Der Tiroler Arbeitsmarkt - Bilanz 2024 und Ausblick 2025
Mehr Arbeitslose, aber auch viele neue Jobs Anstieg der Arbeitslosigkeit bei gleichzeitigem Beschäftigungsrekord und Fachkräfteengpass prägen den Tiroler Arbeitsmarkt im Jahr 2024
Gemischte Bilanz für das Jahr 2024
Im Vergleich zum Vorjahr ist die durchschnittliche Zahl der Arbeitslosen um +9,3 % auf 16.027 gestiegen. Die Anzahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Stellen ist um -11,3 % auf 7.120 gesunken, bleibt im langjährigen Vergleich aber weiterhin auf einem hohen Niveau. Nie zuvor waren in Tirol so viele Menschen unselbstständig beschäftigt wie im Jahr 2024. Die unselbständige Beschäftigung (über 358.000 Beschäftigungsverhältnisse) ist auf einem Rekordhoch. Die Arbeitslosenquote betrug 4,3 %. Nach den Ausnahmejahren 2022 und 2023 ist das der niedrigste Wert seit dem Jahr 1984 (3,8 %). Die Langzeitbeschäftigungslosigkeit ist um +11,8 % auf 1.801 Betroffene gestiegen. 11,2 % aller Arbeitslosen waren in Tirol im Jahresdurchschnitt 2024 langzeitbeschäftigungslos. Das ist der geringste Wert im Bundesländervergleich (Ö: 27,7 %).
„Die hohe Inflation und die Wirtschaftsflaute haben im Jahr 2024 deutliche Spuren am Tiroler Arbeitsmarkt hinterlassen. Die Arbeitslosigkeit ist fünfzehn Monate in Folge gestiegen. Dennoch blieb die Arbeitslosenquote auf relativ niedrigem Niveau.“ Sabine Platzer-Werlberger, Landesgeschäftsführung AMS Tirol
Ausblick für 2025 verhalten
Die Prognose für den Tiroler Arbeitsmarkt im Jahr 2025 fällt auch aufgrund der aktuellen Krisenstimmung und der strukturellen Herausforderungen verhalten aus. Die Arbeitslosigkeit (+0,9 %) und die Arbeitslosenquote werden im Vorjahresvergleich voraussichtlich leicht steigen. Auch die unselbstständige Beschäftigung wird aufgrund der zunehmenden Erwerbsbeteiligung von älteren Arbeitskräften und Frauen und einer anhaltend starken Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland weiter zunehmen (+1,4 %).
„Der Tiroler Arbeitsmarkt befindet sich im Umbruch. Der Strukturwandel und die demografische Entwicklung sind dabei die wesentlichen Treiber und der Engpass an Fachkräften wird die größte Herausforderung am Tiroler Arbeitsmarkt bleiben. Für die kommenden Monate gehen wir von einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit aus. Eine Trendwende ist erst zur Jahresmitte 2025 in Sicht. Im Vergleich mit den anderen Bundesländern dürfte Tirol aber von einem starken Dienstleistungssektor und einer guten Buchungslage im Tourismus profitieren.“ Sabine Platzer-Werlberger, Landesgeschäftsführung AMS Tirol
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Der Tiroler Arbeitsmarkt im Dezember 2024
Mit Stichtag 31.12.2024 sind in Tirol 16.775 Personen arbeitslos. Im Vergleich zum Vorjahr sind das um +961 Menschen mehr (+6,1 %). 34,0 % der arbeitslos vorgemerkten Personen haben aktuell eine Einstellzusage von einem Betrieb. 69,1 % sind kürzer als 3 Monate arbeitslos und 42,2 % haben maximal einen Pflichtschulabschluss. Österreichweit ist die Arbeitslosigkeit um +7,1 % gestiegen und aktuell gibt es in Österreich 352.873 Arbeitslose. [Arbeitslose im Dezember 2019: 15.783 | 2020: 38.727 | 2021: 16.889 | 2022: 15.245 | 2023: 15.814 | 2024: 16.775]
Bei 16.775 Arbeitslosen und geschätzten 369.000 unselbständig Beschäftigten betrug die Arbeitslosenquote im Dezember 2024 in Tirol 4,3 %. Zusätzlich zu den arbeitslos Vorgemerkten waren 2.369 Personen am 31.12.2024 in Schulungsmaßnahmen des AMS Tirol. Das sind im Vorjahresvergleich um +238 Personen oder +11,2 % mehr.
- Arbeitslosigkeit gestiegen ↑ +961 | +6,1 % auf 16.775 Personen
- Beschäftigung stabil ↔ +0.000 | +0,0 % auf 369.000
- unselbständig Beschäftigte Arbeitslosenquote gestiegen ↑ +0,2 %-Punkte auf 4,3 %
Frauen stärker vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen
Ende Dezember verzeichnete Tirol einen Anstieg der Arbeitslosigkeit bei beiden Geschlechtern. Die Zahl der arbeitslos vorgemerkten Personen erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr bei den Frauen (+16,1 %) deutlich stärker als bei den Männern (+1,6 %). Insgesamt waren 5.669 Frauen und 11.106 Männer ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote der Frauen liegt mit 3,1 % deutlich unter jener der Männer (5,5 %). Bei den Frauen stieg die Arbeitslosenquote mit einem Plus von 0,4 Prozentpunkten spürbar stärker als bei den Männern (+0,1 %-Punkte).
Sinkende Arbeitslosigkeit am Bau, spürbarer Anstieg in der Warenherstellung
Die Arbeitslosigkeit ist im Vergleich zum Vorjahr in fast allen Branchen gestiegen. Besonders stark erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen in der Warenherstellung (+322 bzw. +22,5 %), im Handel (+250 bzw. +11,7 %), im Gesundheits- und Sozialwesen (+213 bzw. +24,9 %), in der Beherbergung und Gastronomie (+149 bzw. +10,2 %) und bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+97 bzw. +26,1 %). In der Baubranche liegt die Arbeitslosigkeit hingegen spürbar unter dem Niveau des Vorjahres (-476 bzw. -10,5 %). Von den 4.057 Arbeitslosen in der Baubranche haben aktuell 78,4 % eine Einstellzusage von einem Betrieb.
Anzahl der offenen Stellen geht weiter zurück
Ende Dezember waren beim AMS Tirol insgesamt 6.743 offene Stellen zur sofortigen Besetzung gemeldet. Im Vorjahresvergleich ist die Anzahl der offenen Stellen um -16,2 % bzw. -1.300 gesunken. Am stärksten rückläufig ist die Anzahl der offenen Stellen im Einzelhandel (-482) und in der Beherbergung (-247). In der Arbeitskräfteüberlassung sind um +247 offene Stellen mehr gemeldet als im Vorjahr. Der ungedeckte Personalbedarf ist aktuell mit 1.319 offenen Stellen in der Beherbergung und im Einzelhandel (972) am stärksten ausgeprägt. Die in absoluten Zahlen am stärksten nachgefragten Berufe sind Kellner_innen (618) und Gaststättenköch_innen (510). [Offene Stellen (sofort verfügbar) im Dezember 2019: 6.054 | 2020: 2.751 | 2021: 9.771 | 2022: 9.794 | 2023: 8.043 | 2024: 6.743]
Wieder knapp 2.000 Menschen von Langzeitbeschäftigungslosigkeit betroffen
Aktuell sind in Tirol 1.985 Menschen von Langzeitbeschäftigungslosigkeit betroffen, was einem Anstieg von +21,4 % bzw. +350 Personen gegenüber dem Vorjahr entspricht. Mehr als sechs von zehn (61,8 %) haben gesundheitliche Einschränkungen oder eine Behinderung, die ihre Vermittlungschancen beeinträchtigen. Mehr als die Hälfte (53,2 %) sind älter als 50 Jahre und fast ebenso viele (50,2 %) verfügen maximal über einen Pflichtschulabschluss. Diese Faktoren verdeutlichen die komplexen Herausforderungen bei der Wiedereingliederung dieser Personengruppe in den Arbeitsmarkt.
Diese Seite wurde aktualisiert am: 02. Januar 2025