AMS-Arbeitsprogramm 2024: Kontinuität und Wandel

Das am 27. Februar 2024 vom Landesdirektorium des Arbeitsmarktservice Steiermark beschlossene Arbeitsprogramm für 2024 legt Schwerpunkte auf eine kompetenzbasierte Vermittlung, die Qualifizierung von Fachkräften und die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit. Indes waren mit Ende Februar 40.450 Personen in der Steiermark als arbeitslos gemeldet (+10,6 Prozent).


  • Veröffentlicht 01.03.2024
  • Bundesland Steiermark

Unter schwierigen Vorzeichen stand, so Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe, die Erstellung des heurigen Arbeitsprogramms des AMS Steiermark, dass diese Woche im sozialpartnerschaftlich besetzten Landesdirektorium beschlossen wurde: „Österreich ist in eine hartnäckige Rezession geschlittert, insbesondere die herausfordernden Situationen in der Industrie und in der Bauwirtschaft und deren Auswirkungen auf den steirischen Arbeitsmarkt sorgen für Unsicherheiten. Andererseits bleibt trotz aktuell steigender Arbeitslosigkeit der Fachkräftemangel das bestimmende Thema der nächsten Jahre, gilt es, das bestehende Arbeitskräftepotenzial bestmöglich auszuschöpfen.“

Neue Vermittlung nach Kompetenzen

Vorrangiges arbeitsmarktpolitisches Ziel des AMS bleibt es, möglichst viele arbeitslose Personen in Beschäftigung zu bringen; konkret sollen mindestens 26.704 Frauen und 42.378 Männer in den ersten sechs Monaten ihrer Arbeitslosigkeit mit AMS-Unterstützung eine Beschäftigung aufnehmen. Gelingen soll dies mit dem „Early-Intervention-Ansatz“, durch den verstärkten Einsatz von Jobbörsen und über das heuer neu eingeführte Matching nach Kompetenzen: „Wir blicken bei der Vermittlung von Arbeitsplätzen nicht mehr auf Berufsbezeichnungen, sondern auf die nachgefragten Kompetenzen. So wird der Vermittlungsprozess noch effizienter und digitaler und kommen möglicherweise Bewerber_innen für offene Stellen zum Zug, die früher nicht gefunden worden wären“, erläutert die stv. Landesgeschäftsführerin Yvonne Popper-Pieber.

Mit den dem AMS Steiermark zur Verfügung stehenden Fördermittel können 2024 Fördervereinbarungen über 181,7 Millionen Euro getroffen werden, fast ein Drittel davon entfällt auf den Bereich der Bildungsmaßnahmen. Zentrale Bedeutung kommt der Ausbildung künftiger Fachkräfte in nachgefragten Zukunftsbranchen wie Metall und Elektro, Technik, Digitalisierung, Umwelt, Pflege und Soziales sowie im Bildungsbereich zu. Als mögliche Modelle zu nennen sind dabei das Fachkräfte- sowie Pflegestipendium, das Programm „FiT – Frauen in Handwerk und Technik“ sowie Arbeitsplatznahe Ausbildungen in enger Zusammenarbeit mit den Betrieben und weiteren Förderpartnern wie dem Land Steiermark. Snobe sagt dazu: „Bei der arbeitsplatznahen Qualifizierung haben Unternehmen volles Mitspracherecht bei der Auswahl der zu schulenden Person und bei den konkreten, auf den eigenen Betrieb zugeschnittenen Ausbildungsinhalten.“

Transformation der Arbeitswelt

Mit einem Minus von -15,8 Prozent sank 2023 die Arbeitslosigkeit von Personen, die bereits ein Jahr oder länger vom AMS Steiermark betreut werden, um -721 auf 3854 Personen im Jahresdurchschnitt. Einen Eckpfeiler bei der weiteren Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit bilden Transitarbeitsplätze in Gemeinnützigen Beschäftigungsprojekten (GBP) und Sozialökonomischen Betrieben (SÖB) – sie sollen betroffenen Personen eine Rückkehr ins Berufsleben ermöglichen. Auch die Zielgruppe der Konventionsflüchtlinge und subsididär Schutzberechtigten soll tatkräftig bei der nachhaltigen Integration am österreichischen Arbeitsmarkt unterstützt werden. Intensiv beschäftigen wird das AMS heuer zudem die weitere digitale Transformation der Arbeitswelt – das gilt auch für die eigene Organisation, wie Popper-Pieber erklärt: „Wir forcieren digitale Verbundlösungen im AMS Steiermark und setzen auf Weiterentwicklungen im IT-Bereich.“

v.l.n.r.: Popper-Pieber (AMS), Waxenegger (ÖGB), Verhounig (WKO), Huber (IV), Kröpfl (AK), Snobe (AMS)
v.l.n.r.: Popper-Pieber (AMS), Waxenegger (ÖGB), Verhounig (WKO), Huber (IV), Kröpfl (AK), Snobe (AMS)

Die Sozialpartner im steirischen Landesdirektorium beraten das AMS in seinen Schwerpunkten und genehmigen das Jahresprogramm.

Christof Kröpfl von der Arbeiterkammer (AK) Steiermark fordert, dass „angesichts der Personalnöte in der Pflege und im Gesundheitsbereich die Ausbildungsmöglichkeiten für interessierte Arbeitsuchende forciert werden. Die Pflegestiftung und das Pflegestipendium sind dabei wichtige Maßnahmen, zumal es inländisches Potenzial an arbeitsuchenden Personen gibt, die gerne Pflegeberufe erlernen wollen und im Gesundheitsbereich ihre Erfüllung finden“.

Wolfgang Waxenegger stellt für den Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) Steiermark fest, dass „aktuell die Jugendarbeitslosigkeit wieder stärker zunimmt und allen jungen Arbeitsuchenden Chancen zu eröffnen sind. Wir brauchen eine gute Berufsorientierung ebenso notwendig wie eine fundierte Lehrausbildung. Für Lehrstellensuchende, die keinen Lehrplatz finden, muss das Angebot der überbetrieblichen Lehrausbildung sichergestellt werden. Unsere Jugend ist die Zukunft und ihre intensive Betreuung eine Investition“.

Ewald Verhounig von der Wirtschaftskammer Steiermark betont, dass „es 2024 sehr wesentlich sein wird, zum einen die noch vorhandenen Arbeitsmarktpotentiale vor Ort zu heben und zum anderen den Fokus auch über den Tellerrand des heimischen Arbeitsmarktes hinaus zu richten. Im ersten Bereich gilt es vor allem die arbeitsnahe Ausbildungsschiene AQUA zu forcieren, die sich als erfolgreiche Maßnahme etabliert hat. Durch eine intensivierte Kooperation im Rahmen der IFO – internationale Fachkräfteoffensive sollte es im heurigen Jahr außerdem gelingen, so die Hoffnung der Wirtschaft, bei der Suche nach Fachkräften auch auf internationalen Märkten vermehrt fündig zu werden“.

Katharina Huber von der Industriellenvereinigung (IV) Steiermark weist darauf hin, dass „gerade in schwierigen konjunkturellen Zeiten – Rezession bei gleichzeitigem Fachkräftemangel – die konsequente Ausschöpfung des Arbeitskräftepotentials am Standort Steiermark sowie ein zukunftsorientiertes und effizientes Arbeitsmarktmanagement im Fokus stehen müssen. Durch einen verstärkten Einsatz von Jobbörsen, gezielten Vorauswahlen sowie Unterstützung bei der arbeitsplatznahen Qualifizierung sollen Unternehmen bestmöglich und individuell bei der passgenauen Besetzung ihrer offenen Stellen unterstützt werden“.

 

Arbeitsmarkt Steiermark Jahresbericht 2023

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Diese Seite wurde aktualisiert am: 01. März 2024