Charisma
Es gibt Menschen, die betreten einen Raum und sind sofort präsent. Alle richten den Blick auf diese eine Person. Warum manche Menschen mehr Aufmerksamkeit bekommen, hat mit ihrer Ausstrahlung auf andere zu tun – dem Charisma.
Was bedeutet es charismatisch zu sein?
Charisma ist keine persönliche Charaktereigenschaft einer Person, sondern die Wirkung auf andere Menschen. Das bedeutet, andere Personen müssen Sie als charismatisch wahrnehmen und Ihnen dieses Merkmal zuschreiben. Sie selber können sich nicht als charismatisch bezeichnen. Charisma ist der Eindruck, den Sie bei Ihren Mitmenschen hinterlassen, während Sie mit ihnen in Beziehung treten.
Demnach ist Charisma auch immer etwas Subjektives und von Situation zu Situation unterschiedlich. Es kann nicht mit einzelnen Merkmalen wie gutem Aussehen oder Humor beschrieben werden. Es ist viel mehr das Gesamtbild, das Sie in einem bestimmten Moment vermitteln – eine Anziehungskraft, die Sie ohne Ihr eigenes Zutun auf Ihr Gegenüber haben.
Charisma ist spürbar. Dabei gibt es vier verschiedene Arten, die zu unterscheiden sind:
- Fokussiertes Charisma
Schauen Sie sich als Beispiel ein Video von Bill Gates‘ Vorträgen an. Sie werden merken: Charismatiker dieser Art strahlen eine große Präsenz aus. Sie wirken munter, hören aufmerksam zu und verstehen schnell. Personen mit fokussiertem Charisma nehmen den Raum sofort ein. Wir als Publikum sind beeindruckt und reagieren mit Bewunderung darauf. - Autoritäres Charisma
Zur Verdeutlichung dieser Form des Charismas können Sie sich beispielsweise einen Auftritt von Barack Obama ansehen. Diese Charisma-Form ist vor allem durch Selbstbewusstsein geprägt. Die selbstsichere Ausstrahlung fesselt andere und macht solche Personen sehr einflussreich und lässt sie mächtig wirken. Die Reaktion darauf ist häufig Achtung und hohes Ansehen. - Visionäres Charisma
Dazu zählen Persönlichkeiten wie Steve Jobs oder Martin Luther King. Menschen mit visionärem Charisma glauben stark an ihre Zukunftsvision und vertreten ihre Grundeinstellung mit voller Überzeugung. Das inspiriert und motiviert andere. Diese Art von Charismatiker begeistern und regen andere an, die beste Version von sich selbst zu sein. - Freundliches Charisma
Freundliches Charisma ist eine Grundhaltung, wie sie beim Dalai Lama oder Mutter Teresa spürbar ist. Es beschreibt eine selbstlose, herzliche und mitfühlende Einstellung, nach der diese Charismatiker leben. Wir fühlen uns als Mitmenschen von diesen Personen sofort verstanden, geliebt und beschützt. Menschen mit freundlichem Charisma fällt es sehr leicht Beziehungen aufzubauen und zu halten.
Wie äußert sich Charisma?
Charisma wird unbewusst anhand von zwei Faktoren gemessen, wenn wir Jemandem gegenübertreten
– Sympathie und Einfluss.
Wenn Sie Leute kennenlernen, prüfen Sie instinktiv, ob Sie einer Freundin oder einem Freund gegenüberstehen. Je freundlicher und positiver Sie auftreten, desto zugänglicher und sympathischer wirken Sie auf andere. Charismatischen Personen wird lieber weitergeholfen als unsympathischen Personen. Demnach haben charismatische Personen sowohl privat, als auch im Beruf, bessere Chancen.
Auch der Einfluss auf andere Personen spielt beim Charisma eine wesentliche Rolle. Je stärker Sie Menschen überzeugen und für sich gewinnen können, desto eher erhalten Sie Anerkennung, Achtung und Ihre Meinung wird geschätzt. Charismatischen Personen gelingt es mit hoher sozialer Kompetenz auf einfache, natürliche Weise ein Wir-Gefühl zu erzeugen und Begeisterung in ihrem Umfeld zu verbreiten.
Zudem sind charismatische Personen überdurchschnittlich empathisch, selbstbewusst, redegewandt, sicher im Auftreten, äußerlich ansprechend und authentisch. Konkret äußert sich Charisma durch besonders großes Einfühlungsvermögen. Sich in Menschen und Situationen hineinzuversetzen fällt charismatischen Personen leicht. Sie zeigen Emotionen und können starke Gefühle bei Mitmenschen entfachen. Genauso gut können sie aber auch ihre Gefühle kontrollieren. Sie sind gute Zuhörerinnen/Zuhörer und gute Gesprächspartnerinnen/Gesprächspartner zugleich.
Ein weiteres Merkmal charismatischer Personen ist ihr starkes Selbstvertrauen. Sie stehen zu ihren Schwächen und vertrauen auf ihre Stärken.
Charismatische Personen können sich hervorragend ausdrücken und betonen Worte mit lebendiger Gestik und Mimik. Dazu zählt auch die Körpersprache. Mit einer aufrechten Körperhaltung vermitteln sie sofort ein positives Bild und wirken kompetent. Blickkontakt und deutliches Sprechen sind dabei essentiell. Natürlich nimmt Ihr Gegenüber auch Ihr äußerliches Erscheinungsbild wahr. Wichtig dabei ist, dass Sie sich in Ihrer Haut wohlfühlen. Ein gepflegtes Äußeres und angemessene Kleidung kann Sie dabei unterstützen.
Und zu guter Letzt: Wer charismatisch ist, ist ehrlich zu sich selbst und zu anderen. Personen mit Charisma bilden sich ihre eigene Meinung und vertreten diese. Sie bleiben sich selbst treu und versuchen nicht zwanghaft andere zu beeindrucken. Charisma kommt mit der Entscheidung, seine Gedanken frei zu äußern und frei zu sprechen.
Ist Charisma erlernbar?
Charismatische Menschen haben eine besondere Art, wie sie anderen gegenüber auftreten. Dieses Auftreten ist erlernbar, indem Sie aktiv an der Entwicklung Ihres Charismas arbeiten. Charisma ist eng mit dem eigenen Charakter, den persönlichen Werten und Einstellungen verbunden.
Vergleichen Sie Ihr Selbstbild mit dem Fremdbild – welches Bild haben Sie von sich selbst und welches Bild hat Ihr Umfeld von Ihnen? Wo gibt es Unterschiede, wo gibt es Gemeinsamkeiten? Was zeichnet eine charismatische Person für Sie aus? Ist es ein besonders guter Humor oder doch eine gelassene, ruhige Art?
Berücksichtigen Sie dabei stets, dass Charisma subjektiv ist und unterschiedlich wahrgenommen wird. Verhalten Sie sich so, wie es zu Ihrer Persönlichkeit passt und Sie sich wohlfühlen. Je mehr Sie sich über Ihre Wirkung auf andere bewusst werden, desto charismatischer wirken Sie.
Um an Ihrer Wirkung auf andere zu arbeiten, reflektieren Sie am besten Ihr eigenes Verhalten:
- Wer bin ich?
- Welche Werte, Talente und Grenzen habe ich?
- Wo will ich hin?
- Was ist „die beste Version von mir selbst“ und wie fühlt sie sich an?
- Welchen Einfluss habe ich auf mein soziales Umfeld?
- In welchen Momenten fühle ich mich am sichersten und am stärksten?
- In welchen Momenten fühle ich mich nicht charismatisch und warum?
- Wie eng verbunden fühle ich mich mit anderen?
- Wie viel Zeit verbringe ich mit anderen?
- Wie oft lache ich eigentlich?
- Bei welchen Aktivitäten fühle ich mich besonders glücklich?
- Wen lasse ich an diesen glücklichen Momenten teilhaben?
- Wie kann ich diese Haltung in anderen Momenten nutzen, um sie mit anderen Personen zu teilen?
Wenn Sie das nächste Mal vor Publikum präsentieren, nehmen Sie die Präsentation mit Video auf. Analysieren Sie dieses und achten Sie auf nervöse Ticks, die Körperhaltung, die Stimme, Aussprache und das Sprechtempo. Sie können auch eine Kollegin/einen Kollegen durch gezieltes Fragen bitten, auf einen konkreten Teil Ihres Auftritts zu achten – zum Beispiel „Fühlst du dich als Zuseherin/Zuseher involviert? Wie gut halte ich Blickkontakt?“. So gewinnen Sie wertvolles Feedback, das Ihnen dabei hilft, ihr Auftreten zu optimieren.
Charisma im Job
Charismatisch zu sein bringt Ihnen nicht nur privat einige Vorteile, sondern kann Sie beruflich auch erfolgreicher machen. Denn charismatische Personen sind oftmals gute Führungskräfte. Sie motivieren, inspirieren und reißen ihr Gegenüber durch ihre Ausstrahlungskraft mit. So nehmen diese Personen schnell eine Vorbildfunktion und eine leitende Rolle innerhalb einer Gruppe ein. Charismatischen Personen gelingt es eine positive Gruppendynamik zu entwickeln und Vertrauen zu den Mitgliedern aufzubauen. Dadurch steigen die Produktivität und die Zufriedenheit, die Teamfähigkeit wird gesteigert.
Je mehr sich die Gruppenmitglieder mit einer charismatischen Führungsperson identifizieren, desto größer ist jedoch die Gefahr der Eintönigkeit. Wenn nur eine Person den Ton angibt, gehen die Stimmen der anderen Teammitglieder unter und werden nicht mehr gehört. Es gibt also neben den Vorteilen auch eine Kehrseite von Charisma. Dazu zählen auch Selbstüberschätzung und Realitätsverlust. Charismatische Personen mögen zwar gute Führungskräfte sein, dürfen ihre Wirkung und Rolle als Führungsperson jedoch nicht überschätzen oder gar missbrauchen.
10 Tipps für eine charismatische Ausstrahlung
- Eine positive Grundhaltung entwickeln
Damit meinen wir, einen gesunden, realistischen Optimismus zu entwickeln. Kritisch zu sein und manchmal zu zweifeln gehört im Leben dazu. Schenken Sie negativen Gedanken aber nicht zu viel Energie. Gehen Sie mutig auf neue Herausforderungen zu und nutzen Sie Ihre Chancen. Akzeptieren Sie Ihre Schwächen und konzentrieren Sie sich auf Ihre Stärken – Charisma kommt vor allem von innen und vom Glauben an sich selbst. - Haltung bewahren
Für einen souveränen Auftritt achten Sie auf einen festen Stand mit beiden Füßen in Beckenbreite oder eine aufrechte Sitzhaltung. Verschränken Sie nicht Ihre Arme. Offene Arme deuten auf Gesprächsbereitschaft hin. Zusätzlich können Sie mit ruhigen Handbewegungen Ihre Aussagen verdeutlichen. - In einem Gespräch fokussieren
Konzentrieren Sie sich voll und ganz auf ein bestimmtes Thema. Schweifen Sie nicht ab, strukturieren Sie Ihre Argumente und sprechen Sie Ihre Gedanken klar und deutlich aus. Überlegen Sie sich vorab, welche Botschaft bei Ihrem Gegenüber ankommen soll und wie Sie diese eindeutig vermitteln. - An der Rhetorik arbeiten
Verwenden Sie bildhafte Sprache und eindeutige Begriffe. Sprechen Sie dabei laut und deutlich mit bewussten Pausen dazwischen. Achten Sie auf positive Formulierungen, wie zum Beispiel „Du darfst“ statt „Du musst“. - Wertschätzung zeigen
Hören Sie Ihren Mitmenschen aufmerksam zu, geben Sie ihnen durch ein Lob oder ein Kompliment das Gefühl verstanden zu werden. Ehrliches Interesse an Ihrem Gegenüber bekunden Sie, indem Sie aktiv nachfragen und auf das Gesagte eingehen. - Blickkontakt halten, lächeln
Die ideale Dauer eines Augenkontakts beträgt 3 Sekunden. Wenn Sie eine Person länger anschauen als diese 3 Sekunden, kann das als Starren interpretiert werden und fühlt sich unangenehm an – das sollten Sie vermeiden. Mit Blickkontakt und einem zusätzlichen Nicken geben Sie Ihrem Gegenüber das Gefühl, dass sie aufmerksam zuhören und den Aussagen der Person zustimmen. Ein herzliches Lachen oder ehrliches Lächeln in passenden Situationen lässt Sie sympathisch wirken und kommt gut an. - In der eigenen Haut wohlfühlen
Die modischste Kleidung oder das schönste Make-up bringt nichts, wenn Sie sich damit nicht wohlfühlen. Achten Sie auf ein gepflegtes Äußeres und passen Sie Ihr Erscheinungsbild dem Anlass und Ihrer Persönlichkeit entsprechend an. Der erste Eindruck wird nach wie vor von Ihrem Erscheinungsbild geprägt. - Raum geben
Damit meinen wir einerseits eine höfliche Distanz zu fremden Personen zu wahren, damit Sie nicht aufdringlich wirken. Andererseits beeinflusst auch ihre Positionierung im Raum Ihre Wirkung auf andere. Bleiben Sie zum Beispiel bei einer Unterhaltung im Türrahmen stehen, wirken Sie unsicher und das Gesprochene wirkt unwichtig. - Leben und leben lassen
Toleranz und Gelassenheit sind hier zwei wichtige Schlüsselwörter. Wenn Sie etwas oder jemand in Ihrer Umgebung stört, dann empfiehlt es sich, Ihre Perspektive zu verändern. Sobald Sie Ihre Aufmerksamkeit bewusst in eine andere Richtung lenken, verändert sich auch Ihre Wahrnehmung der äußeren Umgebung. Probieren Sie es mal aus! Sie werden feststellen, dass der ursprüngliche Störfaktor von anderen Eindrücken überlagert wird. Diesen Effekt können Sie sich sowohl bei Lärm aus der Nachbarschaft als auch bei unerwünschtem Verhalten von Teammitgliedern zunutze machen. - Nicht bewerten
Beurteilen Sie Geschehnisse nicht mehr länger als positiv oder negativ. Oft genügt es, wenn Sie ein Ereignis einfach als „interessant“ oder „spannend“ bezeichnen und dem keine weitere Wertung hinzufügen. So bewahren Sie sich Ihre innere Ruhe.
Diese Seite wurde aktualisiert am: 25. August 2021