AMS NÖ pilotiert Heimhelfer_innen-Schulung für Geflüchtete aus der Ukraine
Spracherwerb und fachliche Ausbildung werden verzahnt.
„Arbeit ist der beste Sprachkurs“ – so die Erfahrung geflüchteter Menschen, die das Arbeitsmarktservice (AMS) in Niederösterreich nun in einem neuen Ausbildungsdesgin für Heimhelfer_innen umsetzt. In Zusammenarbeit mit dem Verein Tralalobe, Verein zur Förderung und Hilfe von Bedürftigen, werden Deutschlernen und die fachliche Ausbildung in diesem Pilotprojekt kombiniert angeboten. „Ziel ist, dass die Arbeitsmarktintegration so rasch wie möglich erfolgt, und wir gleichzeitig dringend benötigte Arbeitskräfte für den Pflegebereich zur Verfügung stellen“, so die Landesgeschäftsführerin des AMS NÖ, Sandra Kern. Allein in den letzten fünf Jahren ist die Zahl der gemeldeten Stellen für Pflegepersonal beim AMS NÖ um mehr als 50% gestiegen.
Nina Utts hat ein Universitätsdiplom als Lehrerin für Englisch und Philologie. Sie ist im Mai 2022 mit ihren drei Kindern aus der Ukraine nach Österreich geflohen. Seit August letzten Jahres wird sie vom AMS NÖ betreut. Sie hat den Vorschlag der Beraterin, eine Ausbildung zur Heimhelferin bei Tralalobe zu machen, gerne angenommen, denn: „Die Unterstützung durch die Trainer_innen und die Kolleg_innen im Kurs ist sehr wertvoll. Wir wissen, wie es ist, alles zu verlieren und nochmal komplett von vorne anzufangen. Wir wollen arbeiten und etwas Sinnvolles beitragen.“

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Ukrainische Vertriebene: Zahl der Arbeitsaufnahmen hat sich mehr als verdoppelt
Etwa jede/r sechste vertriebene Ukrainer_in, der/die vom Arbeitsmarktservice ö-weit betreut wird, lebt in Niederösterreich. Das waren im Schnitt des letzten Jahres 871 Personen, Ende Februar 886 (-2,6% zu Feb. 2024). Die Mehrheit von ihnen sind alleinerziehende Frauen, die beim Einstieg in den Arbeitsmarkt vor großen Herausforderungen stehen: Zuerst Deutsch lernen und sich um die Anerkennung von beruflichen Kenntnissen und Diplomen aus der Heimat bemühen. Der nächste mögliche Arbeitsplatz liegt selten ums Eck. Und es gilt, Berufstätigkeit und Familie unter einen Hut zu bringen.
Sandra Kern: „Der Wunsch der Betroffenen auf eigenen Beinen zu stehen, ist groß! Wir sehen trotz schwieriger Arbeitsmarktlage gute Erfolge: 414 von ihnen ist es letztes Jahr gelungen, aus der AMS NÖ-Betreuung heraus ins Erwerbsleben einzusteigen. Im Vergleich zu 2023 hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt (+132,6%). Gerade im Pflegebereich sehen wir sehr gute Chancen, um für beide Seiten – Personen mit Fluchthintergrund sowie personalsuchende Einrichtungen und Unternehmen – Positives bewirken.“
2024 waren im Jahresdurchschnitt 2.561 Ukrainer_innen (mit und ohne Fluchthintergrund, Anm.) am nö. Arbeitsmarkt unselbständig beschäftigt. Das sind um 27,3% mehr als im Jahr davor.
AMS NÖ-Ziel: Langzeitarbeitslosigkeit verhindern und Qualifizierung für die Zukunft
Das AMS setzt unverzüglich Schritte, die eine rasche Arbeitsintegration von Personen mit Fluchthintergrund unterstützen. Dazu gehören schnelle Klärung der Kompetenzen der Betroffenen, Vermittlung sowie Unterstützung beim Spracherwerb und bei der Wahl passender Qualifizierung. Das neue Kursdesign für Heimhelfer_innen in Zusammenarbeit mit Tralalobe, das sich an erwachsene Ukainer_innen mit Interesse an einem pflegerischen Beruf und Deutschkenntnissen auf dem Niveau von A2 richtet, passt hier genau in die AMS-Angebotspalette.
Florian Stummelreiter, stv. Geschäftsführer des Vereins Tralalobe: „Das Ziel von Tralalobe ist es Perspektiven zu schaffen und die vorhandenen Kompetenzen unserer Teilnehmer_innen sinnvoll zu nutzen. Wir möchten Hürden überwinden und Menschen eine nachhaltige berufliche Zukunft aufzeigen. Wir bieten eine fachliche Ausbildung auf höchstem Niveau, die eng mit den sprachlichen Inhalten verzahnt ist. Diese Kombination bereitet unsere Teilnehmer_innen optimal auf die Anforderungen des Berufes der Heimhilfe vor. Denn wir sind überzeugt: Wer arbeiten möchte, sollte nicht an Bürokratie oder Sprachbarrieren scheitern.“
Aktuell nutzen 22 Jobsuchende aus der Ukraine das Angebot. Die Kosten für den Kurs in der Höhe von 75.000,- € werden zur Gänze vom AMS NÖ getragen. Mit Hilfe der Praktika, die an den Kurs angeschlossen sind, rechnet das AMS NÖ mit einer guten Integrationsquote in den Arbeitsmarkt von etwa 60%.
Anhaltende Nachfrage an Pflegekräften – AMS NÖ setzt Impulse
Die Nachfrage nach Pflegekräften beim AMS in Niederösterreich steigt und reißt nicht ab:
- Von 2019 bis 2024 ist das Stellenangebot bei diplomiertem Pflegepersonal um 67% gestiegen, bei nicht-diplomierten um 57,3% (auf 565 freie Stellen).
- Aktuell (Ende Februar) gibt es beim AMS NÖ 172 freie Stellen für Heimhelfer_innen. Ihnen stehen 182 Jobsuchende aus diesem Bereich gegenüber. Viele von ihnen (46%) haben gesundheitliche Probleme und können nicht ohne weiteres in den Beruf zurückkehren.
- Beschäftigungsprognosen zeigen, dass allein im Gesundheits- und Sozialwesen die Zahl der Beschäftigten in Niederösterreich bis 2030 um rund 9.100 Personen zunehmen wird.
- Das AMS NÖ forciert daher das Engagement bei Ausbildungen im Pflegebereich auf allen Ebenen. So haben im letzten Jahr über 2.000 an einer vom AMS NÖ geförderten Pflegeausbildung (über Pflegestipendium oder AQUA) teilgenommen. 175 nutzten eine Ausbildung zum/zur Heimhelfer_in.
Rückfragehinweis für die Redaktion:
AMS NÖ, Mag. Martina Fischlmayr; Tel.: 050 904 300 132; 0664/966 02 03
Diese Seite wurde aktualisiert am: 14. März 2025