DER TIROLER ARBEITSMARKT – BILANZ 2022 UND AUSBLICK 2023

Zeitenwende am Arbeitsmarkt. Niedrigste Arbeitslosenquote seit 1984, Personalmangel wird weiter zunehmen.


  • Veröffentlicht 02.01.2023
  • Bundesland Tirol

Positive Bilanz für das Jahr 2022
Im Vergleich zum Vorjahr ist die durchschnittliche Zahl der Arbeitslosen um -36,4 % gesunken. Die Arbeitslosigkeit war mit 14.724 arbeitslosen Personen im Jahresdurchschnitt auf dem geringsten Stand seit 21 Jahren. Die unselbständige Beschäftigung (über 350.000 Beschäftigungsverhältnisse) und auch die Anzahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Stellen (9.877) sind auf ein Rekordhoch geklettert. Nie zuvor waren in Tirol so viele Menschen beschäftigt und zugleich der Personalbedarf so stark. Die Arbeitslosenquote betrug 4,0 % und war zuletzt im Jahr 1984 (3,8 %) niedriger.

„Zum ersten Mal seit dem 19. Jahrhundert ist die Tiroler Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren geschrumpft. Dieser demografische Wandel wird in den kommenden Jahren noch deutlicher spürbar sein als heute. Wir dürfen diese Entwicklung zur ‚Silver Society‘ nicht unterschätzen. Die Arbeit wird uns in Tirol und auch im Arbeitsmarktservice jedenfalls nicht ausgehen.“ Mag.a Sabine Platzer-Werlberger, Landesgeschäftsführung AMS Tirol.
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Bestand im Jahresdurchschnitt 

  • Arbeitslosenquote* 2018: 4,9% | 2019: 4,5% | 2020: 8,1% | 2021: 6,5% / 2022: 4,0%
  • Unselbständige Beschäftigung* 2018: 338.958 | 2019: 344.082 |  2020: 329.375 |  2021: 334.256 |  2022: 350.427
  • Arbeitslosigkeit 2018: 17.512 |  2019: 16.310 |  2020: 28.928 |  2021: 23.135 | 2022: 14.724
  • Schulungsteilnehmer_innen 2018: 2.139 |  2019: 1.987 |  2020: 1.948 |  2021: 2.576 | 2022: 2.288
  • Offene Stellen (sofort verfügbar) 2018: 5.976 | 2019: 5.949 | 2020: 4.415 | 2021: 6.703 | 2022: 9.877

* Die unselbständige Beschäftigung und die Arbeitslosenquote für den aktuellen Monat Dezember 2022 sind vorläufige Schätz

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Ausblick für 2023 verhalten optimistisch
Trotz der weiterhin sehr angespannten geopolitischen Lage fällt die Prognose für den Tiroler Arbeitsmarkt im Jahr 2023 verhalten positiv aus. Die Arbeitslosigkeit (+700) und die Arbeitslosenquote werden im Vorjahresvergleich voraussichtlich leicht steigen. Auch die aktive Beschäftigung wird aufgrund der zunehmenden Erwerbsbeteiligung von älteren Arbeitskräften und Frauen und einer anhaltenden Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland weiter steigen (+1.700).

„Der Personalmangel wird die größte Herausforderung am Arbeitsmarkt bleiben. Im internationalen Wettbewerb um Arbeitskräfte braucht es entschlossene Reformen, weit über die Arbeitsmarktpolitik hinaus. Chancengleichheit in der Bildung, qualifizierte Zuwanderung, die Unterstützung pflegender Angehöriger, ein qualitätsvoller Ausbau der Kinderbetreuung bis ins schulpflichtige Alter und eine höhere Erwerbsbeteiligung von Älteren können zur Abmilderung beitragen. Unsere Arbeitswelt wird sich durch die neuen Kräfteverhältnisse in den kommenden Jahren grundlegend verändern.“ Mag.a Sabine Platzer-Werlberger, Landesgeschäftsführung AMS Tirol. 

DER TIROLER ARBEITSMARKT IM DEZEMBER 2022
Mit Stichtag 31.12.2022 sind in Tirol 15.245 Personen arbeitslos. Über alle Branchen hinweg ist die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich um -1.644 Menschen gesunken (-9,7 %). Österreichweit liegt der Rückgang der Arbeitslosigkeit bei -7,9 % und aktuell gibt es in Österreich 309.653 Arbeitslose.

Arbeitslose im Dezember 2019: 15.783 | 2020: 38.727 | 2021: 16.889 | 2022: 15.245)

Bei 15.245 Arbeitslosen und geschätzten 361.000 unselbständig Beschäftigten (+7.000 Beschäftigte im Vorjahresvergleich) betrug die Arbeitslosenquote im Dezember 2022 in Tirol 4,1 %.
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  • Arbeitslosigkeit gesunken ↓ -1.644 | -9,7 % auf 15.245 Personen
  • Beschäftigung gestiegen  ↑ +7.000 | +2,1 % auf 361.000 unselbständig Beschäftigte
  • Arbeitslosenquote gesunken ↓ -0,5 %-Punkte auf 4,1 %

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Männer saisonbedingt stärker von Arbeitslosigkeit betroffen
Im Vergleich zum Vorjahr ging die Arbeitslosigkeit bei den Frauen um -17,6 % und bei den Männern um - 5,6 % zurück. Mit Ende Dezember sind 4.800 Frauen und 10.445 Männer in Tirol arbeitslos. Die Arbeitslosenquote der Frauen liegt mit 2,7 % deutlich unter jener der Männer (5,3 %). Frauen sind jedoch seltener erwerbstätig und falls doch, arbeiten sie häufiger in Teilzeit.

Erwerbstätigenquote in Tirol (2021, 15 bis 63 Jahre): Männer: 78,9 % | Frauen: 69,3 %) (Teilzeitquote in Tirol (2021): Männer: 11,0 % | Frauen: 54,6 %

Anzahl der offenen Stellen weiterhin auf Rekordniveau
Ende Dezember 2022 waren beim AMS Tirol 9.794 offene und sofort verfügbare Stellen gemeldet. Das sind im Vorjahresvergleich um +23 offene Stellen bzw. +0,2 % mehr. Besonders stark ist der ungedeckte Personalbedarf aktuell in der Beherbergung und Gastronomie mit 3.373 offenen Stellen, im Handel (2.123) und in der Warenherstellung (814). Die in absoluten Zahlen am stärksten nachgefragten Berufe sind Händler_innen und Verkäufer_innen (1.248), Kellner_innen (1.151), Gaststättenköch_innen (780) und Stubenmädchen/-burschen (473).

Offene Stellen (sofort verfügbar) im Dezember 2019: 6.054 | 2020: 2.751 | 2021: 9.771 | 2022: 9.794

Höherqualifizierung bestes Mittel gegen Arbeitslosigkeit
41,6 % der Ende Dezember vorgemerkten Arbeitslosen haben maximal Pflichtschulabschluss. Diese Menschen waren hauptsächlich in Hilfsberufen tätig und haben weder einen Lehrabschluss noch höhere Schulausbildung. Die Arbeitslosenquote von Menschen mit maximal Pflichtschulausbildung lag im November 2022 zuletzt bei 15,7 %. Bei Personen mit abgeschlossener Lehrausbildung liegt dieser Wert mit 5,2 % und bei Akademiker_innen mit 1,6 % deutlich darunter.

Mit Stichtag 31.12.2022 befinden sich 1.916 Personen in Schulungsmaßnahmen des AMS Tirol. Das sind im Vorjahresvergleich um -486 Personen oder -20,2 % weniger.

Schulungsteilnehmer_innen im Dezember 2019: 1.935 | 2020: 1.929 | 2021: 2.402 | 2022: 1.916

Langzeitarbeitslosigkeit sinkt weiter
Bei den länger als 1 Jahr arbeitslos vorgemerkten Menschen ist im Vorjahresvergleich ein Rückgang um -46,9 % auf 899 Personen zu verzeichnen. Seit dem Höchststand Ende April 2021 (3.397) sinkt die Langzeitarbeitslosigkeit kontinuierlich und liegt mittlerweile unter dem Niveau vom Dezember 2019 (921). Damit ist die Langzeitarbeitslosigkeit auf dem niedrigsten Stand seit September 2013 (892) bzw. seit der Pensionsreform im Jahr 2014. 68,0 % sind älter als 50 Jahre, 61,5 % haben gesundheitliche Probleme oder eine Behinderung und 45,7 % haben maximal einen Pflichtschulabschluss.

Langzeitarbeitslosigkeit im Dezember 2019: 921 | April 2021: 3.397 | Dezember 2021: 1.692 | Dezember: 2022: 899
 

Diese Seite wurde aktualisiert am: 02. Januar 2023