Pongau: Robuster Arbeitsmarkt im Jahr 2024 dank gutem Branchenmix

Die Zahl der arbeitslosen Menschen kletterte im Jahr 2024 auf durchschnittlich 1.789 Menschen, dies entspricht einem Plus von 8,7 Prozent bzw. 143 Personen im Vergleich zum Jahr 2023. In Aus- und Weiterbildungen befinden sich 366 Frauen und Männer (+28,9 Prozent). „In Summe sprechen wir von 2.155 Personen (+11,7 Prozent bzw. 225 Personen), die im Jahresdurchschnitt arbeitslos oder in Schulung waren“, erklärt Thomas Burgstaller, Leiter der AMS-Geschäftsstelle Bischofshofen.


  • Veröffentlicht 27.01.2025
  • Bundesland Salzburg

Die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit beträgt etwa zwei Monate (65 Tage) und verlängerte sich somit im Vergleich zum Jahr davor um fünf Tage.

Die Arbeitslosenquote beträgt 4,5 Prozent, zum Vergleichszeitraum des Vorjahres eine Steigerung um 0,3 Prozentpunkte.

Thomas Burgstaller hält fest, dass trotz des wirtschaftlichen schwierigen Umfeldes viele Arbeitsuchende und Arbeitskräfte weiterhin Arbeitsstellen finden: So wuchs dennoch die Zahl der unselbstständigen Beschäftigten auf 38.267 im Jahresmittel (+0,1 Prozent).

„Der Arbeitsmarkt ist in Bewegung, dies zeigt auch die Zahl der Stellenmeldungen. Im Jahresdurchschnitt waren es 1.183 Stellenausschreibungen, die uns die Pongauer Unternehmen zur Stellenbesetzung in Auftrag gegeben haben“, so Burgstaller.

Unselbstständige Beschäftigung

Nach dem Corona-bedingten Einbruch der Beschäftigung schoss diese 2022 mit einem Wachstum von 5,5 Prozent empor, 2023 ein weiteres Plus um 1,8 Prozent, nun 2024 eine Stagnation des Wachstums – 0,08 Prozent im Jahresdurchschnitt, zulasten der Männer, deren Beschäftigungsentwicklung sinkt um 0,5 Prozent auf 19.999 Beschäftigungsverhältnisse, Frauen hingegen mit einem Wachstum von 0,7 Prozent auf 18.268 Beschäftigte Frauen im Jahresdurchschnitt.

In der Langzeitbeobachtung zeigt sich für den Pongau im Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre ein Plus von 0,9 Prozent - unter Bedacht des Anstieges der Teilzeitarbeit, aber auch der längeren Verweildauer im Erwerbssystem durch die Pensionsreform. Nach Alterskohorten zeigt die unselbstständige Beschäftigung 2024 folgende Struktur: unter-25-jährige Arbeitskräfte -0,9 Prozent, im Alter von 45 bis 49 Jahren eine rückläufige Entwicklung von 0,2 Prozent, Arbeitskräfte „50plus“ ein Wachstum von 1,1 Prozent, 60plus wächst um 17 Prozent.

Die größten Einbußen der Beschäftigung im Jahre 2024 (im Vergleich zu 2023) verzeichneten die Wirtschaftsbereiche „Herstellung von Waren“ mit 1,3 Prozent auf 5.095 unselbstständig Beschäftigte (UB), minus 1,4 Prozent im Bau auf 2.444 UB, 1,6 Prozent Rückgang im Handel auf 5.046 UB sowie 0,9 Prozent in der Beherbergung- und Gastronomie auf durchschnittlich 6.075 UB – dem größten Arbeitgebermarkt in der Region.

Arbeitslosigkeit

Anpassung an die Arbeitskräftenachfrage und Auftragslage – dies zeigt die Arbeitslosenstatistik 2024, in fast keiner Wirtschaftsabteilung im Bezirk gab es einen Rückgang der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Die höchste Zahl an durchschnittlich arbeitslos vorgemerkten Personen registriert man in der Beherbergung – und Gastronomie mit 615 Männer und Frauen, ein Plus zu 2023 um 3,6 Prozent, dies beruht maßgeblich auf das frühe Ende der Wintersaison 2023/2024. Im Bau gab es trotz schwieriger Bedingungen wider Erwarten kaum Zuwächse – mit den Saisonkomponenten waren es 271 von Arbeitslosigkeit betroffene Personen, das ist ein Plus von 5,5 Prozent. Für Thomas Burgstaller ist die Bauwirtschaft eng mit dem Tourismus verbunden, von der Investitionsbereitschaft der Tourismuswirtschaft profitieren der heimische Bau wie auch das Gewerbe maßgeblich. In den Untergliederungen zeigen sich eine rückläufige Arbeitslosigkeit im Hochbau mit minus  6,2 Prozent auf 74 Personen wie auch im Tiefbau mit minus 17,9 Prozent auf 17 Personen. Dem gegenüber schlägt sich im Baunebengewerbe ein Anstieg von 14,5 Prozent auf 180 Betroffene zu Buche. Die Arbeitslosigkeit im Handel kletterte mit plus 13,2 Prozent auf 194 (darunter 110 Frauen) Arbeitslose – Konzerne reduzieren Filialen und Personal.

Anpassung an die Auftragslage führt in der Warenherstellung seit Jahresbeginn zu einer Steigerung der Arbeitslosigkeit – im Jahresmittel ein Plus von 10,8 Prozent bzw. 124 Personen, in der Arbeitskräfteüberlassung beträgt diese 14,7 Prozent. „Ein rascher Aufschwung scheint nicht in Sicht sodass mit einer weiteren Steigerung der Arbeitslosigkeit zu rechnen sein wird“, meint Thomas Burgstaller vom AMS Bischofshofen und verweist darauf, dass in diesen Wirtschaftsbereichen etwa  14 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse bestehen (in Zahlen ausgedrückt mehr als 5.000 Beschäftigte).

Stabil ist die Arbeitslosigkeit in „Gesundheits- und Sozialberufen“ in der Region mit durchschnittlich 72 Personen in der Arbeitslosigkeit (im Gesundheitswesen darunter  26 Personen), bei einem Beschäftigungswachstum von 2,8 Prozent auf mehr als 3.650 Beschäftige mit einem Frauenanteil von etwa 80 Prozent. In der Langzeitbetrachtung zeigt sich ein Beschäftigungswachstum von 21,9 Prozent in den vergangenen fünf Jahren. „Das 2023 eingeführte Pflegestipendium war ein gewichtiger Impuls für Ausbildungen in Gesundheitsberufen. 111 Personen absolvierten bzw. absolvieren ihre Ausbildung über diese Form der Arbeitsmarktförderung. Mit diesem Instrument, das auch 2025 als Ausbildungsschwerpunkt fortgeführt wird, leisten wir als AMS einen wesentlichen Beitrag zur ungebrochenen Arbeitskräftenachfrage“, erklärt Arbeitsmarktexperte Thomas Burgstaller. 

Personenbezogene Arbeitslosigkeitsdaten

Im Jahresschnitt 2024 waren im Pongau 1.789 Personen arbeitslos gemeldet. Über eine Einstellungszusage verfügten bereits wieder 43 Prozent bzw. 772 arbeitslose Personen.

Es waren mehr Männer (981, +79) als Frauen (808, +63) betroffen. Nach Alterskohorten gab es die höchste Steigerung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren mit 9,5 Prozent auf 238 Personen.  Dies erklärt sich für Thomas Burgstaller aus den Erfahrungen, dass junge Menschen in Krisen oft die Ersten sind, die von Unternehmen freigestellt werden. Zieht die Nachfrage wieder an, findet ein Unternehmen leichter jüngere Mitarbeiter_innen. Wenn die Wirtschaft weniger Arbeitskräftenachfrage zeigt - so wie derzeit - werden auch weniger Stellen frei. Auch das trifft diese Gruppe härter, insbesondere Personen ohne Ausbildungsabschluss, hier liegt der Anteil an der Gesamtjugendarbeitslosigkeit bei gut einem Drittel.

Im Alter zwischen 25 und 49 Jahren lag der Anstieg ebenfalls bei, 9,5 Prozent auf 1.014 Personen. Hingegen ist nur ein moderater Anstieg der Arbeitslosigkeit bei Menschen im Alter über 50 Jahren mit 6,7 Prozent auf 537 Männer und Frauen im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.

Die Arbeitslosigkeit inländischer Bürger_innen erhöhte sich um 3,6 Prozent auf 964, bei Bürger_innen mit nicht österreichischer Staatsbürgerschaft war im Arbeitslosenregister ein überproportionales Wachstum von 15,2 Prozent auf 825 Menschen zu verzeichnen.

In Anbetracht der Arbeitslosenzahlen in den genannten Gruppen wiederholt Thomas Burgstaller seinen Appell „in Zeiten von Arbeitslosigkeit in Bildung zu investieren“ und die Vielzahl der Ausbildungsmöglichkeiten des AMS-Kursangebotes oder am freien Bildungsmarkt zur Verbesserung des beruflichen Status zu nutzen, vom niederschwelligen Qualifikationsaufbau bis zur Fachkräfteausbildung.

337 arbeitslose Personen traten 2024 in „Fachkräfteausbildungen“ von der Lehrausbildung (auch im 2. Bildungsweg) bis zum Pflegestipendium, darunter 52,8 Prozent Jugendliche unter 25 Jahren ein. Mehr als zwei Drittel der Absolvent_innen sind binnen 92 Tage nach Absolvierung wieder in Beschäftigung.  

43,5 Prozent der im Jahr 2024 von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen verfügen über keine Berufsausbildung (+1,5 Prozent zu 2023), ihnen standen nur 47,5 Prozent des Stellenangebotes im Jahresdurchschnitt zur Verfügung (minus 7,5 Prozent).

Die Zahl der Personen, die mit gesundheitlichen Einschränkungen behaftet sind, stieg auch 2024 um 5,7 Prozent auf 354 Betroffene an. Die Betroffenheit von Langzeitbeschäftigungslosigkeit stieg im Vergleich zu 2023 um 7,9 Prozent auf 145 Menschen. Eine Benachteiligung bildet sich 2024 durch die reduzierte Arbeitskräftenachfrage ab. Langzeitbeschäftigungslosigkeit geht einher mit gesundheitlicher Problematik, die eine rasche Rückkehr in den Arbeitsmarkt erschweren. So sind mehr als zwei Drittel der Langzeitbeschäftigungslosen Personen mit multiplen Vermittlungseinschränkungen behaftet.

Der Stellenmarkt im Pongau

„Das AMS Bischofshofen ist im Pongau die zentrale Drehscheibe für die Besetzung von offenen Stellen“, weiß Arbeitsmarktexperte Burgstaller. Der Einschaltgrad konnte gegenüber 2023 weiter ausgebaut werden und liegt bei 57 Prozent (*Stand Oktober 24). Das bedeutet, dass von zehn neu geschaffenen Arbeitsstellen sechs Stellen über eine Auftragsmeldung zur Besetzung beim AMS Bischofshofen eingehen und durchschnittlich binnen 55 Tagen (ein Rückgang von 19 Tagen) besetzt werden.

„Vermittlung ab dem 1. Tag der Arbeitslosigkeit zur Verhinderung von langer Arbeitslosen-Phase“ unter diesem Motto wurden neben der eigenaktiven Suche des neuen Arbeitsplatzes 17.500 Vermittlungsangebote an Kund_innen unterbreitet, eine deutliche Steigerung zu 2023. „Das beweist unsere Leistungsstärke als Partner der Pongauer Wirtschaft“, erläutertet der AMS-Bischofshofen-Leiter.

2024 wurden dem Pongauer AMS 8.611 offene Stellen zur Besetzung gemeldet, ein geringfügiges Wachstum um 0,7 Prozent bzw. 58 Stellenaufträgen. Im Jahresdurchschnitt lag der Bestand an sofort verfügbaren, offenen Stellen um 18,4 Prozent unter dem Wert des Vorjahres, nämlich bei 1.183 Stellenangeboten. Am stärksten war die Nachfrage an Arbeitskräften in Dienstleistungsberufen mit 7.868 Stellenmeldungen (+2,8 Prozent), darunter die „Beherbergung und Gastronomie“ mit 4.596 Meldungen (+4 Prozent), dies unterstreicht die zentrale Rolle der Tourismuswirtschaft im Pongau.

Neben der Vielzahl an überregionalen Vermittlungsaktivitäten, wie dem Projekt b.mobiledem Lehrhotel Pongau, der europäischen Arbeitsvermittlung konnten der Tourismuswirtschaft im Rahmen der befristeten Zulassung von Arbeitskräften aus Drittstaaten (§5 Kontingent) mehr als 1.500 Saisonbewilligungen (Winter und Sommerfremdenverkehr) verfügbar gestellt werden. Deutlicher Anstieg ist bei den „Rot Weiß Rot“ Karten für Fachkräfte  115 Erteilungen im Jahre 2024, darunter zwei Drittel in Dienstleistungsberufen.

Lehrstellenmarkt

Auch im Jahr 2024 bleibt die Lehrstellenlücke trotz verstärkter Anstrengungen des AMS auf hohem Niveau. Im Jahresdurchschnitt standen 25 lehrstellensuchende Jugendliche (+7) 195 sofort verfügbaren Lehrstellen (-42) für den beruflichen Erst- oder Wiedereinstieg zur Verfügung.

Mit unserem BerufsInfozentrum (BIZ) bieten wir veränderungsinteressierten arbeitslosen Personen unabhängige und kostenneutrale Beratung durch unsere Arbeitsmarkt-Expert_innen. Im Jahr 2024 nutzten mehr als 1.000 Personen, darunter mehr als ein Drittel Jugendliche und junge Erwachsene dieses Angebot, knapp 70 Prozent dieser Beratungen mündeten in Ausbildung und/oder direkte Beschäftigung.

Ein Schwerpunkt im „BIZ“ stellt die Schulklassenbetreuung dar. Berufs-Ersteinsteiger_innen aus den 7. und 8. Klassen der Mittelschulen, der polytechnischen Schulen und auch erstmals der AHS nützten die vielfältigen Informations- und Beratungsangebote zur „Berufs- und Arbeitswelt“.Mit dem Projekt „Berufe erleben“, das gezielt an die Schulen adressiert ist, bieten wir in Zusammenarbeit mit den regionalen Unternehmen „Berufsorientierung im Echtbetrieb“ an.  Dies ein weiterer Baustein in der Fachkräftestrategie des AMS.  Im Jahr 2025 werden die Berufsorientierung um zahlreiche Maßnahmen und Umsetzungen im Bereich Digitalisierung und Green Transition weiterentwickeln. 

Ausblick 2025

Eine Trendwende zeichnet sich derzeit nicht ab - Die anhaltend schwache Wirtschaftsentwicklung zog einen merklichen Anstieg der Arbeitslosenquote im Jahr 2024 nach sich und wird sich 2025 fortsetzen. „Wir rechnen im Jahr 2025 mit branchenunterschiedlich abgeschwächter Arbeitskräftenachfrage, bei annähernd gleicher Zugangs- und Abgangsdynamik in und aus Arbeitslosigkeit. Im Jahr 2025 setzen wir noch stärker auf Ausbildung und Qualifizierung, um insbesondere Arbeitslosigkeit bei Personen ohne Ausbildungsabschluss zu senken. Durch den Ausbau unserer Angebote für ‚Fachkräfteausbildungen‘ tragen wir zugleich zur Besetzung offener Stellen bei. Die Betreuung und Wiedereingliederung inhomogener, teilweise mit Mehrfachproblematiken konfrontierter Personengruppen nimmt einen wesentlichen Stellenwert ein“, erklärt Thomas Burgstaller.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 28. Januar 2025