Dienstzeugnis in Österreich: Inhalte, Formen und Geheimcodes

Ein Dienstzeugnis kann für Ihre Jobsuche sehr wichtig sein. Aber was muss es beinhalten, welche Formulierungen dürfen nicht verwendet werden und wozu dient ein Zwischenzeugnis? Wir haben für Sie alle Informationen im Überblick.

Was ist ein Dienstzeugnis?

Ein Dienstzeugnis oder Arbeitszeugnis ist in Österreich eine Art Urkunde, die ein Arbeitgeber seiner Arbeitnehmer_in während oder nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses ausstellt. Es besteht prinzipiell Anspruch auf Ausstellung eines Dienstzeugnisses, gegebenenfalls mit schriftlicher Aufforderung seitens der Arbeitnehmer_in. Jegliche Angaben, die die Aufnahme einer zukünftigen Tätigkeit erschweren können, sind nicht gestattet.

Was muss in Österreich in einem Dienstzeugnis stehen?

Laut Gesetz haben Sie in Österreich Anspruch auf ein einfaches Dienstzeugnis. Dieses muss folgende Angaben enthalten:

  • Name
  • Arbeitnehmer_in
  • Unternehmen
  • Dauer des Arbeitsverhältnisses
  • Art der Tätigkeit

Ihr Arbeitgeber ist somit nicht verpflichtet, ein Dienstzeugnis auszustellen, das auch Ihre Arbeitsqualität und Ihr Verhalten beschreibt. Vielmehr liegt es im Ermessen des Arbeitgebers, ein sogenanntes qualifiziertes Dienstzeugnis zu erstellen.

Welche Formen eines Dienstzeugnisses gibt es?

Generell wird in Österreich zwischen vier verschiedenen Formen von Dienstzeugnissen unterschieden:

  • Einfaches Dienstzeugnis
  • Qualifiziertes Dienstzeugnis
  • Zwischenzeugnis
  • Endzeugnis

1. Einfaches Dienstzeugnis

Jede Arbeitnehmer_in hat bei Beendigung des Dienstverhältnisses, daher auch bei Arbeitgeberkündigung, rechtlichen Anspruch auf die Ausstellung eines einfachen Dienstzeugnisses. Dieses beruht einzig auf Fakten und muss folgende Informationen beinhalten:

  • Bezeichnung des Unternehmens
  • Angaben zur Arbeitnehmer_in
  • Beginn und Ende der Tätigkeit
  • Art der Tätigkeit

Tipp:
Ein qualifiziertes Dienstzeugnis sollten Sie bei Ihrem (ehemaligen) Arbeitgeber rechtzeitig und schriftlich anfordern. Qualifiziertes Dienstzeugnis

2. Qualifiziertes Dienstzeugnis

Das qualifizierte Dienstzeugnis enthält neben den zuvor erwähnten Angaben weiterführende Informationen über die Arbeitnehmer_in, wie:

  • die Qualität des Arbeitseinsatzes im Unternehmen
  • konkrete und umfangreiche Angaben zu den erbrachten Leistungen
  • die Sozialkompetenz

Dem Arbeitgeber obliegt die Wahl der Formulierung, er darf aber keine offenkundig negative Ausdrucksweise wählen, die der Arbeitnehmer_in bei der zukünftigen Jobsuche schaden könnte.

Achtung:
Es besteht kein Rechtsanspruch auf die Ausstellung eines qualifizierten Dienstzeugnisses!

3. Zwischenzeugnis

Sie können auch während der Berufsausübung in einem Unternehmen ein Dienstzeugnis anfordern. In diesem Fall handelt es sich um ein sogenanntes Zwischenzeugnis. Sinnvoll ist das beispielsweise, wenn Sie die Abteilung wechseln oder eine Veränderung in der Unternehmensführung stattfindet. Auch wenn bereits ein Zwischenzeugnis ausgestellt wurde, können Sie in weiterer Folge noch ein Endzeugnis verlangen. Die Kosten für ein Zwischenzeugnis sind in der Regel von der Arbeitnehmer_in zu tragen.

4. Endzeugnis

Bei Beendigung des Dienstverhältnisses besteht Anspruch auf ein (einfaches) Arbeitszeugnis. Dieses muss vom Arbeitgeber nicht automatisch verfasst werden. Sie müssen ein Dienstzeugnis somit bei Ihrem Arbeitgeber anfordern. Das machen Sie am besten gleich nach Beendigung des Dienstverhältnisses. Die Kosten für das Endzeugnis trägt der Arbeitgeber.

Tipp:
Sie haben prinzipiell 30 Jahre Zeit, ein Dienstzeugnis bei Ihrem ehemaligen Arbeitgeber anzufordern. Danach verjährt im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften Ihr Anspruch auf die Ausstellung eines Dienstzeugnisses. Damit kommt es zu einem endgültigen Verlust des Anspruchs. Achten Sie aber auf mögliche Klauseln im Kollektiv- oder Arbeitsvertrag, die diesen Zeitraum womöglich einschränken. Beantragen Sie Ihr Dienstzeugnis am besten schriftlich sofort nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses.

Wer darf ein Dienstzeugnis ausstellen und worauf ist zu achten?

Prinzipiell wird das Dienstzeugnis vom Arbeitgeber erstellt. Hierbei ist zu prüfen, ob „Geheimcodes“ verwendet wurden, bei denen hinter den vermeintlich positiven Formulierungen negative Botschaften versteckt sein können. Ebenso muss darauf geachtet werden, dass bestimmte Informationen  über die Arbeitnehmer_in nicht enthalten sein dürfen, wie beispielsweise krankheitsbedingte Fehltage oder eine Funktion als Interessenvertretung.

Tipp:
Sie können Ihr Dienstzeugnis von der Arbeiterkammer auf versteckte Kritik prüfen lassen. Bei Bedarf besteht auch die Möglichkeit, ein neues (einfaches) Arbeitszeugnis bei der Unternehmensführung anzufordern.

Achtung:
Sollte sich Ihr Arbeitgeber weigern, Ihnen ein Dienstzeugnis auszustellen, können Sie rechtlich (mit einer Klage beim Arbeits- und Sozialgericht) dagegen vorgehen. 

In der Praxis verfassen aber Arbeitnehmer_innen ihre Arbeitszeugnisse immer häufiger selbst und lassen sie dann vom Arbeitgeber unterzeichnen.

Worauf muss ich achten, wenn ich mein Dienstzeugnis selbst schreibe?

Selbstverständlich sollten Sie besonders auf die richtige Schreibweise und stets positive Formulierungen achten. Es gibt eine bestimmte „Zeugnissprache“, die Sie verwenden sollten. Wählen Sie vor allem Superlative, wie zum Beispiel „stets zur vollsten Zufriedenheit gearbeitet“.

Neben der Art und Weise der Formulierung ist natürlich ein korrekter Aufbau maßgebend. Hier schildern wir Ihnen überblicksartig, wie ein Dienstzeugnis untergliedert sein soll und welche Informationen einfließen müssen:

  • Briefkopf des Arbeitgebers
  • Überschrift: Dienstzeugnis oder Arbeitszeugnis
  • Angaben zu Ihrer Person (zumindest Name und Geburtsdatum, Beginn und Ende der Anstellung sowie Tätigkeitsfeld)
  • Unternehmensbeschreibung (zumindest Name, Branche, Tätigkeitsbereich)
  • Angaben zu Qualifikation und Fachwissen, zu besonderen Leistungen und Fähigkeiten, zu einer eventuellen Führungsposition, zu Ihrer sozialen Kompetenz, etc. (auf Vollständigkeit achten)
  • Schlussabsatz (optional: Beendigungsgrund, Danksagung)
  • Angabe von Ort, Datum und Unterschrift

Geheimcodes und ihre Bedeutung

Ein Dienstzeugnis darf keine negativen Wertungen oder Angaben enthalten, vielmehr soll es Ihnen bei der Jobsuche helfen. Dennoch kann ein Dienstzeugnis auch zum Hindernis werden. Das ist der Fall, wenn sich hinter scheinbar positiven Formulierungen negative Botschaften verbergen. Diese werden oft als Geheimcodes bezeichnet. Wir haben für Sie einige Beispiele für Geheimcodes im Dienstzeugnis und die wahre Bedeutung der Formulierungen: 

  • Die Mitarbeiter_in war sehr bemüht, die ihm_ihr übertragenen Tätigkeiten ordnungsgemäß zu erledigen. 
    Bedeutung: Die Mitarbeiter_in war zwar bemüht, hat jedoch einige Aufgaben nicht erledigt. 
  • Die Mitarbeiter_in hat unseren Erwartungen entsprochen. 
    Bedeutung: Die Mitarbeiter_in hat das Nötigste erledigt, jedoch keine besonderen Leistungen erbracht.
  • Die Mitarbeiter_in ist sehr kommunikationsstark und setzte diese Fähigkeit auch laufend in der Teamarbeit ein. 
    Bedeutung: Die Mitarbeiter_in hat sehr viel geredet und zu wenig gearbeitet.
  • Die Mitarbeiter_in hat sich im Rahmen ihrer Fähigkeiten eingesetzt. 
    Bedeutung: Die Mitarbeiter_in verfügt nicht über die nötigen Fähigkeiten oder Qualifikationen.
  • Eine wesentliche Stärke der Mitarbeiter_in war, stets die eigene Meinung zu vertreten.  
    Bedeutung: Die Mitarbeiter_in konnte mit Kritik nicht gut umgehen und war nicht kompromissbereit. 
  • Die ihm zugeteilten Aufgaben hat die Mitarbeiter_in im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit erledigt. 
    Bedeutung: Vorgesetzte und/oder Arbeitgeber waren mit der Arbeitsleistung der Mitarbeiter_in nicht zufrieden. 

Karrierechancen mit Dienstzeugnis

In der Personalrekrutierung wird großen Wert auf frühere Dienstzeugnisse gelegt. Deshalb kann ein sehr positiv formuliertes Dienstzeugnis ohne versteckte negative Codes eine wichtige Hilfe für eine zukünftige Anstellung sein. Die Bedeutung von Arbeitszeugnissen in einer übersichtlichen und vollständigen Bewerbungsmappe sowie eventuell vorhandene Referenz- oder Empfehlungsschreiben sind somit nicht zu unterschätzen.

Tipp:
Besuchen Sie das interaktive Bewerbungsportal des AMS und finden Sie hilfreiche Tipps und Anleitungen für Ihre Bewerbung!

FAQs

Wie lange kann man ein Dienstzeugnis verlangen? 

Ein Dienstzeugnis sollten Sie sofort nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses schriftlich beantragen. Aus rechtlicher Sicht haben Sie jedoch 30 Jahre Zeit, ein Dienstzeugnis bei Ihrem ehemaligen Arbeitgeber anzufordern. Angaben im Kollektiv- oder Arbeitsvertrag können diesen Zeitraum aber einschränken. Danach verjährt der Anspruch auf die Ausstellung eines Dienstzeugnisses. 

Was ist der Unterschied zwischen einem Arbeitszeugnis und einem Dienstzeugnis? 

Anstelle von Dienstzeugnis wird auch der Begriff Arbeitszeugnis verwendet. Beide Begriffe beschreiben dasselbe und können synonym verwendet werden. 

Wie lange hat der Arbeitgeber Zeit für ein Arbeitszeugnis? 

In Österreich gibt es keine gesetzliche Frist, innerhalb der ein Arbeitgeber ein Dienstzeugnis ausstellen muss.

Wie wichtig ist das Dienstzeugnis? 

Das Dienstzeugnis ist ein Dokument, das Ihre berufliche Leistung, Ihre Fähigkeiten und Tätigkeiten bei Ihrem ehemaligen Arbeitgeber beschreibt. Diese Informationen können im Bewerbungsprozess auch für potenzielle Arbeitgeber sehr wichtig sein. Ein Dienstzeugnis kann Ihnen somit bei der Jobsuche helfen.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 27. Mai 2024