Arbeitslosigkeit nimmt in Tirol seit einem Jahr zu

Fast alle Branchen vom Anstieg betroffen. Rund 2.000 Personen langzeitbeschäftigungslos.


  • Veröffentlicht 01.10.2024
  • Bundesland Tirol

Mit Stichtag 30.09.2024 waren in Tirol 13.846 Personen arbeitslos vorgemerkt. Im Vergleich zum Vorjahr sind das um +1.781 Menschen mehr (+14,8 %). 2.281 Personen nehmen aktuell an Schulungsmaßnahmen des AMS Tirol teil.

Österreichweit liegt der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei +11,1 % und aktuell gibt es in Österreich 279.730 Arbeitslose. Sechs von zehn arbeitslos vorgemerkten Personen in Tirol (64,8 %) sind seit weniger als 3 Monaten arbeitslos vorgemerkt. [Arbeitslose im September 2019: 13.285 | 2020: 19.694 | 2021: 13.568 | 2022: 12.142 | 2023: 12.065 | 2024: 13.846]

Sabine Platzer-Werlberger, Landesgeschäftsführerin AMS Tirol: „Wir beobachten nun seit zwölf Monaten einen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Tirol. Trotz dieser Entwicklung hoffen wir für 2025 auf eine Trendwende und rechnen mit einem leichten Rückgang der Arbeitslosenzahlen.“ 

Bei 13.846 Arbeitslosen und geschätzten 357.000 unselbständig Beschäftigten betrug die Arbeitslosenquote im September 2024 in Tirol 3,7 %. Damit lag die (geschätzte) Arbeitslosenquote um +0,5 Prozentpunkte über dem Niveau des Vorjahres. Das ist weiterhin der geringste Wert im Bundesländervergleich. 

Pensionsreform aus dem Jahr 1992 am Arbeitsmarkt deutlich spürbar
Seit Jahresbeginn wird das gesetzliche Pensionsantrittsalter der Frauen schrittweise bis zum Jahr 2033 auf 65 Jahre angehoben. Aktuell können Frauen mit 60,5 Jahren in die Regelpension übertreten. In den letzten Monaten konnten die Auswirkungen dieser bereits im Jahr 1992 beschlossenen Pensionsreform auch am Tiroler Arbeitsmarkt beobachtet werden. Die unselbstständige Beschäftigung von 60-jährigen Frauen hat sich mehr als verdoppelt (+113,6%). Aktuell arbeiten in Tirol mit 2.977 Frauen in diesem Alter um fast 1.600 mehr als vor einem Jahr.

„Die steigende Beschäftigung älterer Frauen zeigt, dass viele Unternehmen das Potenzial dieser erfahrenen Arbeitskräfte erkennen und nutzen. Gleichzeitig sehen wir uns auch mit der Herausforderung konfrontiert, jene zu unterstützen, die trotz starkem Personalbedarf keine passende Beschäftigung mehr finden.“ Sabine Platzer-Werlberger, Landesgeschäftsführerin AMS Tirol

Mit diesem Beschäftigungszuwachs hat sich auch die Arbeitslosigkeit bei den Frauen im Alter von 60 Jahren mehr als verfünffacht (+551,5 % bzw. +182) und liegt aktuell bei 215 Personen. Auch die Langzeitbeschäftigungslosigkeit der 60-jährigen Frauen ist im Vergleich zum Vorjahr besonders deutlich um +315,4 % bzw. +41 auf 54 betroffene Personen gestiegen. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit der letzten Monate kann neben der wirtschaftlichen Eintrübung und der anhaltend starken Zuwanderung teilweise auch mit der seit Jänner wirksamen Pensionsreform erklärt werden. 

  • Arbeitslosigkeit gestiegen ↑ +1.781 | +14,8 % auf 13.846 Personen
  • Beschäftigung gestiegen ↑ +1.000 | +0,3 % auf 357.000 unselbständig Beschäftigte
  • Arbeitslosenquote gestiegen ↑ +0,5 %-Punkte auf 3,7 %

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ÜBERBLICK - Der Tiroler Arbeitsmarkt im SEPTEMBER 2024 
Arbeitslosigkeit nimmt in Tirol seit einem Jahr zu 

Männer und Frauen von steigender Arbeitslosigkeit betroffen
Ende September verzeichnete Tirol einen Anstieg der Arbeitslosigkeit bei beiden Geschlechtern. Die Zahl der arbeitslosen Frauen erhöhte sich um +14,1 % gegenüber dem Vorjahr, während bei den Männern ein Zuwachs von +15,5 % zu beobachten war. Insgesamt waren 6.853 Frauen und 6.993 Männer ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote der Frauen liegt mit 3,9 % etwas über jener der Männer (3,6 %). Bei den Männern stieg die Arbeitslosenquote mit einem Plus von 0,5 Prozentpunkten etwas stärker als bei den Frauen (+0,4 Prozentpunkte).

Starker Anstieg bei Arbeitslosigkeit von EU-Bürger_innen
Besonders stark gestiegen ist die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft. Der Anstieg fiel bei EU-Bürgerinnen und -Bürgern mit +23,9 % sowie bei Menschen aus sonstigen Drittstaaten mit +18,1 % überdurchschnittlich stark aus. Die Arbeitslosigkeit von Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft hat im Vorjahresvergleich um +11,3 % zugenommen.

Arbeitslosigkeit in fast allen Branchen gestiegen
Die Arbeitslosigkeit ist im Vergleich zum Vorjahr in fast allen Branchen gestiegen. Überdurchschnittlich stark erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (+23,4 % bzw. +78), in der öffentlichen Verwaltung (+19,8 % bzw. +70), im Handel (+18,7 % bzw. +360), in der Warenherstellung (+18,3 % bzw. +200) und im Bereich Verkehr und Lagerei (+15,8 % bzw. +132). Auch in der Beherbergung und Gastronomie (+14,0 % bzw. +386), bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (+13,1 % bzw. +163) und in der Baubranche (+4,7 % bzw. +33) liegt die Arbeitslosigkeit über dem Vorjahresniveau.

Rund 2.000 Personen langzeitbeschäftigungslos
Auch bei der Langzeitbeschäftigungslosigkeit zeigt sich in Tirol eine negative Entwicklung. Aktuell sind 1.925 Personen davon betroffen, was einem Anstieg von +21,9 % bzw. +346 Personen gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieser Zuwachs übertrifft aktuell den österreichweiten Durchschnitt von +13,8 %. Die Gruppe der Langzeitbeschäftigungslosen weist spezifische Merkmale auf. Mehr als sechs von zehn (61,6 %) haben gesundheitliche Einschränkungen oder eine Behinderung, die ihre Vermittlungschancen beeinträchtigen. Mehr als die Hälfte (53,3 %) sind älter als 50 Jahre und fast ebenso viele (49,2 %) verfügen maximal über einen Pflichtschulabschluss. Diese Faktoren verdeutlichen die komplexen Herausforderungen bei der Wiedereingliederung dieser Personengruppe in den Arbeitsmarkt.

Deutlicher Rückgang der offenen Stellen im Einzelhandel
Der Arbeitsmarkt in Tirol zeigt weiterhin eine rückläufige Tendenz bei den offenen Stellen. Ende September waren beim AMS Tirol 6.977 sofort verfügbare offene Stellen gemeldet, was einem Rückgang von -9,8 % oder -757 Stellen im Jahresvergleich entspricht. Besonders vom Stellenrückgang betroffen sind der Einzelhandel (-405), die Gastronomie (-103), die Gebäudereinigung (-78), die Personenbeförderung im Landverkehr (-69), der Bereich Bauinstallation (-63), die Herstellung von Glas und Glaswaren (-54) und der Maschinenbau (-53). [Offene Stellen (sofort verfügbar) im September 2019: 6.214 | 2020: 4.731 | 2021: 8.099 | 2022: 9.259 | 2023: 7.734 | 2024: 6.977]

Lehrlinge weiterhin stark nachgefragt
Am Tiroler Lehrstellenmarkt kann im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang der sofort verfügbaren offenen Lehrstellen um -16,8 % auf insgesamt 1.645 beobachtet werden. Besonders gefragt sind Lehrlinge im Einzelhandel mit 400 sofort verfügbaren offenen Lehrstellen und in der Beherbergung (362), gefolgt vom Baunebengewerbe (224), und dabei vor allem in der Gas-, Wasser, Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlageninstallation (70) und in der Elektroinstallation (67).

Die Zahl der sofort verfügbaren
Lehrstellensuchenden ist hingegen um +19,0 % auf 538 gestiegen. Trotz dieses Anstiegs übersteigt die Zahl der offenen Lehrstellen mit 1.645 deutlich die der Suchenden. Diese Diskrepanz unterstreicht den fortbestehenden Bedarf an jungen Fachkräften, quer durch verschiedene Branchen. Der demografische Wandel wird diesen Bedarf weiter verschärfen, da in den kommenden Jahren besonders viele Fachkräfte mit Lehrausbildung den Arbeitsmarkt verlassen werden. [Offene Lehrstellen (sofort verfügbar) im September 2019: 1.217 | 2020: 1.326 | 2021: 1.702 | 2022: 2.033 | 2023: 1.976 | 2024: 1.645] 
[Lehrstellensuchende (ohne Einstellzusage, sofort verfügbar) im September 2019: 413 | 2020: 581 | 2021: 472 | 2022: 433 | 2023: 452 | 2024: 538] 

Diese Seite wurde aktualisiert am: 01. Oktober 2024