Jugendarbeitslosigkeit im Fokus: Aura++“ bringt junge Perspektiven in die Denkwerkstatt
AMS Tirol und arbeit plus Tirol setzen mit dritter Ausgabe des Zukunftsdialogs starke Impulse für neue Wege in der Arbeitsmarktpolitik
In Hinblick auf den Tag der Arbeitslosen fand am 28. April 2025 im AMS Tirol bereits zum dritten Mal die Veranstaltungsreihe „Denkwerkstatt trifft Zukunftsdialog“ statt. Im Zentrum des diesjährigen Abends stand das Thema Jugendarbeitslosigkeit – eine Herausforderung, die sich für viele junge Menschen immer häufiger als strukturelles Hindernis beim Übergang von der Schule ins Berufsleben zeigt.
Unter dem diesjährigen Motto „Aura++“ – angelehnt an das Jugendwort des Jahres – versammelten sich Fachleute aus Bildung, Sozialarbeit und Arbeitsmarktintegration gemeinsam mit Jugendlichen im Saal Nordkette des AMS Tirol. Ziel war es, durch Impulse, Beiträge und eine Fishbowl-Diskussion[1] neue Perspektiven und konkrete Ideen zur Verbesserung der Situation junger Arbeitssuchender zu entwickeln.
Stimmungsbild – Wo drückt der Schuh?
Zum Auftakt zeichnete Jugendanwalt Lukas Trentini ein differenziertes Stimmungsbild der aktuellen Lebensrealitäten junger Menschen und schuf eine inhaltlich fundierte und emphatische Grundlage für das nachfolgende moderierte Podiumsgespräch.
Er betonte die Verantwortung von Erwachsenen in Bezug auf die Bildungschancen und die Potentialentfaltung von Jugendlichen: „Wir sind als Erwachsene immer wieder neu gefordert Jugendlichen ein ernsthaftes Gegenüber zu sein, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, ihnen zuzuhören, an sie zu glauben und mit ihnen in Beziehung zu treten; ganz egal in welcher Rolle, sei es als Eltern, als Lehrpersonen, als Sozialarbeiter*innen, als Berater*innen oder als Jugendarbeiter*innen. Dann können junge Menschen ihr Potential voll entfalten.“
Jugendliche im Dialog mit Expert_innen
Ein besonderes Highlight des Abends war die direkte Beteiligung junger Menschen. Gemeinsam mit Kurt Hofer (Experte für Erwachsenenbildung und Projektentwickler der ibis acam Bildungs GmbH), Martina Wolf-Kuntner (Geschäftsführerin Horuck), Philipp Möller (Sozialarbeiter und Leiter ARGE Jugendcoaching Tirol), Daniela Dierl (Jugendberaterin AMS Innsbruck), Constanze Hodes-Kerschbaumer (Psychologin und Abteilungsleiterin der Jugendberatung im AMS Innsbruck) erzählten die beiden jungen Menschen über ihre Erfahrungen.
„Aura++ steht für Potenzial“
„Viele junge Menschen bringen eine enorme Ausstrahlung und Motivation mit – aber oft fehlt es an gezielten Unterstützungsangeboten, um dieses Potenzial zu entfalten“, so Sabine Platzer-Werlberger, Geschäftsführerin des AMS Tirol. Gemeinsam mit Melanie Spangler, Geschäftsführerin von arbeit plus Tirol betonte sie die Wichtigkeit, innovative Formate zu fördern, die sowohl Austausch als auch Umsetzung ermöglichen.
Spangler: „Gerade junge Menschen brauchen Räume, in denen ihre Stimmen gehört, ihre Potenziale gesehen und ihre Herausforderungen ernst genommen werden. Die Veranstaltung hat eindrucksvoll gezeigt: Wenn Jugendliche, Entscheidungsträger_innen und Praktiker_innen in einen echten Dialog treten, entstehen nicht nur neue Perspektiven – sondern auch konkrete Schritte hin zu mehr Chancengerechtigkeit.“
Ergebnisse mit Wirkung
Wie bereits in den vergangenen Jahren soll es auch bei dieser Veranstaltung nicht bei Ideen bleiben. So entstehen derzeit konkrete Folgeprojekte auf Basis der bisherigen Denkwerkstätten, etwa Pilotmodelle in sozialökonomischen Betrieben oder neue Trainingsarbeitsplätze, die schrittweise in den regulären Arbeitsmarkt überführen.
„Die Denkwerkstatt ist mehr als eine Diskussionsplattform. Sie ist ein Labor für mutige Gedanken, die in Maßnahmen münden können – und müssen“, so Platzer-Werlberger. „Wir haben uns als Wunsch und Auftrag mitgenommen, die bestehenden Maßnahmen weiterzuentwickeln und uns um mehr Plätze zu bemühen. Wir werden uns weiterhin verantwortlich dafür fühlen, die Zusammenarbeit im System zu pflegen und voranzutreiben. Offenheit, Zuwendung und Vertrauen in die jungen Menschen zeichnen dabei die Werte aus, die für alle Beteiligte zentral sind.“
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Kreisförmig angeordnete Diskussionsrunde, bei der ein Stuhl frei bleibt, den
Interessierte aus dem Publikum einnehmen können.
Fakten zum Tiroler Arbeitsmarkt:
Die andauernde Rezession hat auch in Tirol zu einem spürbaren Abbau von Arbeitsplätzen geführt. Besonders stark von der steigenden Arbeitslosigkeit betroffen waren dabei Jugendliche und junge Erwachsene. Sie sind in vielen Fällen die ersten, die ihren Job verlieren und der Einstieg ins Berufsleben gestaltet sich in Krisenzeiten deutlich schwieriger.
Im 1. Quartal 2025 waren im Durchschnitt um +527 Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren mehr arbeitslos vorgemerkt als vor zwei Jahren (im 1. Quartal 2023). Insgesamt waren im 1. Quartal 2025 durchschnittlich 2.178 junge Menschen unter 25 Jahren beim Arbeitsmarktservice Tirol arbeitslos vorgemerkt. Das entspricht einem überdurchschnittlichen Anstieg um +31,9%.
Besonders deutlich ist die Arbeitslosigkeit bei den Frauen unter 20 Jahren gestiegen (+68,6%). Auch die Jugendarbeitslosigkeit von zugewanderten Menschen aus anderen EU-Mitgliedstaaten (+53,5%) und sonstigen Drittstaaten (+60,8%), aber auch von jungen Österreicher_innen mit dokumentiertem Migrationshintergrund (+45,7%), ist in den letzten 2 Jahren besonders stark angewachsen.
Spürbar war diese negative Entwicklung auch am Lehrstellenmarkt. Der Bestand der Lehrstellensuchenden (sofort verfügbar, ohne Einstellzusage, unter 25 Jahre) ist im 1. Quartal 2025 im Vergleich zum 1. Quartal 2023 um +34,5% von 327 auf 440 gestiegen. Insbesondere in den Bezirken Innsbruck (+79) und Kufstein (+40) waren deutlich mehr Lehrstellensuchende vorgemerkt als vor 2 Jahren.
[1] Kreisförmig angeordnete Diskussionsrunde, bei der ein Stuhl frei bleibt, den Interessierte aus dem Publikum einnehmen können.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 29. April 2025