Equal Pay Day in Österreich: Definition, Berechnung & Wege zu einer gerechten Entlohnung

Jedes Jahr wird für Österreich der Equal Pay Day (EPD) berechnet. 2024 fällt dieser Aktionstag in Österreich auf den 1. November. Der Equal Pay Day macht auf die Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau aufmerksam und gibt an, wie lange Frauen im Jahr gratis arbeiten. Hier finden Sie alle Informationen über die Hintergründe und die Berechnung zum Equal Pay Day in Österreich.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Der Equal Pay Day zeigt an, wie viele Tage Frauen aufgrund der geschlechtsspezifischen Einkommenslücke statistisch gesehen gratis arbeiten. Im Jahr 2024 waren das in Österreich 61 Tage. Der Equal Pay Day fällt daher auf den 1. November.
  • Die Einkommensunterschiede variieren in Österreich je nach Bundesland sehr stark. Daher gibt es für jedes Bundesland einen unterschiedlichen Equal Pay Day. Je größer der Gender-Pay-Gap ist, desto früher im Jahr ist der Equal Pay Day. Die geringste Einkommensschere verzeichnet Wien mit 10,8 %, die höchste Vorarlberg mit 23,4 %. In Wien arbeiten Frauen damit 40 Tage kostenlos, in Vorarlberg sind es 86.

Definition: Was ist der Equal Pay Day?

Der Equal Pay Day ist ein Aktionstag, der die statistischen Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern in Österreich sichtbar macht. Er gibt an, wie viele Tage Frauen im Vergleich zu Männern mehr arbeiten müssen, um das gleiche Jahresgehalt zu erhalten. Der Equal Pay Day 2024 fällt in Österreich auf den 1. November 2024. Frauen haben im Jahr 2024 also in Summe 61 Arbeitstage gratis gearbeitet.

Diesen Aktionstag gibt es nicht nur in Österreich, sondern in vielen Ländern auf der ganzen Welt. Auf welchen Tag der Equal Pay Day in einem Land fällt, hängt davon ab, wie groß die Einkommensschere zwischen Mann und Frau ist.

Pay Gap: So hoch sind die Einkommensunterschiede

Der Equal Pay Day wird für Österreich jährlich berechnet. Hierfür werden die durchschnittlichen Bruttojahresgehälter von ganzjährig vollzeitbeschäftigten Frauen und Männern verglichen: Laut Statistik Austria verdient ein vollzeitbeschäftigter Mann in Österreich im Durchschnitt 59.258 Euro brutto jährlich, der durchschnittliche jährliche Bruttoverdienst einer Frau beträgt 49.438 Euro. Das macht einen Gender Pay Gap von 16,6 Prozent (Jahr 2024).

Eine weitere Methode zur Berechnung des Gender Pay Gaps ist der Vergleich der Brutto-Stundenlöhne von Männern und Frauen. Auf EU-Ebene wird diese Form der Berechnung gewählt. Hier fallen die Einkommensunterschiede in Österreich mit 18,4 Prozent überdurchschnittlich hoch aus - im EU-Schnitt liegt der Gender Pay Gap deutlich niedriger bei 12,7 Prozent (Eurostat 2022).

Der Equal Pay Day variiert jedoch stark je nach Bundesland. Grund sind die unterschiedlichen regionalen Einkommenslücken zwischen Frauen und Männern. Das Bundesland mit dem geringsten Pay Gap ist Wien, während das Bundesland mit der höchsten Einkommenslücke Vorarlberg ist.

Bundesland

Entgeltdifferenz

Equal Pay Day

Anzahl unbezahlter Tage

Wien

10,8 %

22. November

40 Tage

Burgenland 

15,6 %

05. November

57 Tage

Kärnten 

17,2  % 

30. Oktober

63 Tage

Niederösterreich 

16,8  % 

31. Oktober

62 Tage 

Steiermark 

18,5  % 

25. Oktober 

68 Tage 

Salzburg 

18,7 % 

24. Oktober 

69 Tage 

Tirol 

19,5 %

21. Oktober 

72 Tage 

Oberösterreich 

20,7  % 

17. Oktober 

76 Tage 

Vorarlberg 

23,4  % 

07. Oktober 

86 Tage 

Der Equal Pay Day im Laufe der Zeit

Der Equal Pay Day hat seinen Ursprung in den USA, wo Politiker_innen und Aktivist_innen seit den 1960er-Jahren für Einkommensgerechtigkeit kämpften. Sehr bekannt wurde die Aktion „Red Purse“, mit der Frauen durch das Tragen einer roten Handtasche darauf aufmerksam machten, dass die Gehaltsunterschiede zu roten Zahlen in ihren Geldbörsen führten.

In Österreich wird der Equal Pay Day seit dem Jahr 2000 regelmäßig auf Betreiben der Sozialpartner AK und ÖGB begangen. Seitdem hat sich der Equal Pay Day in Österreich zu einer breiten Mitmachkampagne entwickelt.

Im Jahr 2011 führte die Europäische Kommission den ersten Europäischen Equal Pay Day ein, um die europaweiten Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau aufzuzeigen.

Equal Pay Day 2024 Österreich - Vergleich zum Vorjahr

Im Jahr 2024 fällt der Equal Pay Day in Österreich auf den 1. November. Im Jahr 2023 war es ein Tag früher, am 31. Oktober. Im Vergleich zum Jahr 2023 verringerte sich 2024 der in Tagen berechnete Einkommensunterschied österreichweit also um einen Tag.

Gründe für geschlechtsspezifische Einkommensunterschiede

Ein ganz zentraler Faktor beim Thema Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau ist die fehlende Einkommenstransparenz. Informationen über Entlohnungen werden in Österreich kaum dargelegt, weder inner- noch außerbetrieblich.

Arbeitnehmer_innen können eine potenzielle Einkommensdiskriminierung somit meist gar nicht erkennen. Das ist eine ganz große Hürde, um Lohnungleichheiten bekämpfen zu können. Um das zu ändern, wird seit Jahren eine höhere Einkommenstransparenz gefordert.

Seit Juni 2023 gilt in der EU eine neue Richtlinie zur Lohntransparenz. Diese muss in jedem Mitgliedstaat, daher auch in Österreich, innerhalb von drei Jahren umgesetzt werden. Durch diese Richtlinie sollen Arbeitnehmer_innen einen Auskunftsanspruch auf die Entlohnung von Vergleichsgruppen erhalten. Eine Umsetzung der Richtlinie in österreichisches Recht liegt derzeit noch nicht vor.

Strukturelle Faktoren

Zusätzlich führen strukturelle Faktoren dazu, dass Frauen weniger verdienen. Zu diesen strukturellen Gründen zählen:

  1. Branche und Berufswahl: Frauen arbeiten öfter in Branchen und Berufen mit geringeren Verdienstmöglichkeiten als Männer. Dazu zählen beispielsweise das Gesundheits- und Sozialwesen und der Handel. Auch sind Frauen viel seltener in Führungspositionen zu finden als Männer.  
  2. Erwerbsunterbrechung: Frauen unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit häufiger als Männer. Grund dafür ist oftmals die Kinderbetreuung. Das hat für Frauen negative Auswirkungen auf die Lohnentwicklung. Gleichzeitig leisten Frauen sehr viel unbezahlte Arbeit im Haushalt, in der Kinderbetreuung und in der Pflege von Angehörigen.
  3. Hohe Teilzeitquote der Frauen: Der Großteil der Teilzeitjobs ist von Frauen besetzt. Im Vergleich dazu ist die Teilzeitquote der Männer sehr gering, sie arbeiten hauptsächlich in Vollzeit.

All diese strukturellen Gründe sind jedoch keine hinreichende Erklärung für die unterschiedliche Entlohnung von Mann und Frau. Für einen großen Teil der geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede gibt es keine Erklärung. Auch für die gleiche oder gleichwertige berufliche Tätigkeit erhalten Frauen in Österreich häufig weniger Gehalt. Das ist diskriminierend und gesetzlich verboten. Ein weiterer Grund für die Einkommensunterschiede von Mann und Frau liegt somit in der Einkommensdiskriminierung.

FAQs

Was versteht man unter dem Equal Pay Day?

Der Equal Pay Day bezeichnet den Tag, an dem auf die Ungleichheit der Einkommen zwischen Frauen und Männern in Österreich aufmerksam gemacht wird. Er zeigt, wie viel länger Frauen arbeiten müssen, um das gleiche Jahresgehalt wie Männer zu bekommen. An diesem Tag werden von verschiedenen Organisationen Aktionen gesetzt, um auf den geschlechterspezifischen Einkommensunterschied aufmerksam zu machen.

Wann ist der Equal Pay Day in Österreich 2024?

Der Equal Pay Day 2024 fällt in Österreich auf den 1. November. An diesem Tag haben Männer bereits das Einkommen erreicht, für das Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssen. 

Wann war der Equal Pay Day in Österreich 2023?

Der Equal Pay Day 2023 fiel in Österreich auf den 31. Oktober. An diesem Tag hatten Männer bereits das Einkommen erreicht, für das Frauen bis zum Jahresende arbeiten mussten. 

Welche Faktoren tragen zur geschlechtsspezifischen Lohnungleichheit bei?

Die geschlechtsspezifische Lohnungleichheit hat verschiedene Ursachen. Eine davon ist die Überrepräsentation von Frauen in Niedriglohnsektoren. Frauen arbeiten häufiger in Branchen und Berufen, die geringer entlohnt werden. Auch Unterbrechungen in der Erwerbstätigkeit und eine lange Teilzeitbeschäftigung (beispielsweise aufgrund von Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen) tragen zu einer Lohnungleichheit zwischen Mann und Frau bei. Ein weiterer Faktor sind geringere Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Frauen, insbesondere in Führungspositionen. Zudem sind Frauen häufiger von Diskriminierung am Arbeitsplatz betroffen, die sich unter anderem auf die Einstellung, Beförderung und Bezahlung auswirkt.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 21. Oktober 2024