Hebammenausbildung: Alle Informationen im Überblick

Hebammen betreuen und unterstützen werdende Mütter im Laufe der Schwangerschaft, bei der Geburt und bei der Nachsorge. Welche Aufgaben hat eine Hebamme im Detail, wie läuft die Ausbildung ab und wie sind die Job- und Gehaltsaussichten? Wir haben alle Antworten für Sie.

Aufgaben und Tätigkeitsbereiche

Hebammen leisten wertvolle Arbeit. Sie betreuen werdende Mütter im Laufe der Schwangerschaft, während der Geburt sowie bei der Nachbetreuung und unterstützen bei der Familienplanung. In Österreich besteht die gesetzliche Verpflichtung, dass eine Hebamme während der Geburt anwesend ist.

  • Schwangerenvorsorge und Geburtsvorbereitung

Hebammen überwachen den Verlauf der Schwangerschaft, die Lage des Fötus, informieren über Pflegemaßnahmen und Ernährung und unterstützen werdende Mütter beispielsweise durch Zusatzleistungen wie Akupunktur. Sie geben auch Kurse zur Geburtsvorbereitung, in denen künftige Eltern ausführlich über den Ablauf einer Geburt informiert werden. Bei medizinischen oder psychosozialen Notfällen oder bei Mehrlings- beziehungsweise Risikoschwangerschaften können Hebammen helfend eingreifen oder falls nötig ärztliche Unterstützung hinzuziehen.

Im Rahmen der Mutter-Kind-Pass Untersuchungen hat jede schwangere Frau das Recht auf eine Hebammensprechstunde. Die Kosten hierfür werden von der Sozialversicherung übernommen.

  • Geburtshilfe

In Krankenhäusern, bei Hausgeburten und in Geburtshäusern stehen Hebammen an der Seite der Gebärenden und überwachen die Vitalfunktionen von Kind und Mutter. Sie helfen, das Kind gesund auf die Welt zu bringen und stellen Gewicht, Größe und Geschlecht des Neugeborenen fest. Außerdem begutachten sie das Baby und führen Untersuchungen sowie eine Blutabnahme durch. In Kliniken erfolgt das zumeist in Absprache mit einer Kinderärztin bzw. einem Kinderarzt.

  • Nachsorge

Insbesondere in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt sind Hebammen wichtige Ansprechpartnerinnen für frischgebackene Eltern. Stillberatung gehört hierbei ebenso zu deren Aufgabe wie die Betreuung im Wochenbett oder Informationsweitergabe zur Säuglingspflege und Hygienemaßnahmen.

Bei Hausgeburten, Entbindungen in einer Hebammenpraxis (Geburtshaus) oder im Falle einer ambulanten Geburt (Mutter und Kind verlassen das Krankenhaus innerhalb von 24 Stunden nach der Entbindung) sind mehrere Hausbesuche von der Hebamme vorgeschrieben, die von der Sozialversicherung bezahlt werden. Auch nach einer Entbindung in einer Klinik besteht Anspruch auf Betreuung. Die Anzahl der Hebammenbesuche variiert je nach Geburtsverlauf sowie Gesundheitszustand von Mutter und Kind.

  • Wahlhebamme

Generell werden die Kosten der grundlegenden Leistungen, die Hebammen erbringen, vom Sozialversicherungsträger übernommen. Wünscht eine Frau Zusatzleistungen oder möchte sie eine bestimmte Hebamme im Zuge der Geburt bei sich haben, die keinen Kassenvertrag besitzt, muss sie eine Wahlhebamme hinzuziehen. Dies gilt als Privatleistung und ist somit eigenständig zu finanzieren. Ein Teil der Kosten (bis zu 80% des Vertragstarifs) wird allerdings von der Versicherung rückerstattet.

Ausbildung

Die Ausbildung zur Hebamme wird in Österreich in einer Fachhochschule absolviert. Die Studiendauer beträgt sechs Semester, wird als Vollzeit-Variante angeboten und mit einem Bachelor Titel (Bachelor of Science in Health Studies, kurz BSc) abgeschlossen.

Auf Wunsch kann danach ein Masterlehrgang angehängt werden, der vier bis sechs Semester in Anspruch nimmt. Dieser ist zumeist berufsbegleitend, beinhaltet diverse vertiefende Zusatzausbildungen und legt sein Hauptaugenmerk auf wissenschaftliches Arbeiten und neue Erkenntnisse in der Hebammenforschung.

Der Fachhochschullehrgang besteht aus einer theoretischen Ausbildung sowie einem umfangreichen Praxisteil, der rund die Hälfte der gesamten Ausbildung ausmacht.

Was braucht man für eine Hebammenausbildung?

Selbstverständlich müssen einige formale sowie menschliche Voraussetzungen erfüllt werden, um die Hebammenausbildung in Angriff nehmen zu können. 

Zumindest eine der folgenden formalen Grundvoraussetzungen muss gegeben sein:

  • Allgemeine Hochschulreife (Matura) 
  • Berufsreifeprüfung
  • Studienberechtigungsprüfung
  • Einschlägige berufliche Qualifikation mit Zusatzprüfungen, sowie 
  • Nachweis über sehr gute Deutschkenntnisse bei ausländischen Studienanwärterinnen bzw. Studienanwärtern

Außerdem sollten diese persönlichen Fähigkeiten und Kompetenzen mitgebracht werden:

  • Empathie und Einfühlungsvermögen
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Hohe Belastbarkeit und Einsatzfreude
  • Flexibilität
  • Kommunikationsgeschick
  • Sorgfalt
  • Keine Berührungsängste
  • Selbstreflexion
  • Interesse für Medizin und Wissenschaft

Wie werde ich in Österreich Hebamme?

Bevor Sie mit der Hebammenausbildung tatsächlich beginnen können, muss der Nachweis über die Hochschulreife (Maturazeugnis oder ähnliches) erbracht werden. Ferner wird ein Lebenslauf verfasst, bei Bedarf zusätzlich ein Motivationsschreiben. Danach erfolgt ein Aufnahmegespräch mit fachspezifischen Fragen und/oder ein schriftlicher Studieneignungstest, je nachdem bei welcher Fachhochschule das Hebammenstudium absolviert werden soll. 

Bei vielen Instituten sind außerdem die folgenden Dokumente vorzulegen, bevor die Ausbildung begonnen werden kann:

  • Ärztliches Attest über den individuellen Gesundheitszustand
  • Nachweis über die Absolvierung eines Erste-Hilfe-Kurses
  • Erbringung eines Strafregisterauszugs
  • Vorlage von Impfnachweisen

Die Chancen, einen adäquaten Ausbildungsplatz zu erhalten, sind in Österreich gut. Zahlreiche Fachhochschulen, darunter die FH Campus Wien, bieten Hebammenausbildungen an. Nähere Informationen und Details erhalten Sie im AMS Berufslexikon

Was beinhaltet die Hebammenausbildung?

Die Ausbildung zur Hebamme besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil.

In den folgenden Bereichen und Fächern wird umfangreiches theoretisches Wissen vermittelt:

  • Fachspezifische medizinische Kenntnisse (Gynäkologie, Pädiatrie, Neonatologie, Anatomie, Pharmakologie, etc.)
  • Hebammenkunde und Hebammenwissen in den Bereichen Geburtshilfe, Wochenbett- und Säuglingspflege, Hygiene, Stillberatung, Ernährung, etc.
  • Grundkenntnisse in Kommunikation, Berufsethik, rechtlichen Angelegenheiten, Psychologie und Pädagogik
  • Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten
  • Wissensvermittlung über selbstständiges organisatorisches Arbeiten

Besonderen Stellenwert nehmen die Berufspraktika ein, die beispielsweise in Krankenhäusern, Geburtspraxen oder bei selbstständigen Hebammen im Rahmen von Hausbesuchen absolviert werden können. Außerdem wird an einem praktikumsbegleitenden Seminar teilgenommen.

Arbeitsorte für Hebammen

Ebenso umfangreich wie die Ausbildungsinhalte sind die Orte und Tätigkeitsbereiche, an denen als Hebamme gearbeitet werden kann.

Die Ausübung der Tätigkeit findet an folgenden Orten statt:

  • öffentlichen oder privaten Krankenhäusern
  • Geburtsvorbereitungseinrichtungen
  • Hebammenzentren
  • Geburtshäusern 
  • Arztpraxen

Außerdem halten Hebammen Vorträge oder Workshops an Schulen, arbeiten in internationalen Hilfsorganisationen oder leiten Kurse in privaten Organisationen und Vereinen (beispielsweise Rückbildungsgymnastik, Beckenbodentraining, etc.). Hausgeburten, Wochenbettbetreuung und Nachsorgeuntersuchungen finden außerdem im Eigenheim der zu betreuenden Familien statt.

Jobaussichten und Gehalt

Dass Hebammen einen bedeutenden gesellschaftlichen Beitrag leisten und einen anstrengenden, intensiven und durchaus stressigen Beruf ausüben, haben wir bereits erläutert. Vielleicht sind Sie nun der Meinung, dass dieser Job deshalb überdurchschnittlich gut bezahlt ist? Diesen Gedanken können wir allerdings nicht bestätigen.

Das Einstiegsgehalt einer Hebamme in Österreich ist grundsätzlich eher im mittleren Bereich anzuordnen und variiert beträchtlich. Je nach Region beziehungsweise Bundesland, Anstellung in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Sektor, nach Arbeitgeber sowie diversen anderen Faktoren verdienen Hebammen recht unterschiedlich. Mit steigender Berufserfahrung und damit einhergehenden kollektivvertraglichen Sprüngen erhöht sich dann auch das Gehalt. 

Tipp

Alle Informationen rund um das Thema Einkommen finden Sie in unserem AMS Gehaltskompass.

Auch wenn die durchschnittliche Anzahl an Geburten pro Hebamme zugenommen hat, sind die Jobaussichten gut. Viele Frauen beziehungsweise Familien legen großen Wert auf eine umfangreiche und vertrauensvolle Beziehung zu jener Person, die der Geburt ihres Kindes beiwohnen soll, und möchten auch zusätzliche Dienstleistungen wie Akupunktur, Nachsorge, Gymnastik oder Ernährungsberatung in Anspruch nehmen. Dadurch steigt insbesondere die Nachfrage nach Hebammen, die ein breites Spektrum an Tätigkeiten anbieten.

Nicht zuletzt deshalb ist die Chance auf eine gute Auslastung als Hebamme auf selbstständiger Basis eine vielversprechende Option. Hier kooperieren Sie häufig mit Krankenhäusern oder Geburtspraxen und können entweder pro Stunde abrechnen oder Pauschalpreise vereinbaren, wodurch sich auch die Verdienstmöglichkeiten lukrativer gestalten.

Tipp

Auf der Plattform alle jobs finden Sie alle online ausgeschriebenen Stellenangebote aus ganz Österreich mit nur wenigen Klicks. Jetzt Job finden!

Im AMS eJob-Room  können Sie außerdem Ihre Bewerbungsunterlagen hochladen, um von Unternehmen, die auf Personalsuche sind, gefunden und kontaktiert zu werden.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 20. September 2023