von Land zu Land stark. In einigen Ländern, dazu zählt beispielsweise Sambia, müssen Frauen, die an Regelbeschwerden leiden, keinen Nachweis erbringen.

Auch die Dauer des Menstruationsurlaubs regelt jedes Land unterschiedlich. Von einem halben Tag bis zu drei Tagen kann der Menstruationsurlaub je nach Land dauern.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Vergütung. Ein Menstruationsurlaub kann sowohl unbezahlt als auch bezahlt sein. Auch hier sind die Regelungen nicht einheitlich, so wird der Menstruationsurlaub beispielsweise in Spanien und der Schweiz vergütet, in Südkorea jedoch nicht.

Aktuelle Lage in Österreich

In Österreich gibt es derzeit keinen gesetzlich verankerten Menstruationsurlaub. Viele Frauen fragen sich daher: „Was tun, wenn man in der Arbeit Periodenschmerzen hat?“

Arbeitnehmerinnen, die an schweren Menstruationsbeschwerden leiden und deshalb nicht arbeiten können, haben in Österreich die Möglichkeit, sich krankschreiben zu lassen. In diesem Fall erfolgt eine reguläre Krankschreibung beim Hausarzt oder der Hausärztin. Der Grund für die Krankschreibung muss in Österreich grundsätzlich nicht angegeben werden. Während der Krankmeldung haben Arbeitnehmer_innen in Österreich Anspruch auf die Weiterzahlung des Entgelts. 

Doch nicht immer ist bei Regelbeschwerden eine Krankmeldung notwendig, auch eine flexible Arbeitszeitgestaltung kann hilfreich sein, um mit den Symptomen besser umgehen zu können. Homeoffice-Lösungen, Remote-Work oder andere moderne Arbeitszeitmodelle ermöglichen es Arbeitnehmerinnen, ihre Arbeitszeit an den Gesundheitszustand und das Energielevel anzupassen.

Unternehmen mit eigenen Maßnahmen

In Ländern ohne gesetzlich verankerten Anspruch, werden Unternehmen immer häufiger selbst aktiv, indem sie für ihre Mitarbeiterinnen betriebsinterne Richtlinien für einen Menstruationsurlaub entwickeln. Solche Initiativen helfen dabei, das Thema Menstruation und Menstruationsbeschwerden im Arbeitsumfeld zu enttabuisieren. So räumt zum Beispiel der Sportartikelhersteller Nike seinen Mitarbeiterinnen bereits seit 2007 eine bezahlte Beurlaubung bei Regelschmerzen ein.

Tipp

Viele Unternehmen bieten mittlerweile flexible Arbeitszeitmodelle, was auch Frauen mit starken Regelbeschwerden hilft.

Die Vor- und Nachteile

Rund um das Thema Menstruationsurlaub ist in der Arbeitswelt eine breite Diskussion entstanden. Aus verschiedenen Gründen wird das Konzept nicht nur positiv, sondern auch kritisch betrachtet.

Vorteile:

  • Förderung der Gesundheit: Ruhezeiten während starker Regelschmerzen ermöglichen für betroffene Frauen die Symptome zu lindern. Das unterstützt langfristig die Gesundheit von weiblichen Angestellten.
  • Höhere Produktivität: Durch die Möglichkeit, sich bei Bedarf während der Periode auszuruhen, können Mitarbeiterinnen im Anschluss wieder produktiver arbeiten.
  • Bewusstseinsbildung und Gleichberechtigung: Ein Menstruationsurlaub für Frauen kann dazu beitragen, die Bedürfnisse von Frauen am Arbeitsplatz anzuerkennen, das Thema der Menstruation zu entstigmatisieren und für mehr Gleichberechtigung zu sorgen.
  • Verbessertes Arbeitsumfeld: Unternehmen, die den Anspruch auf Menstruationsurlaub als Teil einer integrativen Unternehmenskultur sehen, schaffen damit ein verbessertes Arbeitsumfeld. 
  • Berechnung der wirtschaftlichen Folgen: Die Einführung eines Menstruationsurlaubs ermöglicht es, Daten zu diesem Thema zu erheben und eventuelle wirtschaftliche Folgen von starken Menstruationsbeschwerden zu berechnen. 

Nachteile

  • Potenzielle Diskriminierung: Es besteht die Befürchtung, dass Menstruationsurlaub mit einer geringen Leistungsfähigkeit von Frauen verbunden wird. Das kann die Ungleichbehandlung und Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz noch erhöhen.
  • Möglicher Missbrauch: Es besteht die Möglichkeit, dass Mitarbeiterinnen den Menstruationsurlaub ausnutzen könnten, um zusätzliche freie Tage zu erhalten.
  • Krankmeldung als bestehende Lösung: In Österreich gibt es einen rechtlichen Anspruch auf Krankmeldung, wenn im Fall von Unfall oder Krankheit eine Arbeitsunfähigkeit besteht. Das beinhaltet auch starke Regelschmerzen, durch die man der Arbeit nicht nachgehen kann. Daher wird in Österreich die Notwendigkeit eines gesetzlich verankerten Anspruchs auf Menstruationsurlaub für Frauen hinterfragt.

Fazit

Menstruationsurlaub ist ein Thema, das weltweit bereits seit über 100 Jahren diskutiert wird. In Österreich gibt es bisher keinen rechtlichen Anspruch auf Menstruationsurlaub. Es besteht aber die Möglichkeit, sich bei starken Periodenschmerzen krankschreiben zu lassen. 

Der Anspruch auf Menstruationsurlaub für Frauen wird von vielen als ein Schritt zu mehr Gleichberechtigung von Frauen und Männern am Arbeitsplatz gesehen. Gleichzeitig gibt es auch kritische Stimmen zu diesem Konzept. Es wird befürchtet, dass ein Menstruationsurlaub die Diskriminierung von Frauen in der Arbeitswelt intensivieren könnte.

FAQs

Kann man sich wegen der Periode krankschreiben lassen?

In Österreich ist es möglich, sich wegen starker Menstruationsbeschwerden, die die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen, krankschreiben zu lassen. Einen gesetzlichen Anspruch auf den sogenannten Menstruationsurlaub gibt es in Österreich nicht.

Welche Länder bieten bereits einen Menstruationsurlaub?

Einen gesetzlichen Anspruch auf Menstruationsurlaub gibt es in den asiatischen Ländern Japan, China, Südkorea, Taiwan und Indonesien. In Europa ist Spanien das einzige Land, das den Menstruationsurlaub gesetzlich verankert hat. Sambia ist das einzige afrikanische Land, in dem Arbeitnehmerinnen Menstruationsurlaub nehmen können. Zusätzlich gewähren in manchen Ländern Unternehmen auf eigene Initiative hin einen Menstruationsurlaub.

Woher stammt das Konzept des Menstruationsurlaubs?

Seine Wurzeln hat der Menstruationsurlaub in der früheren Sowjetunion und in Japan. Die Sowjetunion setzte dieses Konzept im Jahr 1922 für Fabriksarbeiterinnen um, schaffte es jedoch wenige Jahre später wieder ab. In Japan ist der Anspruch auf Menstruationsurlaub bereits seit 1947 gesetzlich verankert.

Was tun gegen Regelschmerzen in der Arbeit?

Regelschmerzen während der Arbeitszeiten können durch Bewegungspausen, ausreichend Trinken von Wasser und lokale Wärmeanwendungen am Unterleib oder unteren Rücken gelindert werden. Je nach Beschwerden können auch Schmerzmittel eingenommen werden. Auch eine Absprache mit dem Arbeitgeber, zum Beispiel bei starken Regelschmerzen im Homeoffice arbeiten zu können, kann eine große Hilfe und Erleichterung sein. Ein offenes Betriebsklima und Verständnis in Bezug auf Menstruationsbeschwerden ist außerdem hilfreich, um den psychischen Druck bei den Betroffenen zu reduzieren.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 19. September 2024