Arbeitsprogramm 2025
Proaktives Handeln in einem herausfordernden Umfeld
Programmschwerpunkte
Der Start ins neue Jahr ist von wirtschaftlicher Unsicherheit geprägt. Das Wirtschaftswachstum bleibt auf niedrigem Niveau, und exportorientierte Länder sehen sich mit zunehmenden Herausforderungen konfrontiert. Gleichzeitig steigen die Arbeitslosenzahlen kontinuierlich an. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass Menschen aller Qualifikationsniveaus betroffen sind und die Langzeitarbeitslosigkeit zunimmt. Diese Entwicklung erfordert entschlossenes Handeln, um den Abwärtstrend zu stoppen und insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene frühzeitig zu unterstützen.
"Wir setzen in diesem Jahr klare Schwerpunkte zur Verhinderung von Jugendarbeitslosigkeit und zur Stabilisierung von Langzeitbeschäftigungslosigkeit", betont AMS-Landesgeschäftsführerin Iris Schmidt. "Unser Ziel ist es, arbeitslosen Menschen bereits am ersten Tag ihrer Arbeitslosigkeit Perspektiven zu bieten." Um diesem Anspruch gerecht zu werden, setzt das AMS OÖ auf eine kompetenzbasierte Vermittlung durch qualifizierte Beraterinnen und Berater. Durch gezielte Maßnahmen und individuelle Betreuung werden Arbeitsuchende bestmöglich auf ihren Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt vorbereitet. "Die Stabilisierung des Arbeitsmarkts und die nachhaltige Integration von arbeitslosen Menschen stehen im Fokus unserer Arbeit", so Schmidt weiter. "Mit diesem Ansatz leistet das AMS OÖ einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung des Arbeitsmarktes und zur langfristigen Sicherung von Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region."
Angesichts des konjunkturellen Umfelds schlägt sich das Industriebundesland Oberösterreich noch relativ gut: Mit 4,9% liegen wir deutlich unter dem Bundesschnitt (7,0%) auf Platz 3 des Bundesländerrankings. Doch wichtige Indikatoren zeigen eine ungünstige Entwicklung:
- Sinkende Beschäftigung (-4.548)
- Steigende Arbeitslosigkeit (+5.226)
- Rückgang der offenen Stellen (-6.922)
Budgetsituation
Das AMS OÖ startet mit einem Übergangsbudget von € 157,4 Mio. ins neue Jahr (Vorjahr: € 160,9 Mio.). "Rechnet man die Teuerungsrate und die gestiegenen Arbeitslosenzahlen mit ein, sind diese Einschnitte schmerzhaft", erläutert Schmidt. "Zu unseren eigenen Arbeitsschwerpunkten werden jedoch neue Zielvorgaben einer künftigen Regierung hinzukommen. Wir erwarten aber, dass diese entsprechend finanziell dotiert werden."
upperWORK - Zusammenarbeit aller Stakeholder
Das AMS OÖ begegnet den aktuellen Herausforderungen am Arbeitsmarkt mit gezielten Interventionen. Im Rahmen von upperWORK - dem strategischen Standortprogramm für Arbeit in Oberösterreich - arbeiten wir eng mit dem Land Oberösterreich, den Sozialpartnern, Unternehmen, Bildungsträgern sowie sozialen und wirtschaftlichen Akteuren zusammen. Dadurch können Qualifizierungsmaßnahmen gezielter umgesetzt und arbeitsmarktpolitische Herausforderungen effizienter adressiert werden - insbesondere in den Bereichen Jugendbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und Wiedereinstieg. "Unser Ziel ist es, gemeinsam mit allen Stakeholdern den Arbeitsmarkt aktiv zu gestalten, Chancen zu maximieren und nachhaltige Perspektiven zu schaffen", so Schmidt abschließend.
Bei den Ausbildungsangeboten setzt das AMS OÖ heuer Schwerpunkte in diesen vier Bereichen:
- Digitalisierung (z.B. CODERS.BAY, Digital Pioneers, SmartUp)
- Umwelt/Nachhaltigkeit (z.B. Umweltstiftung, ÖkoTech-Akademie, Elektropraktiker_innen, Frauen in MINT-Berufen)
- Pflege (z.B. Implacementstiftungen, Pflegestipendium)
- Unternehmensnahe Qualifizierungen (z.B. Arbeitsplatznahe Qualifizierung, Lehre für Erwachsene)
Early Intervention
"Jeder Kunde und jede Kundin erhält ab dem ersten Tag der Arbeitslosigkeit ein Angebot in Form einer offenen Stelle oder eines Beratungs- und Betreuungsangebots“, unterstreicht der stv. Landesgeschäftsführer Markus Litzlbauer. "Rasche Interventionen - besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen - werden 2025 ein wesentlicher Baustein der aktiven Arbeitsmarktpolitik in Oberösterreich sein. Die Kombination aus frühzeitiger Unterstützung, regelmäßiger Beratung und einer konsequenten, aber gleichzeitig wohlwollenden Begleitung soll die jungen Erwachsenen auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt optimal unterstützen."
Für die Gruppe der Langzeitbeschäftigungslosen werden umfassende Wiedereingliederungspläne entwickelt, die neben einer beruflichen Qualifikation auch psychosoziale Unterstützung enthalten. Ein längerfristiges Beratungsprogramm (fit2work) soll hier ein markanter Meilenstein in der Beratung werden.
Kompetenzbasierte Vermittlung
Gemeinsam mit den Mitgliedern des Landesdirektoriums des AMS OÖ wurde das Landesziel für die Jahre 2024 und 2025 erarbeitet. Unter dem Titel 'Arbeitsplatz-analysierte Vermittlung im Zeichen der Transformation' wurde ein Projekt initiiert, das Personen und Unternehmen gleichermaßen auf dem Weg in Richtung kompetenzbasierte Vermittlung unterstützt.
"Wir bieten den Unternehmen eine interdisziplinäre Beratung durch Mitarbeitende aus den Bereichen Service für Unternehmen, Service für Arbeitskräfte und Arbeitsmarktförderung", erläutert Litzlbauer. "Wir 'dekonstruieren' quasi die Arbeitsplätze und analysieren die dafür nötigen Fertigkeiten und Fähigkeiten. Damit ermöglichen wir eine passgenaue Vermittlung und erheben den Bedarf an nötigen Qualifizierungen."
Der ursprüngliche Fokus auf die beiden Branchen Kunststoff und Abfallaufbereitung wurde in Abstimmung mit den Mitgliedern des Landesdirektoriums aufgrund der sich eintrübenden Konjunktur verworfen und auf alle Branchen ausgeweitet.
Daniel Mühlböck - ÖGB Oberösterreich, Mitglied des AMS-Landesdirektoriums: Arbeitsuchende leiden unter verfehlter Arbeitsmarktpolitik
Die Arbeitslosigkeit steigt seit Monaten massiv durch die anhaltende Rezession. Herausforderungen wie Digitalisierung, ökologische Transformation und demografische Entwicklung sind bekannt. Umso unverständlicher sind die Kürzungen der Bundesregierung bei der Arbeitsmarktpolitik. Staatliches Handeln ist jetzt notwendiger denn je. Trotzdem hat die Regierung für 2025 weniger Mittel für das Förderbudget des AMS bereitgestellt – und für 2026 sind noch drastischere Kürzungen geplant. Zudem reduziert man das AMS-Personal.
Seit etwa einem Jahr appellieren wir als Arbeitnehmer:innenvertretung wiederholt an die Bundesregierung, die Budget- und Personalmittel für das AMS zu erhöhen. Denn nur die Bundesregierung kann die Höhe der AMS-Mittel festlegen. Budgetbeschlüsse in den AMS-Gremien betreffen lediglich die Verteilung des Budgets auf unterschiedliche Aufgaben, Zielgruppen und Regionen. Um den Protest gegen die verantwortungslosen Kürzungen des AMS-Budgets und -Personals zu zeigen, haben sich ÖGB und Arbeiterkammer bei der Abstimmung über das Arbeitsprogramm 2025 im Landesdirektorium der Stimme enthalten.
Wir müssen in die Ausbildung unserer Jugendlichen investieren, damit sie den Anforderungen in den Betrieben gewachsen sind und mit neuen Technologien vertraut werden. Mit den derzeit verfügbaren Mitteln ist ein erfolgreicher Kampf gegen die steigende Jugendarbeitslosigkeit nicht möglich.
Gleiches gilt für die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit. Durch die Rezession sind die Arbeitsmarktchancen benachteiligter Gruppen drastisch gesunken, und mit zunehmender Dauer verfestigt sich die Arbeitslosigkeit.
Qualifizierung ist ein wirksamer Hebel, um die Arbeitsmarktchancen nachhaltig zu verbessern. Mit Budgetkürzungen lässt sich der zunehmende Weiterbildungsbedarf bei Weitem nicht abdecken. Die geplante Abschaffung der Bildungskarenz würde die Problematik weiter verschärfen.
Auch die Beschäftigten des Arbeitsmarktservice leiden unter dem gesunkenen Förderbudget. Weniger Personal erhöht den Arbeitsdruck und gefährdet die Qualität der Beratungsleistung. Das führt zu Frustration auf beiden Seiten des Beratungstischs.
Unser Ziel ist, dass das AMS seine Arbeit so erledigen kann, dass möglichst wenige Menschen nachhaltig von Arbeitslosigkeit betroffen sind und die Chance erhalten, solide auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Investitionen ins AMS sind Investitionen in den Wirtschaftsstandort. Mit gut und richtig ausgebildeten Arbeitnehmer:innen sinken die volkswirtschaftlichen Kosten von Arbeitslosigkeit, und der Wirtschaft stehen die Arbeitskräfte zur Verfügung, die sie für die digitale und ökologische Transformation braucht.
Wir erneuern unseren Appell an die künftige Regierung, rasch zu handeln, um die Versäumnisse der scheidenden Regierung zu kompensieren und in die Arbeitsmarktpolitik zu investieren.
Mag. Thomas Buchegger - Industriellenvereinigung Oberösterreich, Mitglied des AMS-Landesdirektoriums: Innovations- und Qualifizierungsoffensive als Antwort auf die herausfordernde Arbeitsmarktlage
Das vergangene Jahr stellte den Arbeitsmarkt in Oberösterreich vor erhebliche Herausforderungen. Als Industriebundesland Nummer 1 in Österreich spürt Oberösterreich die Folgen der Rezession - insbesondere in der Industrie - besonders stark. Trotz dieser Umstände entwickelte sich der oberösterreichische Arbeitsmarkt zunächst vergleichsweise robust, ehe gegen Jahresende ein überdurchschnittlicher Anstieg an Arbeitslosigkeit einsetzte. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Trend im Jahr 2025 fortsetzen wird.
Österreich befindet sich in der längsten Rezession seit 1945 nicht infolge konjunktureller Probleme, sondern aufgrund des Verlusts an internationaler Wettbewerbsfähigkeit und braucht dringend ein standortpolitisches Rettungspaket. Überbordende Bürokratie, hohe Energiekosten, eine hohe Steuer- und Abgabenlast und in den letzten Jahren immens gestiegene Lohnstückkosten bringen die exportorientierte Industrie enorm unter Druck. Anmeldungen zum Frühwarnsystem und Freisetzungen sind Konsequenz daraus. Hohe Personalkosten sind nur durch einen ebenso hohen Innovations-, Produktivitäts- und Qualitätsvorsprung am Markt wieder verdienbar. Eine Innovations- und Qualifizierungsoffensive muss die Antwort sein, alle Potenziale der Aus- und Weiterbildung am Arbeitsmarkt sind zu forcieren.
Das AMS Oberösterreich hat sich seit dem Antritt der neuen Landesgeschäftsführung im Mai 2023 sehr positiv weiterentwickelt und gilt nicht zuletzt auch aufgrund einiger erfolgreicher Initiativen als Role Model für die anderen AMS-Landesorganisationen. Mit diesem Elan wird auch der aktuell steigenden Arbeitslosigkeit entgegengetreten. Der hohe Anteil an Personen ohne Berufsabschluss zeigt deutlich, dass weiterhin eine Qualifizierungslücke besteht, die geschlossen werden muss. Dazu ist es notwendig, möglichst rasch die für die ehestmögliche Wiederaufnahme von Beschäftigung notwendigen Qualifizierungsbedarfe des einzelnen zu erkennen und effizient zu schulen. Um ein Ausscheiden aus dem Erwerbsprozess und dem Arbeitsrhythmus gar nicht erst entstehen zu lassen und damit nachhaltig Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern, sind insbesondere betriebsnahe Schulungsformen zu forcieren. Durch passgenaue Angebote müssen verfügbare Arbeitskräfte bedarfsgerecht ausgebildet und nachhaltig in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden. Gerade in herausfordernden, von steigender Arbeitslosigkeit geprägten Zeiten, ist es von zentraler arbeitsmarktpolitischer Bedeutung, Menschen aller Altersgruppen für neue Herausforderungen 'job-fit' zu machen.
Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung gilt es - trotz der aktuell herausfordernden Lage – den mittelfristig in allen Bereichen steigenden Mangel an Arbeitskräften nicht aus den Augen zu verlieren. Anreize zu Arbeitsaufnahme, zur Erhöhung der Arbeitszeit bei Teilzeit und zur Leistung von Überstunden müssen gesetzt werden. Die Industriellenvereinigung Oberösterreich begrüßt daher das im Arbeitsprogramm 2025 definierte Ziel des AMS OÖ, dem Teilzeittrend insbesondere durch ausführliche Beratung und Sensibilisierung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern über die Möglichkeiten der Aufstockung sowie der späteren Auswirkungen von (lebenslanger) Teilzeitarbeit entgegenzutreten.
2025 wird konjunkturell ein weiteres schwieriges Jahr für den heimischen Arbeitsmarkt. Fehlendes Wirtschaftswachstum führt auch immer zu rückläufigen Einnahmen für den Staatshaushalt und damit zu steigendem budgetärem Druck. Für das AMS bedeutet das, in puncto Effizienz, Innovation und Flexibilität einen weiteren Verbesserungsschritt zu setzen.
Diese Seite wurde aktualisiert am: 05. Februar 2025