Studie zeigt Ungleichbehandlung von Älteren und Langzeitarbeitslosen beim Bewerbungsprozess

Alter und Langzeitarbeitslosigkeit führen zu geringerer Wahrscheinlichkeit, zum Erstgespräch eingeladen zu werden. AMS startet Herbstkampagne für mehr Offenheit beim Recruiting.


  • Veröffentlicht 24.10.2023
  • Bundesland Österreichweit

Studie zeigt Ungleichbehandlung

Im Auftrag des AMS Österreich hat SORA eine Studie angefertigt, die untersucht, ob und inwiefern Alter und Langzeitarbeitslosigkeit zu einer Schlechterstellung bei Bewerbungsprozessen führt. Untersucht wurden dabei die Berufsfelder Lebensmitteleinzelhandel und Elektroinstallation, beides Branchen, die stark von Rekrutierungsschwierigkeiten betroffen sind.

Die Hauptergebnisse der Studie, die im Juli und August 2023 durchgeführt wurde, lauten:

  • Bei 12% der Bewerbungen kommt es zu einer Ungleichbehandlung aufgrund des Alters.
  • Bei 7% der Bewerbungen findet eine Ungleichbehandlung aufgrund von Langzeitarbeitslosigkeit statt.
  • Höheres Alter und Langzeitarbeitslosigkeit führen zu einer geringeren Wahrscheinlichkeit, zu einem Erstgespräch eingeladen zu werden. Kumuliert wird der Effekt stärker.
  • 45 % der Bewerbungen blieben unbeantwortet.

"Die Studie ist eine Pilotstudie für eine in Österreich bislang kaum durchgeführte Erforschung realer Ungleichbehandlungen im Bewerbungsprozess“, erklärt Daniel Schönherr, Senior Researcher bei SORA. „Sie soll inhaltlich und methodisch sowohl Ausgangs- als auch Anhaltspunkt sein für eine breitere Forschung zu Selektionsmechanismen beim Zugang zu Arbeit und letztlich dazu beitragen, Ungleichbehandlungen abzubauen."

Recruiting reflektieren und Potenziale erkennen

Johannes Kopf, Vorstandsvorsitzender des AMS Österreich, zu den Studienergebnissen: „Die aktuelle Untersuchung liefert spannende Erkenntnisse, die auch für Betriebe nützlich sein können. Um den Personalmangel zu lindern, ist man gut beraten, auch die eigenen Rekrutierungsprozesse zu reflektieren.

Viele Betriebe sind heute bereits vorbildlich und haben ein Auge darauf, keine Ungleichbehandlung aufkommen zu lassen. Möglicherweise passieren manche Ungleichbehandlungen ja auch unbewusst. Unser Appell lautet: Nutzen Sie die Potenziale der Menschen, die sich bei Ihnen bewerben und reflektieren Sie Ihre Vorgehensweise bei Bewerbungsprozessen, um kein Potenzial zu übergehen.“ Petra Draxl, Vorstandsmitglied des AMS Österreich ergänzt: „Sowohl ältere als auch langzeitarbeitslose Personen sind häufig mit Vorurteilen konfrontiert, die mit der Wirklichkeit oft wenig zu tun haben: Ältere seien weniger leistungsfähig, unflexibler oder häufiger krank. Bei Langzeitarbeitslosen fragen sich manche Personalverantwortliche, warum die Person von anderen abgelehnt wurde.

Wir laden Unternehmen ein, aktiv an der Beseitigung dieser Vorurteile zu arbeiten, nicht nur weil Benachteiligung keinen Platz in unserer Gesellschaft haben sollte, sondern auch weil Betriebe davon profitieren, wenn sie alle vorhandenen Potenziale erkennen und heben.“   

Daten und Fakten zu Älteren und Langzeitarbeitslosen

  • Wir werden älter: Die Zahl der unselbständig Beschäftigten 50+ hat sich seit 1990 verdreifacht (1990: 374.466, 2022: 1.141.220).
  • Ende September 2023 waren 76.428 Personen im Alter von 50 Jahren oder älter arbeitslos vorgemerkt (AL insgesamt: 251.844).
  • Ihre Arbeitslosenquote lag bei 6,1 % (insgesamt 5,9 %).
  • Höheres Alter und Langzeitbeschäftigungslosigkeit gehen oft Hand in Hand.
  • Aber: Es gibt heute mehr Langzeitbeschäftigungslose unter 50 als über 50.
  • Arbeitslosigkeit dauert länger, je älter man wird.

AMS-Herbstkampagne: Aufmachen statt zumachen

Mit der aktuellen Herbstkampagne unter dem Motto „Aufmachen statt Zumachen“ ruft das AMS Unternehmen dazu auf, bei der Personalsuche ein möglichst breites Spektrum an Bewerber_innen anzusprechen. Sie fokussiert insbesondere auf Vorurteile, mit denen ältere und langzeitarbeitslose Menschen konfrontiert sind, und möchte einen Beitrag dazu leisten, diese abzubauen.

Die Herbstkampagne des AMS startet am 25. Oktober 2023 und soll für mehr Awareness sorgen und ein offeneres Recruiting bewerben. Die Kernbotschaft der Kampagne lautet, dass allzu konkrete Vorstellungen bei der Personalsuche die Chance, fündig zu werden, schmälern können. Die Sujets werden online und als Printinserate zu sehen sein. Außerdem werden die Motive österreichweit als Außenwerbung und auf Bussen in den Landeshauptstädten eingesetzt. Auch ein Hörfunk- und ein TV-Spot unterstützen die Meta-Botschaft „Aufmachen statt Zumachen“.

Mehr Infos: www.ams.at/aufmachen

Diese Seite wurde aktualisiert am: 24. Oktober 2023