Frauen am Arbeitsmarkt - Frauenberufszentren bieten umfassende Unterstützung

Anlässlich des Weltfrauentages macht das AMS Salzburg auf geschlechtsspezifische Barrieren am Arbeitsmarkt aufmerksam. Das übergeordnete Gleichstellungsziel des AMS ist der gleiche Zugang zu allen Berufen und Positionen für Männer und Frauen, sodass die Integration in eine existenzsichernde und ökonomische Unabhängigkeit für Frauen in der Erwerbstätigkeit gelingt.


  • Veröffentlicht 07.03.2024
  • Bundesland Salzburg

4.181 Frauen und 8.073 Männer sind Ende Februar beim AMS Salzburg arbeitslos vorgemerkt. Bei den Frauen bedeutet dies einen Zuwachs von 8,0 Prozent (+311) gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres, damals waren 3.870 Frauen arbeitslos gemeldet. „Mit diesem Zuwachs von 8,0 Prozent liegt Salzburg im Bundesländervergleich auf Platz 3, hinter Oberösterreich mit 12,0 Prozent und Vorarlberg mit 10,2 Prozent“, erklärt AMS Landesgeschäftsführerin Jacqueline Beyer. In absoluten Zahlen macht sich der Zugang vor allem in den Bezirken Salzburg-Stadt mit 212 und Bischofshofen mit 45 arbeitslosen Frauen mehr bemerkbar. „Frauen sind ein wichtiges Potenzial für den Arbeitsmarkt“, betont die Arbeitsmarktexpertin. Großteils sind Frauen im Haupterwerbsalter von 25 bis 44 Jahren von Arbeitslosigkeit betroffen (2.132 Personen). 1.119 der arbeitslos vorgemerkten Frauen haben gesundheitliche Einschränkungen. Etwa 40 Prozent der arbeitslosen Frauen haben als höchste Ausbildung den Besuch der Pflichtschule (Durchschnitt des Vorjahres 2023). 

Geschlechterspezifische Einkommensunterschiede

Noch immer gibt es massive Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern. Der Equal Pay Day 2024 war bei Vollzeitbeschäftigung in Salzburg am 24. Februar, das heißt die Salzburgerinnen arbeiten 55 Tage „gratis“ im Vergleich zu den Männern. Im nationalen Vergleich arbeiten die Österreicherinnen „nur“ 45 Tage gratis (der Equal Pay Day war österreichweit am 14. Februar). 

Teilzeit: Auswirkungen auf Einkommen und Pension

Etwa die Hälfte aller teilzeitbeschäftigten Frauen hat Kinder, die älter als 15 Jahre sind. Es gibt also einen Anteil jener Frauen, die mehr Stunden arbeiten könnten. „Jede Stundenerhöhung bringt nicht nur ein deutlich höheres Einkommen, sondern auch ein deutlich höheres Lebenseinkommen, also die Summe von Einkommen und Erwerbstätigkeit und Pension“, unterstreicht Jacqueline Beyer. 

Später in die Pension, aber altersgerecht und gesund

Seit dem heurigen Jahr wird das Regelpensionsalter von Frauen jährlich um sechs Monate angehoben. Vom ersten Sprung um ein halbes Jahr werden im Bundesland Salzburg etwa 1.300 Frauen betroffen sein. „Unternehmen werden in Zeiten des Fachkräftemangels natürlich von der Anhebung des Frauenpensionsalters profitieren. Sie können ihre Mitarbeiterinnen mit deren unschätzbarem Erfahrungsschatz nicht nur länger im Betrieb halten, sondern – wenn sie das Potenzial erkennen – auch ihre Rekrutierungsmaßnahmen entsprechend anpassen und beispielsweise auf Wiedereinsteigerinnen ausdehnen“, so Beyer. 

Das AMS unterstützt Unternehmen dabei, zukunftsfit zu werden. Bei der „Impulsberatung für Betriebe“ (IBB), ein zu 100% gefördertes Beratungsangebot des AMS für Unternehmen aller Größen und Branchen, erarbeiten vom AMS beauftragte Unternehmensberater_innen individuelle Lösungen zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität. Sie unterstützen beim Finden und Halten von Beschäftigten und bei der Bearbeitung personalwirtschaftlicher Themen – wie betriebliche Weiterbildung, altersgerechtes Arbeiten, Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern oder der Gestaltung betrieblicher Vielfalt. 

Landesgeschäftsführerin Jacqueline Beyer weiß, dass mit einem späteren Eintritt in die Pension aber auch mehr Belastungen auf die Frauen zukommen. Familienfreundliche Arbeitszeitmodelle, altersgerechte Arbeitsorganisation, Entlastung bei Pflegeverpflichtungen und Gesundheitsmanagement werden wesentliche Gegenmittel sein. In den Frauenberufszentren werden Frauen durch Beratung unterstützt und moviert. 

Frauenberufszentren  

Um der Benachteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt entgegenzuwirken, hat das AMS Salzburg 2015 erstmalig zur Unterstützung der Frauen ein Frauenberufszentrum (FBZ) ausgeschrieben. Die FBZ unter der Leitung von Frau & Arbeit haben sich seither als wichtiger Partner des AMS Salzburg etabliert. Sie sind darauf spezialisiert, arbeitslose Frauen bei der Berufsorientierung und bei Fragen zu Ausbildung, Höher- und Weiterqualifizierung, Jobsuche und Kinderbetreuung zu unterstützen. Zusätzlich werden noch Workshops zur Entwicklung von beruflichen Perspektiven angeboten, in welchen Kompetenzen und Fähigkeiten herausgearbeitet werden, das Selbstbewusstsein gestärkt und eine individuelle Laufbahnplanung erarbeitet wird. 

Die meisten FBZ-Teilnehmerinnen können maximal einen Pflichtschulabschluss nachweisen, weshalb neben der Persönlichkeitsentwicklung auch auf Qualifizierungsmaßnahmen vorbereitet wird. Ein Großteil der Frauen hat Migrationsgeschichte, für sie werden Workshops mit adaptierten Inhalten (z.B. Auseinandersetzung mit Mehrsprachigkeit) angeboten.

Ziel ist es, den Anteil von Frauen am Arbeitsmarkt zu erhöhen und mittels bedarfsorientierter Qualifizierung, Frauen in existenzsichernde Beschäftigung zu bringen und somit neue Arbeits-und Fachkräfte für die Salzburger Wirtschaft zu gewinnen. „Nach langer Zeit kann ich endlich meinen Traum verwirklichen und meine abgebrochene Ausbildung fortsetzen bzw. nachholen und wieder arbeiten“, erklärt eine Teilnehmerin im FBZ. „Aufgrund dieses gesellschaftlich wichtigen Beitrages wurde das Erfolgsmodell mittlerweile auf das gesamte Bundesland Salzburg ausgerollt und wird laufend – je nach Arbeitsmarktlage und Bedürfnisse - weiterentwickelt.“ So sind unter anderem auch das youngFBZ und eine Workshopreihe für Frauen mit Migrationserfahrung entstanden.

„Im Jahr 2023 haben insgesamt 1.455 Teilnehmerinnen in den Beratungs- und Betreuungseinrichtungen sowie 312 Teilnehmerinnen in den Workshops Unterstützung und Hilfe gefunden“, bilanziert Jacqueline Beyer. Mit den zusätzlichen 700.000 Euro des Landes Salzburg kann die Anzahl der Teilnehmerinnen im Jahr 2024 auf bis zu 2.000 zu erhöht werden. Außerdem konnte durch die Landesfinanzierung eine drohende Reduzierung auf maximal 1.300 Teilnehmerinnen verhindert werden. 

Im youngFBZ können junge Frauen spezifisch unterstützt werden. Ihnen wird die Vielfalt der beruflichen und schulischen Möglichkeiten aufgezeigt und es wird auf aktuelle Themen eingegangen. In allen FBZ-Workshops und natürlich auch im youngFBZ gibt es einen FiT-Schwerpunkt (Frauen in Technik).

LH-Stv. Mag. Stefan Schnöll: „Großes Potenzial für Arbeitsmarkt“

„Es geht um Gerechtigkeit. Und es geht um noch mehr. Frauen sind ein wichtiges Potenzial für den Arbeitsmarkt. Um dieses voll auszuschöpfen, setzt das Land gezielt Geld über die Arbeitsmarktförderung als auch über die Wirtschaftsförderung ein. Es gibt Unterstützung speziell für Gründerinnen und Jungunternehmerinnen und von Frauen geführten Unternehmen über das Programm ‚Frauen unternehmen was‘. Gleichzeitig stärken wir die Beratung in den Frauenberufszentren“, betont Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll.  Frauen aller Altersgruppen sind bei Jobwechsel und Wiedereinstieg generell benachteiligt. „Dem setzen wir Workshops und Beratung entgegen. Für Frauen mit Migrationshintergrund gibt es maßgeschneiderte Angebote“, so Schnöll.

Landesrätin Mag.a Daniela Gutschi

„Der Weltfrauentag am 8. März ist eine gute Gelegenheit, um die zentralen Herausforderungen für die Gleichstellung von Frauen und Männern aufzuzeigen. Trotz vieler bereits erfolgreich umgesetzter Maßnahmen und Verbesserungen ist die Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt nach wie vor deutlich. Wie der Equal-Pay-Day uns jedes Jahr zeigt, haben wir hier noch viel zu tun. Die Frauenberufszentren sind hier ein wichtiger Puzzlestein zum Sichtbarmachen der Bedürfnisse von Frauen und deren Förderung für den beruflichen Wiederein- und Aufstieg.“

Zuhören und ermutigen

Aufgrund einer Allergie musste die 18-jährige Emma-Lina Kranzinger aus Mattsee eine Lehre als Friseurin abbrechen. Das AMS Salzburg vermittelte sie zum youngFBZ, um dort ihre Wünsche und Kompetenzen abzustecken und sie bei der beruflichen Neuorientierung zu begleiten. Dort machte sie eine unglaubliche Entwicklung durch. Ursprünglich hatte sie sich als Influencerin selbstständig machen wollen, im August hat sie eine Erwachsenenlehre als Hotel- und Gastgewebeassistentin im Jufa Hotel in Salzburg begonnen. Was ihr besonders wichtig war: „Ich bin im youngFBZ von Anfang an ernst genommen worden, sie haben mir immer zugehört“, sagt Kranzinger. Sie ist zufrieden mit ihrer Entscheidung, beruflich eine andere Richtung einzuschlagen. So sehr, dass sie mittlerweile neuen Teilnehmerinnen an den Kursen und Workshops von ihren eigenen Erfahrungen berichtet. „Ich hätte mir früher auch jemanden außerhalb meiner Familie gewünscht, der mir sagt, dass man immer einen Job findet, der einem Spaß mache und der einen voll erfüllt.“ Sie ermutigt junge Menschen, offen zu sein und eine Ausbildung zu starten, um sozusagen ein Grundgerüst zu haben, das stabil und ausbaufähig ist. 

Die Gesprächspartner_innen der Pressekonferenz zum Thema "Frauen am Arbeitsmarkt"
v.l.: LH-Stv. Mag. Stefan Schnöll, LR Mag.a Daniela Gutschi, AMS Landesgeschäftsführerin Jacqueline Beyer und Emma-Lina Kranzinger

Diese Seite wurde aktualisiert am: 08. März 2024