Selbstständigkeit für Frauen: Fakten, Geschäftsideen und Förderungen zur Existenzgründung

Immer mehr Frauen gründen ein Unternehmen. Es gibt bei der Existenzgründung zwischen Frauen und Männern allerdings zahlreiche Unterschiede. Wir zeigen Ihnen, welche Ideen sich auch für eine Selbstständigkeit von zu Hause aus eignen und welche Förderungen es für Gründerinnen gibt.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • In Österreich sind 44 % aller Personen, die Einkünfte aus einer selbstständigen Erwerbstätigkeit beziehen weiblich (Stand 2019). Damit sind in Österreich annähernd gleich viele Männer wie Frauen selbstständig. 
  • Die Basis jeder Selbstständigkeit ist die Geschäftsidee. Als besonders zukunftssicher gilt eine Selbstständigkeit in den Bereichen E-Commerce, digitale Dienstleistungen, Nachhaltigkeit, Umwelt sowie Wellness, Fitness und Ernährung.
  • Förderungen und Unterstützungen für Gründerinnen sind österreichweit vorhanden. Neben Beratung und Coaching gibt es viele Förderungsmöglichkeiten wie günstige Kreditkonditionen oder Investitionszuschüsse.

Status quo: Frauen in der Selbstständigkeit

Im Jahr 2019 bezogen in Österreich 378.679 Frauen und 485.996 Männer selbstständige Einkünfte. Der Frauenanteil unter den selbstständig Erwerbstätigen beträgt damit 44 %

Wahl der Rechtsform

Frauen gründen jedoch anders als Männer. Das betrifft zum Beispiel die Rechtsform, die Frauen für ihr Unternehmen wählen: Frauen wählen bevorzugt Einzelunternehmen. Im Jahr 2022 wurden in Österreich in Summe 32.720 Neugründungen in Form von Einzelunternehmen registriert. 51,5 % davon wurden von Frauen gegründet. Frauen gründen jedoch seltener eine GmbH als Männer und wenn, dann in einem höheren Ausmaß in Form von Teamgründungen.

Branchenwahl 

Unterschiede bei der Existenzgründung gibt es nicht nur bei der Wahl der Rechtsform, sondern auch bei der Branchenwahl. Gründerinnen machen sich häufiger in Branchen wie Gesundheits- und Sozialwesen, Bildung oder persönliche Dienstleistungen selbstständig. Männliche Gründer wählen für die Selbstständigkeit eher Bereiche wie Soft- oder Hardware, Technologie oder Industrie. Frauen wählen für ihre Selbstständigkeit eher Branchen mit niedrigeren Umsätzen und Gewinnspannen.

Erzielter Umsatz

Ein weiterer Unterschied liegt im erzielten Umsatz. Der Umsatz von weiblichen und männlichen Gründern unterscheidet sich je nach Branche, Unternehmensgröße und Unternehmensalter. Im Durchschnitt erzielen männliche Gründer jedoch höhere Umsätze als weibliche Gründer. Laut einer Studie lag das mittlere Gesamteinkommen von weiblichen Gründern in Österreich bei 20.151,- Euro, während das von männlichen Gründern bei 33.828,- Euro lag (Stand 2019). Im Vergleich zeigt sich also, dass Frauen 60 % der Einkünfte der selbstständig erwerbstätigen Männer erreichen. 

Weibliche Unternehmerinnen und ihre Herausforderungen

Frauen sind in der ausgesetzt. So erleben Frauen auch auf dem Weg in die Selbstständigkeit viele Herausforderungen. Zu den häufigsten Herausforderungen zählen:

  • Frauen arbeiten öfter in geringer entlohnten Berufen und Branchen als Männer, die weniger Anreize bieten, sich in diesem Bereich selbstständig zu machen.
  • Frauen übernehmen einen größeren Teil der familiären Verpflichtungen und leisten mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Das reduziert die Erwerbsbeteiligung, wodurch auch die Gründungsneigung sinkt. Zudem unterscheiden sich die staatlichen familiären Sozialleistungen für Selbstständige und Angestellte.
  • Frauen haben oft weniger Zugang zu Risikokapital, Bankkrediten oder anderen Finanzierungsquellen als Männer.
  • Frauen fehlt es oft an Vorbildern und Mentor_innen im Bereich Unternehmertum, die sie bei der Unternehmensgründung unterstützen können.

Businessplanung: Schritte für Gründerinnen

Eine gute Businessplanung sorgt dafür, sich als Gründerin mit der Geschäftsidee und deren Umsetzung im Detail auseinanderzusetzen. Das hilft, auf Schwachstellen der Geschäftsidee aufmerksam zu werden und rechtzeitig an Lösungen zu arbeiten. Zudem ist eine gute Planung eine Art Fahrplan zur Selbstständigkeit.

Wie Sie diesen erstellen können, zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt:

Schritt 1: Geschäftsidee überprüfen

Analysieren Sie Ihre Geschäftsidee:

  • Haben Sie eine klare Vision und ein Alleinstellungsmerkmal für Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung? 
  • Mit welchen Risiken ist die Unternehmensgründung verbunden?
  • Sind Sie bereit, die Herausforderungen und Risiken einer Selbstständigkeit anzunehmen? 
  • Wie können Sie Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung bewerben, welche Vertriebs- und Marketingstrategie bietet sich an?

Schritt 2: Rechtliche, finanzielle und steuerliche Aspekte abklären

  • Wie viel Eigenkapital benötigen Sie? 
  • Welche Rechtsform wählen Sie für Ihr Unternehmen und was ist damit verbunden?
  • Benötigen Sie eine Gewerbeberechtigung oder müssen Sie eine Kapitaleinlage leisten?
  • Beschreiben Sie den Unternehmensaufbau:
    - Geschäftsführung, Gesellschafter_innen und Teammitglieder
    - Auch die Kompetenzen der einzelnen handelnden Personen werden hier beschrieben.

Schritt 3: Businessplan und Finanzplan erstellen

Ein Businessplan wird schriftlich erarbeitet und besteht aus folgenden Inhalten:

  • Executive Summary (Zusammenfassung)
  • Geschäftsidee (Produkt bzw. Dienstleistung)
  • Zielgruppen
  • Marktanalyse und Mitbewerber_innen
  • Marketing und Vertrieb
  • Rechtsform und Management
  • Finanzplan
  • Meilensteine und Zeitplan

Der Finanzplan wird als das Herzstück eines Businessplans bezeichnet, da er aufzeigt, ob sich Ihre Idee auch wirtschaftlich lohnt und welches Kapital Sie benötigen. Zur Erstellung eines Finanzplans gibt es viele kostenfreie und kostenpflichtige Tools.

Schritt 4: Unternehmen gründen

Gründen Sie Ihr Unternehmen und melden Sie es bei den zuständigen Behörden an. Dazu gehören:

  • das Finanzamt, 
  • die Sozialversicherung, 
  • die Wirtschaftskammer, 
  • die Gebietskrankenkasse und 
  • gegebenenfalls das Firmenbuch.

Beachten Sie dabei die jeweiligen Fristen und Formalitäten.

Förderung und Unterstützungsmöglichkeiten für Frauen in der Selbstständigkeit

Für den Schritt in die Selbstständigkeit ist es ratsam, sich Unterstützung von Expert_innen zu holen. In Österreich profitieren Sie als Gründerin von vielen Fördermöglichkeiten und Beratungsleistungen.

Förderungen für Ihr Unternehmen können beispielsweise sein:

  •  Günstige Kreditkonditionen
  • Zuschüsse für Ihre Investitionen
  • Übernahme von Haftungs- und Garantieleistungen
  • Reduzierte Abgaben und Gebühren
  • Zuschüsse für Beratungsleistungen
  • Beteiligungskapital

Es gibt viele Anlaufstellen für Gründerinnen. Unterstützung erhalten Sie beispielsweise bei folgenden Stellen:

  • Austria Wirtschaftsservice GmbH:
    Die Austria Wirtschaftsservice GmbH ist die Förderbank des Bundes. Sie bietet Frauen, die innovative und wachstumsorientierte Unternehmen gründen oder übernehmen, eine Risikokapitalfinanzierung.
  • WKO Frauenförderung:
    Die Wirtschaftskammer Österreich bietet Frauen, die sich selbstständig machen wollen, verschiedene Services an, wie das Gründerservice und Förderservice-Stellen.  
  • AWS Female Founders Initiative:
    Diese Initiative unterstützt Frauen, die in den Bereichen Technologie, Digitalisierung oder Innovation tätig sind mit einem maßgeschneiderten Programm aus Coaching, Mentoring, Networking und Finanzierung.
  • ADA Growth:
    Die Plattform ist eine Art Online-Mentor und stellt Frauen Kurz-Videos von international führenden Expertinnen zu Themen wie Führung, Kommunikation, Selbstbewusstsein und Karriere zur Verfügung.
  • ÖHT Tourismusförderung:
    Die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) vergibt zinsgünstige Kredite, Haftungen und Zuschüsse für Investitionen in touristische Betriebe, die von Frauen geführt oder gegründet werden.
  • Landesförderungen:
    In den einzelnen Bundesländern bestehen eigene Förderprogramme für Frauen, die ein Unternehmen gründen oder übernehmen wollen. Als Beispiel unterstützt die Wiener Wirtschaftsagentur Frauen bei der Gründung und Leitung Ihres Unternehmens mit Leistungen wie Beratung, Coaching, Förderungen, Finanzierungen und Unterstützung bei der betrieblichen Infrastruktur.

Eine wichtige Anlaufstelle für jene Personen, die arbeitslos sind und sich selbstständig machen möchten, ist das Unternehmensgründungsprogramm (UGP) des AMS. Expert_innen unterstützen Sie bei der Umsetzung Ihrer Geschäftsidee mit Beratung, Training, Workshops und Events. Gemeinsam mit Ihnen analysieren die Expert_innen Ihre Geschäftsidee und beraten Sie auch zu möglichen Förderungen. Das UGP wird in jedem Bundesland angeboten und alle Services sind kostenlos.

Für Berufsberatung und individuelle Weiterbildungsangebote finden arbeitslose Frauen im  umfassende Unterstützung. 

Erfolgreiche Businessideen von und für Frauen

Die Liste erfolgreicher österreichischer Unternehmen, die von Frauen gegründet wurden, ist mittlerweile sehr lang. Wir haben für Sie fünf Beispiele innovativer Geschäftsideen von Frauen gesammelt:

  • Instahelp:
    Eine Online-Plattform, die vereinfachten Zugang für psychologische Beratung bietet.
  • Livin Farms:
    Ein innovatives Unternehmen im Bereich der Insektenzucht, das organische Abfälle in hochwertige Insektenprodukte für die Futter- und Landwirtschaftsmärkte umwandelt.
  • Unverschwendet:
    Aus überschüssigem Obst und Gemüse von Bauern und Privatpersonen in Wien werden Produkte wie Marmelade, Sirup und Chutneys hergestellt.
  • Damn Plastic:
    Bietet nachhaltige und plastikfreie Produkte an, die aus Müll hergestellt werden oder zur Reduzierung von Müll beitragen.
  • Nussyy:
    Bietet biologische, vegane und zuckerfreie Produkte wie Aufstriche, Riegel oder Tees an, für die hauptsächlich Früchte und Nüsse verwendet werden.

Verbinden, austauschen, wachsen: Aufbau eines Netzwerks

Ein starkes Netzwerk kann für die Unternehmungsgründung aus mehrerenGründen hilfreich sein. Versuchen Sie deshalb neue Kontakte zu knüpfen, die für Ihre Ziele wichtig sind, etwa zu potenzielle Kund_innen, Partner_innen, Investor_innen oder Mentor_innen.

Hierbei kann Ihnen ein Netzwerk helfen:

  • Unterstützung oder Beratung erhalten bzw. von Know-how und Insiderwissen profitieren.
  • Mehr Sichtbarkeit verschaffen: Durch den laufenden Kontakt machen Sie immer wieder auf Ihr Unternehmen aufmerksam.
  • Selbstvertrauen aufbauen, indem Sie sich mit Gleichgesinnten austauschen, sich gegenseitig motivieren und inspirieren und sich als Teil einer Gemeinschaft fühlen.

So bauen Sie ein erfolgreiches Netzwerk auf:

  • Gehen Sie aktiv auf potenzielle Geschäftsparter_innen und Investor_innen zu.
  • Nutzen Sie unterschiedliche Gelegenheiten, wie Veranstaltungen, Weiterbildungen und Netzwerktreffen, um neue Kontakte zu knüpfen. Verwenden Sie sowohl online als auch offline Gelegenheiten zum Netzwerken. 
  • Erarbeiten Sie Ihren Mehrwert für das Netzwerk. Welches Wissen, welche Erfahrungen oder Ressourcen können Sie mit Ihren Kontakten teilen, um sich als Expertin in Ihrem Bereich zu positionieren?
  • Pflegen Sie Ihre bestehenden Kontakte regelmäßig, indem Sie sich melden, Feedback geben, Hilfe anbieten oder Empfehlungen aussprechen.

Schlüssel zum Erfolg: Tipps für Gründerinnen

Die richtige Idee alleine reicht nicht, um mit der eigenen Existenzgründung auch langfristig erfolgreich zu sein. Wir zeigen Ihnen, worauf es noch ankommt:

  • Verkaufsgeschick:
    Als Unternehmensgründerin müssen Sie andere Personen laufend von Ihrer Geschäftsidee überzeugen. Dazu braucht es viel Verkaufsgeschick und Fachwissen in Ihrem Unternehmensbereich.
  • Selbstreflexion:
    Kennen Sie Ihre Stärken und Schwächen? Diese Frage klingt einfach, ist aber für Unternehmerinnen zentral, um die eigenen Fähigkeiten auch gezielt einsetzen zu können und mit dem erforderlichen Selbstvertrauen aufzutreten.  
  • Ziele formulieren:
    Wenn Sie wissen, wo Sie mit Ihrem Unternehmen hin möchten, ist das bereits ein wesentlicher Schritt. Setzen Sie sich klare Unternehmensziele und erarbeiten Sie, was es für die Umsetzung braucht.
  • Lernfähigkeit und unternehmerisches Handeln:
    Um sich den laufenden Veränderungen in der Wirtschaft anpassen zu können, ist es notwendig, neuem Wissen und Weiterbildung offen gegenüberzustehen.  

FAQs

In welcher Branche kann man sich am besten selbstständig machen?

Zu den Branchen, die gegenwärtig viel Potenzial für eine selbstständige Tätigkeit bieten, zählen E-Commerce, digitale Dienstleistungen, Gesundheit und Wellness sowie Nachhaltigkeit und Umwelt.

Warum gründen Frauen seltener Unternehmen als Männer?

In Österreich ist die Zahl männlicher und weiblicher Selbstständiger annähernd ausgewogen. 44 % aller selbstständigen Erwerbstätigen sind in Österreich weiblich. Jedoch unterscheiden sich weibliche und männliche Gründer_innen hinsichtlich gewählter Rechtsform, Branchenwahl und Umsatzhöhe.

Wie viele Frauen machen sich selbstständig?

In Österreich machen sich immer mehr Frauen selbstständig. Im Jahr 2022 wurden in Österreich 32.720 Einzelunternehmen registriert, davon wurden 51,5 % von Frauen gegründet.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 15. April 2024