Niedrigste Arbeitslosenquote trotz steigender Arbeitslosigkeit

Arbeitslosigkeit höher als im Vorjahr. Hohe Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften trotz stagnierender wirtschaftlicher Entwicklung.


  • Veröffentlicht 01.08.2024
  • Bundesland Tirol

Mit Stichtag 31.07.2024 waren in Tirol 11.636 Personen arbeitslos vorgemerkt. Im Vergleich zum Vorjahr sind das um +1.821 Menschen mehr (+18,6 %). 57,2 % der arbeitslos vorgemerkten Personen sind kürzer als 3 Monate arbeitslos. Österreichweit liegt der Anstieg der Arbeitslosigkeit bei +9,9 % und aktuell gibt es in Österreich 274.957 Arbeitslose.   [Arbeitslose im Juli 2019: 11.074 | 2020: 20.487 | 2021: 13.121 | 2022: 9.983 | 2023: 9.815 | 2024: 11.636]

Bei 11.636 Arbeitslosen und geschätzten 368.000 unselbständig Beschäftigten betrug die Arbeitslosenquote im Juli 2024 in Tirol 3,1 %. Das ist der geringste Wert im Bundesländervergleich.  

Sabine Platzer-Werlberger, Landesgeschäftsführerin AMS Tirol:
„Auch im Tourismus ist die Arbeitslosigkeit gestiegen. Das spontane Buchungsverhalten, kurzfristige Stornierungen aufgrund des schlechten Wetters, sowie die Fußball-EM trugen dazu bei.“

1.964 Personen nehmen aktuell an Schulungsmaßnahmen des AMS Tirol teil. Das sind im Vorjahresvergleich um +199 Personen oder +11,3 % mehr. [Schulungsteilnehmer_innen im Juli 2019: 1.525 | 2020: 1.560 | 2021: 2.160 | 2022: 1.923 | 2023: 1.765 | 2024: 1.964]

Anzahl der offenen Stellen weiter rückläufig 
Der Arbeitsmarkt in Tirol zeigt weiterhin eine rückläufige Tendenz bei den offenen Stellen. Ende Juli verzeichnete das AMS Tirol 7.720 sofort verfügbare offene Stellen, was einem Rückgang von -6,7 % oder -551 Stellen im Jahresvergleich entspricht. Besonders betroffen sind die Branchen Beherbergung und Gastronomie mit einem Minus von 277 Stellen, gefolgt vom Handel und der Warenherstellung (jeweils -211). [Offene Stellen (sofort verfügbar) im Juli 2019: 6.467 | 2020: 4.945 | 2021: 8.759 | 2022: 10.877 | 2023: 8.271 | 2024: 7.720]

 Sabine Platzer-Werlberger: „Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Schwächephase bleibt der Fachkräftemangel in Tirol akut. Wir sehen einen erheblichen Personalengpass in der Pflege, im Tourismus, im Lebensmittelhandel, im IT-Bereich sowie in klimarelevanten Berufen, wie der Elektroinstallation oder im Maurerhandwerk.“

Personalmangel bleibt größte Herausforderung
Für bestimmte Berufe spiegelt sich der Fachkräftemangel in Tirol deutlich im Stellenandrang wider, der das Verhältnis von vorgemerkten Arbeitslosen zu offenen Stellen beschreibt. Bei den diplomierten Pflegekräften kommen auf zehn offene Stellen lediglich drei Arbeitsuchende, bei den Gaststättenköch_innen sind es fünf und bei den Verkäufer_innen im Lebensmittelhandel vier. Stark ausgeprägt ist dieses Missverhältnis auch im IT-Bereich und auch in klimarelevanten Berufen, wie der Elektroinstallation (3 Arbeitslose auf 10 offene Stellen) oder im Maurerhandwerk (8), übersteigt die Nachfrage das Angebot an Arbeitskräften deutlich.

  • Arbeitslosigkeit gestiegen ↑ +1821 | +18,6 % auf 11.636 Personen
  • Beschäftigung gestiegen ↑ +0,8 % auf 368.000 unselbständig Beschäftigte
  • Arbeitslosenquote gestiegen ↑ +0,4 %-Punkte auf 3,1 %

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ÜBERSICHT: Der Tiroler Arbeitsmarkt im JULI 2024
Niedrigste Arbeitslosenquote trotz steigender Arbeitslosigkeit

Männer stärker von steigender Arbeitslosigkeit betroffen
Ende Juli verzeichnete Tirol einen Anstieg der Arbeitslosigkeit bei beiden Geschlechtern. Die Zahl der arbeitslosen Frauen erhöhte sich um +16,0 % gegenüber dem Vorjahr, während bei den Männern ein Zuwachs von +20,9 % zu beobachten war. Insgesamt waren 5.455 Frauen und 6.181 Männer ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote der Frauen liegt mit 3,0 % etwas unter jener der Männer (3,1 %). Bei den Frauen stieg die Arbeitslosenquote um +0,4 Prozentpunkte. Bei den Männern war ein etwas stärkerer Anstieg von +0,5 Prozentpunkten zu verzeichnen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Männer aktuell stärker von der Zunahme der Arbeitslosigkeit betroffen sind.

Arbeitslosigkeit bei Jungen und Nicht-Österreicher_innen besonders
stark gestiegen
Besonders stark gestiegen ist die Arbeitslosigkeit bei den Jugendlichen unter 19 Jahren mit einem Anstieg von +30,1 % bzw. +59 Personen und bei den 60- bis 64-Jährigen (+29,3 % bzw. +184). Starke Unterschiede lassen sich auch bei der Nationalität beobachten. Während die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft lediglich um +12,2 Prozent zugenommen hat, fiel der Anstieg bei EU-Bürgerinnen und -Bürgern mit +29,5 % sowie bei Menschen aus sonstigen Drittstaaten mit +33,1 % überdurchschnittlich stark aus.

Arbeitslosigkeit in fast allen Branchen gestiegen
Die Arbeitslosigkeit ist im Vergleich zum Vorjahr in fast allen Branchen gestiegen. Besonders stark erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen im Bereich Verkehr und Lagerei (+25,9 % bzw. +175 Personen), in der Beherbergung und Gastronomie (+25,8 % bzw. +342) und im Handel (+22,0 % bzw. +376). Auch bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, und dabei insbesondere in der Arbeitskräfteüberlassung und Gebäudereinigung, (16,0 % bzw. +189), in der Baubranche (+14,4 % bzw. +90) und in der Warenherstellung (14,6 % bzw. +153) liegt die Arbeitslosigkeit über dem Vorjahresniveau.
Von den derzeit insgesamt 11.636 arbeitslos gemeldeten Personen haben 40,6 % maximal die Pflichtschule als höchste formale Ausbildung abgeschlossen. 17,9 % waren zuletzt im Handel und 14,3 % in der Beherbergung und Gastronomie tätig.

Langzeitbeschäftigungslosigkeit steigt weiter an
Auch die Langzeitbeschäftigungslosigkeit zeigt in Tirol eine negative Entwicklung. Aktuell sind 1.837 Personen davon betroffen, was einem Anstieg von +20,7 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dieser Zuwachs übertrifft aktuell den österreichweiten Durchschnitt von +11,7 %. Die Gruppe der Langzeitbeschäftigungslosen weist spezifische Merkmale auf. Mehr als sechs von zehn (62,3 %) haben gesundheitliche Einschränkungen oder eine Behinderung, die ihre Vermittlungschancen beeinträchtigen. Mehr als die Hälfte (54,2 %) sind älter als 50 Jahre und fast ebenso viele (48,7 %) verfügen maximal über einen Pflichtschulabschluss. Diese Faktoren verdeutlichen die komplexen Herausforderungen bei der Wiedereingliederung dieser Personengruppe in den Arbeitsmarkt.

Anzahl der offene Lehrstellen leicht gesunken
Am Tiroler Lehrstellenmarkt kann im Vergleich zum Vorjahr ein leichter Rückgang der sofort verfügbaren offenen Lehrstellen um -2,7 % auf insgesamt 1.392 beobachtet werden. Besonders gefragt sind Lehrlinge im Einzelhandel mit 378 offenen Lehrstellen, gefolgt von der Beherbergungsbranche (279) und dem Baunebengewerbe (227). 
Die Zahl der sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden ist hingegen um +20,1 % auf 455 gestiegen. Trotz dieses Anstiegs übersteigt die Zahl der offenen Lehrstellen mit 1.392 deutlich die der Suchenden. Diese Diskrepanz unterstreicht den fortbestehenden Bedarf an jungen Fachkräften, quer durch verschiedene Branchen. Gleichzeitig verdeutlich sie aber auch die vielfältigen Chancen für junge Menschen, eine Ausbildung im Berufsfeld ihrer Wahl zu beginnen. [Offene Lehrstellen (sofort verfügbar) im Juli 2020: 918 | 2021: 968 | 2022: 1.436 | 2023: 1.430 | 2024: 1.392 / Lehrstellensuchende (sofort verfügbar, ohne Einstellzusage) im Juli 2020: 728 | 2021: 465 | 2022: 385 | 2023: 379 | 2024: 455]

Diese Seite wurde aktualisiert am: 01. August 2024