Markanter Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit, vor allem bei Migrationshintergrund: Neues mobiles Beratungsangebot für junge jobsuchende Frauen in NÖ


  • Veröffentlicht 13.02.2025
  • Bundesland Niederösterreich

Die Jugendarbeitslosigkeit ist 2024 stark gestiegen. Gleichzeitig bleibt die Erwerbsbeteiligung von Frauen deutlich hinter der der Männer zurück. Und das Stellenangebot beim Arbeitsmarktservice (AMS) in Niederösterreich liegt mehr als das Vierfache über dem Ergebnis vor zehn Jahren. Das AMS NÖ startet nun eine neue Beratungsinitiative für junge jobsuchende Frauen, die den Betroffenen die Orientierung am Arbeitsmarkt leichter machen soll. Das Beratungsprogramm EMpower MYself ist in Niederösterreich auch mit einem eigenen Bus mobil unterwegs. AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern und die Co-Geschäftsführerin von L & R Sozialforschung präsentieren das Programm EMMY und berichten über die Lage von jungen Frauen am niederösterreichischen Arbeitsmarkt.

Die Erwerbsquote junger Frauen im Alter bis 24 Jahren beträgt in Niederösterreich zuletzt (2023, jüngste Daten, Anm.) 56,3%, die der jungen Männer 62,4%. Auch über alle Altersgruppen hinweg liegt die Erwerbsquote der Frauen mit 74,9% deutlich hinter jener der Männer (82,5%). Die demographische Entwicklung, der längere Verbleib im Bildungssystem und das Faktum, dass Care-Arbeit weiterhin weiblich ist, sind die Gründe dafür.

Ein vertiefter Blick in die Erwerbstätigenquote zeigt, dass ein Migrationshintergrund gerade bei Frauen eine große Rolle spielt: Hier sind nur 62,2% aller Frauen am Arbeitsmarkt aktiv (selbständig oder unselbständig), bei Männern mit Migrationshintergrund sind es mit 76,5% deutlich mehr. Seit dem Jahr 2014 ist die Zahl der jungen Frauen mit Migrationshintergrund, die vom AMS in Niederösterreich betreut werden, von 24% auf 40% gestiegen. Ende Jänner waren insgesamt 4.737 jungen Frauen beim AMS arbeitslos oder lehrstellensuchend gemeldet bzw. in ein AMS NÖ-gefördertes Angebot eingebunden. Das sind in Summe um 15,2% mehr als im Jänner 2024.

Pressekonferenz des AMS NÖ am 13.02.2025 in St. Pölten: Sandra Kern, AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin (2. v.l.) und Nadja Bergmann, L & R Sozialforschung beim Verein Hebebühne, dem Träger von EMMY.
(v.l.) Sandra Kern, AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin, Joyce die von EMMY beraten wird, Cathrin Schröck, EMMY-Beraterin beim Verein Hebebühne beim EMMY-Beratungsbus.

AMS NÖ-Chefin Sandra Kern: „Langfristige Prognosen zeigen, dass die Zahl der erwerbsfähigen Personen in NÖ zurückgehen wird, da geburtenstarken Jahrgänge Zug um Zug in Pension gehen werden. Es ist daher entscheidend, dass junge Menschen am Arbeitsmarkt nachhaltig Fuß fassen können. Hier sehen wir Potenzial bei jungen Frauen, vor allem bei jenen mit Migrationshintergrund. Gerade diese Gruppe braucht unsere Unterstützung, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können. Wir richten daher unsere Angebote auf ihre Bedürfnisse konsequent aus, damit sie mit unserer Unterstützung beim Arbeitsmarkteinstieg erfolgreich sind.“

Beratung mobil oder an 2 Standorten für bis zu 300 junge Frauen in NÖ
Mit der EMMY-Beratung des AMS NÖ sollen vor allem Mädchen und junge Frauen zwischen 15 und 25 Jahren angesprochen werden. Das Programm wurde im Oktober 2024 gestartet und kann bis zu 300 jungen Frauen Unterstützung anbieten. Das Besondere daran ist, dass es mit stationären und mobilen Angeboten sehr einfach erreicht und genutzt werden kann und auf kulturelle Unterschiede Rücksicht nimmt. Jede wird nach individuellem Bedarf unterstützt.

Sozialforscherin Nadja Bergmann: „Fokusgruppen zeigen, wie wichtig frauenspezifische Angebote für junge Frauen sind.  Noch immer erzählen junge Frauen von einem Gegenwind, wenn sie untypische Ausbildungen machen wollen – sowohl seitens der Eltern, von Lehrkräften oder dem privaten Umfeld. Spezifische arbeitsmarktpolitische Angebote für Frauen haben viele unserer Gesprächspartnerinnen dabei unterstützt, ihren Weg zu finden und diesen auch gehen zu können.“

Das EMMY-Angebot auf einem Blick:

  • Berufsorientierung und das Entdecken der persönlichen Kompetenzen stehen im Zentrum der EMMY-Beratung.
  • Fixe Beratungsstellen in St. Pölten und in PurkersdorfMobile Beratung mit dem EMMY-Bus, der durch ganz NÖ tourt und dort Halt macht, wo junge Frauen anzutreffen sind: bei Messen und Veranstaltungen, bei Bildungseinrichtungen oder AMS-Geschäftsstellen.
  • EMMY sorgt für neue Ideen und Bewegungsfreiheit: Der EMMY-Bus und die Beratungsstellen sind Treffpunkt für Interessierte und bei Bedarf mit kleinen Werkbänken zum Probieren ausgestattet. Der Bus hat auch ein abhebbares Dach sowie einen Außenbereich und bietet sowohl Platz für Bewegungsfreiheit als auch einen geschützten Rahmen.
  • Gute Beziehungsarbeit: Bei Bedarf werden in der Beratung bei EMMY auch Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen einbezogen.
  • Die Beratung bei EMMY erfolgt maßgeschneidert: in Workshops oder Einzelcoachings und bietet einen geschützten Rahmen, wo kulturelle Unterschiede oder bestimmte Lebensphase (nach einer Babypause) berücksichtigt werden können.

Das Programm EMMY wurde im Oktober 2024 vom AMS NÖ gestartet und wird aktuell von 56 jungen Frauen genutzt. Die individuelle Dauer im Programm beträgt bis zu 3 Monate. Die Kosten mit 712.000,- € werden zur Gänze vom AMS NÖ getragen.

Frauen verdienen in NÖ um ein Drittel weniger
Der Gender-Gap zeigt sich weiterhin am unterschiedlichen Bruttojahreseinkommen 2023 von Frauen und Männern in Niederösterreich:

  • Männer: 66.497 €
  • Frauen: 34.870 € oder um 34% weniger als Männer
  • Lehrlinge: im Schnitt 15% weniger Lehrentschädigung
  • Pensionistinnen erhalten um 30% weniger Pension als Männer

Rückfragehinweis für die Redaktion: AMS NÖ, Martina Fischlmayr: 050904 300-120; 0664/835 05 17

Diese Seite wurde aktualisiert am: 13. Februar 2025