Eigeninitiative

Unternehmen wollen motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich einbringen und Aufgaben von selbst erkennen und erledigen. Eigeninitiative ist heutzutage fester Bestandteil vieler Jobanforderungen. Aber was heißt Eigeninitiative genau? Kann Eigeninitiative gelernt und verbessert werden? Wir erklären Ihnen, wie Sie im Job eigeninitiativ handeln und wie Sie Ihre Eigeninitiative auch in Ihrer Bewerbung unter Beweis stellen können.

Was bedeutet Eigeninitiative?

Eigeninitiative ist eine soziale Kompetenz und beschreibt die Fähigkeit, den ersten Schritt zu einer Handlung selbst zu tun und somit von sich aus aktiv zu werden. Personen mit Eigeninitiative können aus eigener Motivation heraus handeln. Es bedarf somit keines Anstoßes von außen (beispielsweise von einer anderen Person), um eine Handlung zu beginnen und durchzuführen. 

Eigeninitiative im Beruf

In vielen Berufen gilt Eigeninitiative als eine der wichtigsten Anforderungen. Aber warum ist das so? Wenn Sie in Ihrem Beruf eigene Ideen einbringen und Aufgaben von sich aus beginnen und erledigen, bedeutet das für Ihre Vorgesetzten, dass sie Ihnen nicht immer sagen müssen, was zu tun ist. Das spart den Vorgesetzten Zeit und Energie.

Doch eigeninitiativ zu handeln, bedeutet noch viel mehr. Was Eigeninitiative im Beruf alles umfassen kann, erläutern wir Ihnen jetzt im Detail.

Wer im Job Eigeninitiative zeigt, …

  • … handelt selbstständig
    Sie warten nicht darauf, dass Ihnen Ihre Vorgesetzte bzw. Ihr Vorgesetzter Aufgaben zuteilt, sondern erkennen selbst, was zu tun ist und setzen Aufgaben selbst um? Dann handeln Sie selbstständig und eigeninitiativ.

    Beispiel: Eine wichtige Excel-Liste, mit der Sie täglich arbeiten, ist nicht einheitlich formatiert, beispielsweise sind die Vornamen und Nachnamen in den einzelnen Spalten oft vertauscht. Sie vereinheitlichen die Formatierung und beheben etwaige Fehler in der Excel-Liste noch bevor Ihnen diese Aufgabe von jemandem zugetragen wird.
  • … trifft Entscheidungen
    Ihre Chefin bzw. Ihr Chef ist gerade in einem Meeting oder aus anderen Gründen nicht erreichbar? Sie haben hier die Möglichkeit, Entscheidungen, die Ihren Bereich betreffen, aufzuschieben, bis Sie sich mit Ihrer Vorgesetzten bzw. Ihrem Vorgesetzten absprechen können, oder die eine oder andere Entscheidung, die in Ihrem Kompetenzbereich liegt, selbst zu treffen.

    Beispiel: Sie müssen eine PowerPoint-Präsentation für einen Vortrag fertigstellen und sind sich nicht sicher, ob Sie in dieser Präsentation auch die Produktpalette des Unternehmens, in dem Sie arbeiten, erwähnen sollen. Sie analysieren noch einmal genau, wer die Zielgruppe des Vortrags ist und entscheiden schlussendlich selbst, dass es nicht sinnvoll ist, die gesamte Produktpalette in der Präsentation zu erwähnen.

  • … bringt Ideen und Meinungen ein
    Ein Unternehmen lebt von den Ideen und Meinungen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und kann sich nur so weiterentwickeln. Trauen Sie sich, auch Ihre Vorschläge einzubringen, dies zeigt Motivation.

    Beispiel: Ihre Vorgesetzte hat für die gesamte Abteilung ein Meeting einberufen, in dem Strategien entwickelt werden sollen, wie im Unternehmen Papier und Druckertoner gespart werden können. Jemand mit Eigeninitiative überlegt sich bereits vorab eigene Ideen und hat auch keine Scheu, diese im Meeting einzubringen.
  • … handelt vorausschauend
    Die meisten Vorgesetzten wünschen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mitdenken, einen Weitblick haben und nicht nur Ihre To-Do Liste abarbeiten. Vorausschauend zu handeln bedeutet auch überlegt und geplant zu agieren und mögliche zukünftige Entwicklungen in Entscheidungen bereits miteinzubeziehen. 

    Beispiel: Sie wissen, dass in wenigen Monaten eine wichtige Messe für Ihr Unternehmen stattfindet und die Anmeldung noch ausständig ist. Ihr Chef hat die Messeanmeldung jedoch scheinbar vergessen. Sie sprechen die Anmeldung zur Messe von sich aus an, um zu verhindern, die Anmeldefrist zu versäumen.
  • … übernimmt Verantwortung
    Wenn Sie nicht ausschließlich das machen, was Ihnen aufgetragen wird, kann es auch einmal vorkommen, dass Fehler passieren oder etwas nicht genau so läuft wie geplant. In solchen Situationen ist es jedoch wichtig, dafür auch die Verantwortung zu übernehmen, den Fehler einzugestehen und zu beheben. 

    Beispiel: Eine jahrelange Kundin meldet sich in Ihrer Abteilung telefonisch, um einen Termin für das jährliche Budget Meeting zu vereinbaren. Sie sehen im Kalender ihres Vorgesetzten nach und erkennen, dass der gewünschte Termin frei ist. Kurzerhand fixieren Sie den Termin mit der Kundin. Nach dem Telefonat fällt Ihnen auf, dass Sie den Termin allerdings nicht mit der Unternehmensleitung, die bei dem jährlichen Meeting auch immer dabei ist, koordiniert haben. Kurzerhand kontaktieren Sie das Sekretariat der Unternehmensleitung selbst und klären ab, ob der Termin zur Verfügung steht.

Eigeninitiative ist auch ein Zeichen von Motivation, die die meisten Arbeitgeber an ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr zu schätzen wissen. Doch eigeninitiativ zu handeln bringt nicht nur Vorteile für das Unternehmen, sondern auch für Sie selbst. Zeigen Sie in Ihrer täglichen Arbeit Eigeninitiative, so kann dies für Sie karrierefördernd sein.

Eigeninitiative zeigen: Auf das Arbeitsumfeld kommt es an

Obwohl Eigeninitiative eine soziale Kompetenz ist und damit von Ihnen selbst kommen muss, gibt es doch auch äußere Faktoren, die essentiell sind, um Ihre Eigeninitiative einsetzen zu können. Ausschlaggebend dafür ist primär das Arbeitsumfeld:

Direkte Vorgesetzte bzw. direkter Vorgesetzter 

Lässt Ihnen Ihre direkte Vorgesetzte bzw. Ihr direkter Vorgesetzter den notwendigen Freiraum, um proaktiv und eigenständig an Aufgaben heranzugehen? Ist dies der Fall, können Sie Ihre Eigeninitiative vollständig zum Ausdruck bringen. Im beruflichen Kontext muss Ihnen von Ihren Vorgesetzten jedoch ein Rahmen gegeben werden, innerhalb dessen Sie selbst aktiv werden können. Dieser Rahmen gibt Ihnen Orientierung, welchen Handlungsspielraum Sie haben, denn selbstverständlich gibt es Bereiche, die nicht Ihrer Zuständigkeit entsprechen und in denen proaktives Handeln Ihrerseits nicht angebracht ist.

Unternehmenskultur

Jede Unternehmenskultur ist anders und wird stark vom Top-Management beeinflusst bzw. vorgegeben. Sie beschreibt die Werte und Normen, die in einem Unternehmen gelebt werden. Zählt Eigeninitiative zu den gewünschten und gelebten Praktiken, können auch Sie leichter proaktiv Aufgaben erledigen. Wenn ein Unternehmen jedoch stark hierarchisch geführt wird, kann es sein, dass Sie mit eigenmächtigen Entscheidungen anecken und Kritik einstecken müssen. Hier ist es wichtig zu unterscheiden, wo Eigeninitiative erwünscht ist und wo nicht.

Betriebsklima

Auch das allgemeine Betriebsklima ist ausschlaggebend für die Art und Weise, wie sehr Sie von sich selbst heraus neue Ideen oder Ihre Meinungen einbringen werden. So sehen Kolleginnen und Kollegen jene Personen, die mit Eigeninitiative an die Arbeit gehen, häufig auch als Konkurrenz. Aus diesem Konkurrenzdenken entsteht oft Neid, da engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Aufgaben schneller erledigen können und dafür womöglich auch Lob, Anerkennung und bessere Bezahlung von den Vorgesetzten erhalten. 

Eigeninitiative in der Bewerbung

In einer Stellenausschreibung wird Eigeninitiative als Anforderung gelistet und Sie wissen nicht so recht, wie Sie Ihre Fähigkeit, proaktiv zu arbeiten, in der Bewerbung darstellen sollen oder ob Sie überhaupt schon einmal eigeninitiativ gehandelt haben?

Wir geben Ihnen einige Tipps:

Erfahrungen aus bisherigen Jobs

Denken Sie an Ihre Berufserfahrungen! Es gibt mit Sicherheit Situationen, in denen Sie eigeninitiativ an die Arbeit herangegangen sind. Nutzen Sie diese Erfahrung und erwähnen Sie sie mit wenigen Sätzen in Ihrer Bewerbung. 

Beispiel: Im Rahmen meiner letzten Anstellung konnte ich das gesamte Ablagesystem meiner Abteilung vereinfachen und so die tägliche Arbeit für alle erleichtern.

Ausbildungserlebnisse

In jeder Ausbildung werden Aufgaben auch mittels Gruppenarbeiten oder Referaten erledigt. Vielleicht können Sie sich an Situationen erinnern, in denen Sie aus eigenem Antrieb gehandelt oder wichtige Entscheidungen getroffen haben.

Beispiel: Bereits während meiner Ausbildung habe ich selbst Projektgruppen gestartet und Aufgaben verteilt, um meine Ziele rascher zu erreichen und effizienter arbeiten zu können.

Erlebnisse aus dem privaten Kontext

Eigeninitiative ist keine Kompetenz, die im Beruf eingesetzt und im Alltag abgeschaltet wird. Im Gegenteil: Handeln Sie im Privatleben proaktiv, so werden Sie automatisch auch im Beruf selbstständig arbeiten. Wenn Sie noch über keine Berufserfahrung verfügen, können Sie in Ihrem Bewerbungsschreiben somit auch eine Erfahrung aus dem Alltag wiedergeben. 

Beispiel: Da mir romanische Sprachen sehr gefallen, habe ich auf Eigeninitiative hin begonnen, mit einem Online-Programm Italienisch zu lernen. Mittlerweile sind meine Kenntnisse beim Niveau B1 einzustufen.

Wichtig

Wenn Sie in Ihrer Bewerbung anführen, über Eigeninitiative zu verfügen, müssen Sie das auch begründen. Leere Worthülsen alleine haben keine Aussage und reichen nicht. 

Bleiben Sie bei der Wahrheit! Sie führen ein Beispiel an, das zeigen soll, wie proaktiv Sie arbeiten? Dann sollte dies etwas sein, das Sie wirklich erlebt haben. Denn sollten Sie zum Bewerbungsgespräch eingeladen werden, ist es gut möglich, dass dieses Beispiel von der personalverantwortlichen Person noch einmal aufgegriffen wird.

Beispiele für Fragen im Vorstellungsgespräch zu Eigeninitiative: 

Auch auf das Vorstellungsgespräch können Sie sich in Punkto Eigeninitiative gut vorbereiten. Wir haben ein paar Fragen für Sie zusammengetragen, die Ihnen Personalverantwortliche stellen könnten:

  1. Erzählen Sie bitte, wann und wie Sie schon einmal eigeninitiativ gehandelt haben. 
  2. Wie würden Sie jemandem Eigeninitiative erklären?
  3. Woran haben Sie erkannt, dass Sie im beruflichen Kontext proaktiv agieren?
  4. Wie überzeugen Sie Vorgesetzte oder auch Kolleginnen und Kollegen von einer Idee?
  5. Was brauchen Sie, um eigeninitiativ arbeiten zu können?

So verbessern Sie Ihre Eigeninitiative

Um eigeninitiativ zu handeln braucht es Mut und Selbstvertrauen. Da Eigeninitiative von einem selbst kommt, muss man an sich selbst arbeiten, um sie verbessern zu können. Eigeninitiative ist somit trainierbar und nichts Angeborenes.

Wir zeigen Ihnen, wie das geht:

  • Eine Möglichkeit, die Eigeninitiative zu verbessern ist, Ideen und Gedanken nicht nur im Kopf zu behalten, sondern auch zu formulieren und auszusprechen. Mit jedem Versuch werden Sie selbstbewusster und es wird Ihnen zunehmend leichter fallen, aktiv Ihre Meinung zu äußern. 
  • Bei dem Gedanken, eigene Vorschläge oder Ideen einzubringen, fühlen Sie sich nicht wohl? Dann haben Sie beispielsweise die Möglichkeit, sich für Aufgaben freiwillig zu melden. Auch damit handeln Sie proaktiv und zeigen Motivation.
  • Haben Sie schon einmal überlegt, ob in Ihrem Job noch andere Aufgaben zu erledigen wären, die Ihnen aber nicht von der Chefin oder dem Chef aufgetragen wurden und damit gar nicht auf Ihrer To-Do Liste stehen? Vielleicht gibt es Abläufe, die vereinfacht werden können? Oder ist das Ablagesystem veraltet? Setzen Sie sich selbst Ziele und warten nicht auf die nächste Aufgabenverteilung Ihrer bzw. Ihres Vorgesetzten. Dies zeigt Engagement und Motivation.

Weiterführende Informationen

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Diese Seite wurde aktualisiert am: 25. September 2024