Praktikumszeugnis

Welche Zeugnisarten gibt es, wie ist ein Praktikumszeugnis aufgebaut, auf welche Formulierungen soll geachtet werden? Diese und zahlreiche weitere Fragen beantworten wir im folgenden Beitrag.

Was ist ein Praktikumszeugnis?

Ein Praktikumszeugnis ist die Bestätigung über den erfolgreichen Abschluss eines Praktikums bei einem Unternehmen und kann in der weiteren Jobsuche bei Bewerbungen einen entscheidenden Vorteil bieten.

Insbesondere Schüler_innen haben entweder im Zuge eines freiwilligen Praktikums oder bei der Durchführung des Pflichtpraktikums die Möglichkeit, in Betrieben erste Erfahrungen zu sammeln und in die Arbeitswelt hineinzuschnuppern.

Am Ende eines zumeist dreimonatigen Berufspraktikums erhalten Praktikant_innen ein Praktikumszeugnis. Je nach Zeugnisart enthält dieses entweder rein formale Aspekte, wie Angaben zu den durchgeführten Tätigkeiten sowie Beginn und Ende des Praktikums, oder es fällt etwas umfangreicher aus und beinhaltet zusätzlich konkretere Aussagen über die geleistete Arbeit und gibt Aufschluss über persönliche Verhaltensweisen im Team. 

Zeugnisarten

Es wird unterschieden zwischen dem einfachen und dem qualifizierten Praktikumszeugnis. Sollten Sie um ein Zeugnis bitten, wählen Sie immer das zweitgenannte, da dieses umfangreichere und aussagekräftigere Informationen enthält und für die berufliche Zukunft einen größeren Nutzen bietet.

Einfaches Zeugnis

Dieses Zeugnis enthält „nur“ die sachlichen und objektiv nachprüfbaren Aspekte des Praktikums, wie dessen Beginn und Ende, die Art der Beschäftigung sowie die Abteilung und Tätigkeitsbereiche.

Qualifiziertes Zeugnis

Dieses Zeugnis enthält, zusätzlich zu den formalen Informationen, Bewertungen der Leistungen, der Arbeitsweise, des Sozialverhaltens sowie der Teamfähigkeit. 

Aufbau und Inhalt eines Praktikumszeugnisses

Im Prinzip ist ein Praktikumszeugnis ähnlich aufgebaut wie ein Arbeitszeugnis. Die folgenden Angaben beziehen sich auf ein qualifiziertes Praktikumszeugnis:

  • Überschrift
    Die Überschrift bezeichnet das Dokument – „Praktikumszeugnis“ oder „Zeugnis“.
  • Stammdaten
    Als nächstes werden die persönlichen Daten der Praktikantin/des Praktikanten angeführt: Name, Geburtsdatum, Einsatzort, Beschäftigungsart und Praktikumsdauer.

    Beispiel: 
    Herr Max Mustermann, geboren am 01.01.1990 in Musterhausen, war im Unternehmen Musterfirma in der Zeit von 01.03.2020 bis 31.05.2020 als Angestellter in der Marketingabteilung tätig.
  • Einleitung
    In einer kurzen Einleitung wird die praktikumsgebende Stelle beleuchtet: wirtschaftliche Eckdaten des Unternehmens und eine grobe Tätigkeitsbeschreibung.

    Beispiel
    Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Fertigung von Bauteilen für die Errichtung von Fertigteilhäusern und hat eine führende Stellung in der Branche inne.
  • Aufgabenbeschreibung
    Nun wird konkreter auf die erledigten Aufgaben eingegangen. In welcher Abteilung waren Sie angestellt? Was waren die bedeutendsten Tätigkeiten, was waren Ihre Routineaufgaben? Haben Sie an Projekten mitgearbeitet? Worin bestanden Ihre Erfolge?

    Beispiel:

    Herr Mustermann erlangte in unserer Werbeabteilung, neben umfangreichen Einblicken in grundlegende marketingtechnische Agenden, weiterführende Kenntnisse in den Bereichen Projektmanagement und Projektcontrolling. Weiters war Herr Mustermann für Aufgaben in den Sparten Graphikdesign, Social Media Marketing und Content Marketing zuständig.
  • Leistungsbeurteilung
    Der nächste Abschnitt gibt Aufschluss über erbrachte Leistungen, sowohl in fachlicher als auch persönlicher Hinsicht. Es werden Informationen bezüglich Effizienz, Auffassungsgabe, Leistungsbereitschaft, fachlichem Know-How, Flexibilität oder Belastbarkeit gegeben. Ebenso wird auf die Soft Skills eingegangen, wobei die sozialen Kompetenzen bewertet sowie Aussagen über Ihr Verhalten gegenüber Teammitgliedern und Führungspersonal getätigt werden. 

    Beispiel:
    Im Rahmen dieser Tätigkeiten hatte Herr Mustermann ausreichend Gelegenheit, die gängigsten Bildbearbeitungsprogramme kennen zu lernen. Des Weiteren arbeitete er im Zuge eines Projekts an der Planung, Kostenkalkulation und Implementierung der ersten Maßnahmen erfolgreich mit. Er fügte sich optimal in unser Marketingteam ein, agierte sozial kompetent auch gegenüber Führungspersonen und erledigte sämtliche Arbeiten stets zu unserer vollsten Zufriedenheit. Herr Mustermann bestach durch Effizienz, Zielstrebigkeit, sowie einem hohen Maß an Kreativität und Eigeninitiative.
  • Schlussformel
    Zuletzt erfolgen die Danksagung seitens des Unternehmens sowie gute Wünsche für die weitere berufliche Zukunft. Eine mögliche Übernahme in den Betrieb wird ebenfalls an dieser Stelle angeführt.

    Beispiel: 
    Wir bedanken uns sehr herzlich für die bereichernde Persönlichkeit und hervorragende Arbeit in unserem Unternehmen und wünschen Herrn Mustermann für die Zukunft alles Gute. 
  • Datum und Unterschrift
    Das Dokument wird mit dem aktuellen Datum und der Unterschrift der Verfasser_in versehen.
Wichtig

Gewisse Aspekte dürfen auf keinen Fall Inhalt eines Praktikumszeugnisses werden. Achten Sie daher darauf, dass keine Angaben über religiöse, ethnische oder politische Zugehörigkeiten, den gesundheitlichen Zustand oder die Mitgliedschaft in einem Betriebsrat oder der Gewerkschaft enthalten sind.  

Formulierungen und Noten

Ein Praktikumszeugnis sollte immer wohlwollend formuliert sein. Falls ein Unternehmen mit der Leistung oder dem Verhalten einer Praktikant_in nicht zufrieden war, kann das durch Hinweise und Geheimcodes im Zeugnis ausgedrückt werden. Welche Codes das sind und welche Formulierungen tatsächlich als positiv angesehen werden können, erläutern wir Ihnen nun. 

  • aktiv vs. passiv
    Aktive Formulierungen über die Absolvent_in bezeugen tatsächliche Zufriedenheit, passive Formulierungen hingegen deuten auf mäßige Begeisterung des Unternehmens hin.

    Beispiel: 
    aktiv: Wir beschäftigten sie_ihn als… in der Abteilung…
    passiv: Sie_Er wurde beschäftigt/eingesetzt als…
  • Adjektive und Adverbien
    Neben der aktiven Formulierung sind es insbesondere die Adjektive und Adverbien, die tatsächliche oder nur „gespielte“ Begeisterung zeigen. Wörter wie exzellent, großartig, hervorragend oder jederzeit, stets und immer verweisen auf tatsächliche Zufriedenheit seitens des Unternehmens.

    Beispiele für eine tatsächlich gute Beurteilung:
    Sie_Er erledigte ihre_seine übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit… 
    Sie_Er verrichtete exzellente Arbeit während des Projekts…
    Ihr_Sein hervorragender Umgang mit den Teamkollegen…

    Beispiele für eine eigentlich schlechte Beurteilung:
    Sie_Er erledigte ihre_seine Aufgaben in der Regel einwandfrei…Sie_Er bemühte sich, die ihr_ihm zugeteilten Aufgaben immer zeitgerecht abzuschließen… 
    Mit ihren_seinen Vorgesetzten kam sie_er zumeist gut zurecht…
  • Selbstverständlichkeiten
    Werden im Zuge des Zeugnisses Eigenschaften hervorgehoben, die eigentlich als selbstverständlich gelten, wie pünktliches Erscheinen zur Arbeit oder die besondere Hervorhebung grundlegender Tätigkeiten, dann deutet dies darauf hin, dass ansonsten keine nennenswerten Aspekte zu berichten sind.

    Beispiel:
    Sie_Er kam stets pünktlich zur Arbeit…
    Sie_Er erledigte die ihr_ihm zugeteilten Aufgaben wie plakatieren und kopieren zumeist zufriedenstellend…
  • Vollständigkeit
    Ein Praktikumszeugnis sollte alle relevanten Aspekte beinhalten. Fehlt ein maßgeblicher Teil, so deutet dies wahrscheinlich darauf hin, dass in diesem Bereich etwas nicht zufriedenstellend ablief.
  • Schulnoten
    Da in einem derartigen Zeugnis keine richtigen Noten vorkommen, sondern Umschreibungen getätigt werden, erläutern wir nun kurz, welche Bedeutung die folgenden Ausführungen haben.

    Beispiele:

    Sie_Er absolvierte die ihr_ihm zugeteilten Aufgaben……

    ...stets zur vollsten Zufriedenheit. Sehr gut (1)
    …zur vollsten/stets zur vollen Zufriedenheit. Gut (2)
    …zur vollen Zufriedenheit. Befriedigend (3)
    …zur Zufriedenheit. Ausreichend (4)
    …im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit. Mangelhaft (5)
    Sie_Er hat sich bemüht. Ungenügend (6)

Anspruch auf ein Praktikumszeugnis

Ob ein rechtlicher Anspruch besteht, kann nicht pauschal beantwortet werden. Folgende Unterscheidung muss diesbezüglich getroffen werden:

Handelt es sich um ein absolviertes Pflichtpraktikum oder ein Schüler_innen-Praktikum, muss nur ein sogenannter Praktikumsnachweis erbracht werden. Dieser ist ähnlich aufgebaut, wie das bereits zuvor angesprochene einfache Praktikumszeugnis.

Ist hingegen die Praktikant_in einer Arbeitnehmer_in gleichgestellt, so hat sie_er lt. § 109 der Gewerbeordnung Anspruch auf ein Arbeitszeugnis (und demnach auch auf ein Praktikumszeugnis).

Tipp

Bitten Sie in jedem Fall um ein qualifiziertes Praktikumszeugnis, auch wenn Ihnen rechtlich „nur“ ein einfacher Nachweis zustehen würde.

FAQs

Nun wollen wir abschließend die wichtigsten Fragen zum Thema Praktikumszeugnis kurz und prägnant beantworten.

Wann muss ein Praktikumszeugnis ausgestellt werden? 

Ein Praktikumszeugnis wird nach Beendigung des Praktikums ausgestellt. Falls Sie ein qualifiziertes Zeugnis wünschen, sollten Sie dies rund zwei bis vier Wochen vor Praktikumsende bekannt geben.

Hat man ein Recht auf ein Praktikumszeugnis? 

Einen rechtlichen Anspruch im engeren Sinn haben nur jene Praktikant_innen, die als Arbeitnehmer_innen angestellt sind. Bei einem Pflichtpraktikum besteht nur ein Anspruch auf einen Praktikumsnachweis.

Wie wird ein Praktikumszeugnis ausgestellt?

Ein Praktikumszeugnis wird immer schriftlich und nicht in elektronischer Form ausgestellt. Die Verwendung von Firmenlogo und Briefpapier ist obligat. Alle Angaben müssen klar und verständlich formuliert sein sowie der Wahrheit entsprechen.

Wie wichtig ist ein Praktikumszeugnis? 

Ein Praktikumszeugnis kann für Ihren weiteren Berufsweg von großer Bedeutung sein. Daher sollten Sie in jedem Fall um dessen Ausstellung bitten.

Was tun bei einem schlechten Praktikumszeugnis? 

Sind Sie mit Ihrem Zeugnis unzufrieden, sollten Sie als erstes das direkte Gespräch suchen. Möglicherweise hat die ausstellende Person unwissentlich negativ klingende Formulierungen gewählt. Falls dennoch keine Bereitschaft zur Änderung besteht, können Sie in weiterer Folge den Weg in die Personalabteilung antreten oder gar ein Arbeitsgericht einschalten. 

Tipp

Überlegen Sie sich im Vorhinein, welche konkreten Punkte Ihrer Meinung nach ungerechtfertigt sind und welche Änderungen durchgeführt werden sollten.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 17. August 2022