Salzburg bleibt auch 2023 der erfolgreichste Arbeitsmarkt in Österreich
Der Fachkräftemangel wird auch 2024 eine der größten Herausforderungen am Salzburger Arbeitsmarkt bleiben. In einer gemeinsamen Pressekonferenz blicken AMS Salzburg, Wirtschaftskammer Salzburg und Arbeiterkammer Salzburg auf das abgelaufene Jahr zurück und geben einen Ausblick auf das Jahr 2024. Präsentiert werden vom AMS Salzburg Potenziale, mit denen dem hohen Arbeitskräftebedarf begegnet werden kann.
Im Vorjahr machte sich die Vielzahl der angebotenen AMS-Dienstleistungen und die starke Wirtschaft im Bundesland bemerkbar und zeigte eine hohe Beschäftigung in Salzburg. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten ist um 3.507 Personen auf 271.497 gewachsen (+ 1,3 Prozent).
10.712 Menschen – 43 Prozent davon weiblich - waren im Jahresschnitt 2023 arbeitslos gemeldet, um 482 Menschen mehr als im Jahr davor. Die Arbeitslosigkeit im Bundesland Salzburg ist somit im Vorjahr um 5 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote betrug im Schnitt 3,8 Prozent, damit hat Salzburg österreichweit den niedrigsten Wert. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Tirol mit 3,9 Prozent und Oberösterreich mit 4,2 Prozent.
Zur Vermittlung zur Verfügung stehende Arbeitslose – sofort verfügbare, offene Stellen
9.866 offene, sofort verfügbare Stellen wurden im Jahresschnitt 2023 beim AMS Salzburg gemeldet, das sind um 16 Prozent weniger als im Jahr 2022 (11.808 offene Stellen). Noch immer gibt es im Bundesland mehr offene Stellen als arbeitslos vorgemerkte Personen. Von den durchschnittlich 10.712 arbeitslosen Personen haben 2.696 Personen bereits eine Einstellzusage. Wiederum 2.483 Personen haben gesundheitliche Einschränkungen. Jener Personenkreis, der sofort der Vermittlung zur Verfügung steht, wird somit immer kleiner.
Intensive Betreuung für Langzeitbeschäftigungslose
Im Jahresschnitt konnte die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen (1.525), also jener Personen, die mehr als ein Jahr ohne Job sind, um 21 Prozent (-405 Personen) gesenkt werden. Österreichweit beträgt der Rückgang 16,2 Prozent. „Uns zeichnet die individuelle und persönliche Beratung der Kund_innen aus. Achtsam und nachhaltig wird mit verschiedenen Instrumenten, wie beispielweise dem zweiten Arbeitsmarkt unterstützt. Auch die Eingliederungsbeihilfe resultiert in einer langfristigen Beschäftigung: 70,1 Prozent der unterstützten Personen (Österreichweit auf Platz 2 nach Tirol) stehen nach drei Monaten noch immer in Beschäftigung. Das beweist, dass auch die Salzburger Wirtschaft, ein wichtiger Partner des AMS, das Potenzial erkannt hat“, freut sich AMS Landesgeschäftsführerin Jacqueline Beyer.
Zu Jahresende 2023 (Stand Ende Dezember) sind mehr als 70 Prozent der Langzeitbeschäftigungslosen älter als 45 Jahre. Davon wiederum haben 85,2 Prozent zudem gesundheitliche Einschränkungen. Auch die Ausbildung spielt eine große Rolle: Etwa 45 Prozent der Langzeitbeschäftigungslosen haben lediglich die Pflichtschule besucht. „Jede Person, die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen ist, ist eine zu viel“, wird Beyer nicht müde, diese Menschen in den Fokus der Bemühungen zu rücken.
Neu: Case-Management für langzeitbeschäftigungslose Personen
Weil diese Personengruppe eine intensive Betreuung braucht, wird vom AMS Salzburg 2024 das Case-Management ins Leben gerufen. Durch die Schaffung einer Beratungs- und Betreuungseinrichtung werden von Langzeitbeschäftigungslosigkeit betroffene Personen zielgerichtet und bedarfsorientiert unterstützt. Ausgehend von der persönlichen Lebenssituation, damit verbundenen Problematiken sowie subjektiven Wünschen und Bedürfnissen, werden Zug um Zug Maßnahmen und Meilensteine identifiziert und vereinbart, um aus einer problembehafteten Situation heraus den Weg zurück in den Arbeitsmarkt zu ebnen.
Arbeitsmarktpotenziale nutzen
Asylberechtigte: 827 Asylberechtigte (Konventionsflüchtlinge) bzw. subsidiär Schutzberechtigte sind im Jahresschnitt 2023 beim AMS Salzburg als arbeitslos, lehrstellensuchend oder in Schulung vorgemerkt. Beim AMS sind derzeit 75 ukrainische Vertriebene vorgemerkt (Stand 18. Jänner 2024). Sie haben seit 21. April 2023 freien Zugang zum Arbeitsmarkt.
Der klassische Asylberechtigte in Salzburg ist männlich (62 Prozent), im Alter zwischen 25 und 44 Jahre (514 Personen), lebt in der Stadt Salzburg (zu zwei Dritteln) und kommt überwiegend aus Syrien, Afghanistan, Somalia und dem Iran. Mehr als die Hälfte (520 Personen) befinden sich auf A2 Deutschniveau und hat lediglich einen Pflichtschulabschluss (70 Prozent). Somit konzentriert das AMS Salzburg die Unterstützung zur raschen Integration neben Deutsch- und Qualifizierungskurse auch auf den Erhalt eines Lehrabschlusses.
Intensivprogramm Arbeitsmarktintegration: 2024 wird mit einem Förderbudget in Höhe von 1,388 Millionen Euro für die Zielgruppe Asylberechtigte ein individuelles Maßnahmenbündel geschnürt, das Kurse (Kompetenzprofil, Perspektivenplanung, Vorbereitung auf die Qualifizierung und Qualifizierung selbst) und laufende Vermittlungsunterstützung beinhaltet. Im Zentralraum ist zusätzlich eine durchgehende Begleitung durch eine Beratungs- und Betreuungseinrichtung vorgesehen. Für Asylberechtige, die für den Berufseinstieg bereits ausreichend vorbereitet sind, gibt es in allen Phasen geeignete Jobangebote. „Unser Leistungsversprechen ist, dass jede_r Asylberechtige ein Angebot bekommt, und zwar ein Qualifizierungsangebot oder eine Vermittlung“, verspricht Jacqueline Beyer.
Asylwerber_innen: Im Jahr 2023 wurden nach einem Ersatzkraftverfahren 313 Beschäftigungsbewilligungen (BB) für Asylwerber_innen vom AMS Salzburg erteilt, das sind fast doppelt so viele Beschäftigungsbewilligungen wie 2022 (159 BB). Die Salzburger Wirtschaft hat auch dieses Arbeitskräftepotenzial bereits erkannt.
Überregionale Vermittlung: 5.871 als arbeitslos vorgemerkte Personen mit guten Deutschkenntnissen sind bereit, Wien zu verlassen (Stand 12. Jänner 2024). Mit hohem Engagement und intensiver Zusammenarbeit zwischen AMS Wien und AMS Salzburg im Vorjahr wurden rund 600 Menschen angesprochen, eine Ausbildung in den Bereichen Küche, Service und Etage im Übungshotel zu absolvieren. „Die Idee, arbeitssuchende Personen dort auszubilden, wo es auch Arbeit gibt, hat sich bestens bewährt. Heuer ist es uns gelungen, das Projekt sogar auf drei Übungshotels in ganz Innergebirg, also Pongau, Pinzgau und Pongau auszuweiten“, verrät Arbeitsmarktexpertin Beyer. Während 2022 lediglich 19 Teilnehmer_innen aus Wien gewonnen werden konnten, waren es 2023 bereits 60 Personen, die im Übungshotel eine Ausbildung erhalten haben. Von diesen 60 Teilnehmer_innen habenbereits 26 Personen im Wintertourismus zu arbeiten begonnen. Im Rahmen von B-mobile – ein Projekt, das zu überregionalen Lehrverhältnissen motiviert, gab es vier Online- und drei Live-Veranstaltungen. 165 Personen wurde angesprochen, elf Betriebe nahmen daran teil. Acht Lehrverhältnisse sind daraus entstanden.
EURES: Über das EURES-Netzwerk kommt qualifiziertes Personal aus dem Europäischen Raum nach Salzburg. „Wir waren unter anderem in Spanien, Italien und Griechenland unterwegs und haben Online-Jobbörsen veranstaltet“, erklärt Beyer. Im Jahr 2023 wurden dank dieser Initiative 89 Personen eingestellt bzw. vermittelt, bei 48 Personen ist die Vermittlung noch offen.
Rot-Weiß-Rot-Karte: Alleine von 2017 bis 2023 haben sich die Erteilungen von Rot-Weiß-Rot-Karten um 241 Prozent gesteigert (Österreichweit beträgt die Steigerung 210 Prozent). Im Vorjahr wurden im Bundesland Salzburg 665 Rot-Weiß-Rot-Karten ausgestellt.
Tourismus-Kontingent: „Die Verdoppelung des Tourismus-Kontingents seit Mai 2022 auf aktuell 1.231 hat eine deutliche Entspannung am heimischen Tourismus-Arbeitsmarkt gebracht“, erklärt Jacqueline Beyer. Zusätzlich konnte die Branche mit 143 Stammsaisoniers (Stand Dezember 2023) außerhalb des Kontingents unterstützt werden.
Frauen: Alleine von der schrittweisen Anhebung des Frauenpensionsalters, die mit 2024 beginnt, sind im Bundesland Salzburg heuer rund 1.300 Frauen betroffen. „Der Arbeitsmarkt braucht jede einzelne Arbeitskraft, die wir bekommen können“, weiß Beyer. Jetzt gehe es darum, die Frauen zu unterstützen – etwa durch Kinderbetreuung, Entlastung bei Pflegeverpflichtungen, gerechte Bezahlung und einer altersgerechten Arbeitsorganisation bzw. Gesundheitsmanagement. Durch die Anhebung des Pensionsantrittsalters der Frauen werden dem Salzburger Arbeitsmarkt theoretisch pro Jahr etwa 2.000 Frauen zusätzlich zur Verfügung stehen.
Fachkräfteaufschließung
Seit 2019 konnte das AMS Salzburg 4.140 Personen am Weg zur Fachkraft begleiten. Dank den bewährten Förderungen Arbeitsplatznahe Qualifizierung (AQUA), LST18+ und LAP konnten alleine im abgelaufenen Jahr 2023 insgesamt 959 Personen den Karriereschritt zur begehrten Fachkraft der Zukunft antreten.
Neuerung bei der Arbeitsplatznahen Qualifizierung: Die Zahl der AQUA-Teilnehmer_innen ist im Vorjahr von 196 im Jahr 2022 auf 171 im Jahr 2023 gesunken. „Hauptgrund dafür sind die gestiegenen Lebenserhaltungskosten. Gemeinsam mit den Sozialpartner_innen haben wir uns dafür eingesetzt, dass die AQUA-Betriebe nun Zuschüsse bis zur Geringfügigkeitsgrenze an die AQUA-Teilnehmer_innen leisten können“, freut sich AMS-Landesgeschäftsführerin Beyer.
Lehrstellenmarkt
„Was man gerne macht, macht man gut“, sagt Jacqueline Beyer. Keine schlechten Aussichten für Lehrstellensuchende, denn sie können rein rechnerisch aus etwa vier offenen Lehrstellen wählen. Im vergangenen Jahr standen im Durchschnitt 285 Lehrstellensuchende (+10 Prozent zu 2022) den 1.193 sofort verfügbaren, offenen Lehrstellen (-15 Prozent zu 2022) gegenüber.
Um ohne Umwege den Karriereweg einzuschlagen, bietet das AMS Salzburg zahlreiche Säulen der Berufsorientierung an. Im Vorjahr hat das AMS Salzburg rund 22.000 Jugendliche und Erwachsene zum Thema Berufsorientierung beraten - sei es in den fünf BerufsInfoZentren im Bundesland, bei Veranstaltungen wie dem „Tag der Lehre“ in Eugendorf, der „Erlebniswelt Lehre“ des AMS Hallein, der BerufInfoBörse in Tamsweg, der BerufsInfo-Messe (BIM) oder auch direkt in den Schulklassen.
Ausblick 2024
Das AMS erwartet gegenüber dem Vorjahr eine leichte Steigerung der Arbeitslosenquote in Österreich von 6,4 auf 6,6 Prozent. Zwar wird die Zahl der unselbstständig Beschäftigten leicht ansteigen, aber auch die Arbeitslosen werden mehr. „Damit viele Arbeitnehmer_innen weiterhin Vollzeit arbeiten wollen, werden Betriebe flexibler sein müssen. Das kann von Homeoffice, flexibilen Arbeitszeitmodellen bis hin zu kreativen, ganz individuellen Lösungen gehen“, so Jacqueline Beyer. Wichtig wird sein, auf das Potenzial der Älteren und der Frauen verstärkt zu setzen.Eröffnung:
Die AMS-Regionalgeschäftsstelle Salzburg-Stadt, die im November nach Itzling umgezogen ist, wird am 14. März offiziell eröffnet. Untergebracht sind in Itzling auch die ServiceLine des AMS und das BerufsInfoZentrum.
Diese Seite wurde aktualisiert am: 26. Januar 2024