Ergonomie am Arbeitsplatz

Sie haben einen überwiegend sitzenden oder stehenden Beruf? Sie glauben Rücken- und Nackenschmerzen sind deshalb unvermeidbar? Wir zeigen Ihnen, was ergonomische Arbeitsbedingungen sind und wie Sie damit Erkrankungen des Bewegungsapparates vorbeugen können.

Ergonomie: Definition & Grundsätze

Der Begriff Ergonomie setzt sich aus den griechischen Wörtern „ergon" (Arbeit) und „nomos" (Gesetz) zusammen. Im beruflichen Kontext bedeutet Ergonomie, dass die Arbeitsbedingungen an den Menschen angepasst werden. Durch ergonomische Arbeitsplätze sollen Tätigkeiten langfristig und schmerzfrei ausgeübt werden können. 

Um die Menschen vor Gesundheitsschäden zu schützen, wurden Ergonomie Grundsätze definiert. Ein besonders wichtiger Grundsatz für Menschen, die ihren Beruf hauptsächlich stehend oder sitzend ausüben, ist die Körperhaltung. Diese sollte immer neutral sein und damit die Belastung für den Körper reduzieren.

Eine neutrale Körperhaltung ist es beispielsweise, wenn: 

  • Handgelenke nicht abgewinkelt werden, sondern in einer Linie von Arm und Hand sind
  • Oberarm und Unterarm in einem 90 Grad Winkel liegen
  • der Rücken aufrecht gehalten wird und die Schultern nicht nach innen fallen

Ergonomie-Vorgaben für Arbeitgeber

In Österreich sind Arbeitgeber verpflichtet, bestimmte ergonomische Vorgaben für Bildschirmarbeitsplätze zu erfüllen. Diese Vorgaben sind gesetzlich geregelt: 

  • Pausen und Mischarbeit
    Für Personen, deren Beruf hauptsächlich aus Bildschirmarbeit besteht, müssen Arbeitgeber regelmäßige Pausen ermöglichen oder die Tätigkeiten als Mischarbeit organisieren. Die nationale Bildschirmverordnung (BS-V) sieht bezüglich der Pausen eine sehr konkrete Regelung vor: Nach 50 Minuten ununterbrochener Bildschirmarbeit muss eine Pause oder ein kurzer Tätigkeitswechsel gemacht werden. Die Pause muss mindestens 10 Minuten betragen, um die Augen entlasten zu können. Mischarbeit bedeutet, dass das Aufgabenfeld nicht ausschließlich aus Bildschirmtätigkeiten bestehen darf, sondern auch aus Aufgaben, die ohne Bildschirm erledigt werden können. 

  • Augenuntersuchungen und Bildschirmbrille
    Arbeitnehmer_innen, die hauptsächlich Tätigkeiten am Bildschirm erledigen, haben ein Recht auf regelmäßige Augenuntersuchungen. Im Rahmen dieser Augenuntersuchungen kann der_die Augenärzt_in feststellen, ob für die berufliche Tätigkeit eine Bildschirmarbeitsbrille erforderlich ist. Das ist eine spezielle Sehhilfe für die atypische Sehdistanz von etwa 60 bis 90 cm zwischen Augen und Bildschirmgerät. 

  • Aufenthaltsräume
    Arbeitgeber müssen laut ArbeitnehmerInnenschutzgesetz  unter folgenden Voraussetzungen geeignete Aufenthaltsräume für die Pause zur Verfügung stellen: 
    • Sofern in einer Arbeitsstätte regelmäßig mehr als zwölf Arbeitnehmer_innen beschäftigt sind. 
    • Wenn Sicherheits- oder Gesundheitsgründe vorliegen. Dazu zählen die Art der Tätigkeit, gefährliche Arbeitsstoffe, Lärm, Erschütterungen oder andere gesundheitsgefährdende Einwirkungen und auch länger andauernde Arbeiten im Freien. 

Auch zur Ausstattung der Aufenthaltsräume gibt es Vorgaben. Sie müssen mit Tischen ausgestattet sein und über Sitzmöglichkeiten mit Rückenlehne verfügen. 

Wie sieht ein ergonomischer Arbeitsplatz aus?

Optimale Entlastung für Nacken, Schultern, Arme, Rücken und Beine schaffen Sie mit der passenden Arbeitsplatzgestaltung. Wir erklären Ihnen genau, worauf es ankommt: 

  • Bildschirm 
    Beim Bildschirm sollten Sie auf zwei wesentliche Dinge achten: Den Sehabstand zum Bildschirm und die Kopfneigung beim Blick auf den Bildschirm.
    Der Sehabstand zum Bildschirm ist abhängig von der Bildschirmgröße. Wie groß der Bildschirm sein soll, richtet sich nach Ihren täglichen Aufgaben. Bei Arbeiten mit Word und Excel wird eine Bildschirmgröße von 17 Zoll bei Flachbildschirmen empfohlen. In diesem Fall sollte der Sehabstand zum Bildschirm mindestens 50 cm betragen. Bei CAD-Arbeitsplätzen - computergestütztes Entwerfen oder Zeichnen - sollte die Bildschirmgröße mindestens 20 Zoll und der Sehabstand mindestens 70 cm betragen.
    Zusätzlich soll ein Bildschirm einfach und schnell in Helligkeit und Kontrast veränderbar und reflexionsarm, dreh- sowie neigbar sein.  Ihre Augen entlasten Sie, indem der Kopf beim Blick auf den Bildschirm leicht nach unten geneigt ist. So können Sie ermüdenden Augen vorbeugen. 

  • Schreibtisch
    Die geringste Belastung für Ihre Arme, Schultern und Nacken schaffen Sie, indem die Unterarme waagrecht auf dem Schreibtisch liegen. Unter dem Tisch sollten Sie genug Platz haben, um Ihre Beine zu bewegen. Der Tisch sollte 19 bis 28 cm über der Sitzhöhe enden. Der ideale Schreibtisch ist in der Höhe verstellbar. Damit ist er Ihrer Körpergröße anpassbar. Aber auch die Schreibtischgröße ist wichtig. Für Bildschirmarbeit sollte die Fläche Ihres Schreibtisches mindestens 160 cm lang und 80 cm breit sein. 

  • Bürostuhl 
    Bei primär sitzenden Tätigkeiten muss der Bürosessel individuell angepasst werden können, um eine gesunde Haltung zu ermöglichen. Wichtig ist bei jedem Bürostuhl, dass die Beine circa in einem 90° Winkel stehen und die Füße ganzflächig am Boden aufkommen. Die optimale Sitzhöhe liegt zwischen 42 und 53 cm. Gerades Sitzen können Sie unterstützen, indem Sie die Sitzfläche des Bürostuhls minimal nach vorne neigen

  • Licht
    Mit den passenden Lichtverhältnissen, reduziert sich die Belastung für Ihre Augen. Richten Sie Ihren Schreibtisch wenn möglich parallel zum Fenster aus, damit Sie durch das einfallende Licht nicht geblendet werden und keine Spiegelungen auf dem Bildschirm entstehen. Künstliches Licht sollte ebenfalls so platziert werden, dass Ihre Augen nicht durch Spiegelungen oder Schatten belastet werden.  

  • Temperatur 
    Ein weiterer wichtiger Faktor für eine ideale Arbeitsplatzgestaltung ist die Temperatur. Die optimale Temperatur richtet sich nach den Tätigkeiten: Bei hauptsächlich sitzenden Berufen werden zwischen 20 und 23 Grad als angenehmen empfunden. Frischluftzufuhr durch regelmäßiges Stoßlüften wird empfohlen. Bei körperlich sehr anstrengenden Tätigkeiten stellen sowohl Hitze, als auch Kälte eine Belastung für den Körper da. Die Temperatur in Arbeitsstätten ist in Österreich gesetzlich geregelt und wird in der Bundes-Arbeitsstättenverordnung definiert. 

  • Lärm 
    Lärm kann je nach Ausmaß eine große Belastung während der Arbeit darstellen und auch die Hörfunktion beeinträchtigen. Um dies zu verhindern, muss laut Arbeitsstättenverordnung die Lärmbelästigung auf das mögliche Mindestmaß reduziert werden und den Arbeitnehmer_innen auch geeignete Gehörschutzmittel zur Verfügung gestellt werden. Bei Bürotätigkeiten sollte der Lärmpegel maximal 55dB betragen.

Übungen am Arbeitsplatz

Schmerzen im Bewegungsapparat können Sie am besten vorbeugen, indem Sie nicht nur die passende Arbeitsplatzumgebung schaffen, sondern zusätzlich regelmäßige Übungen durchführen.

Wir stellen Ihnen einige effektive Übungen vor: 

  • Der Großteil der Übungen kann im Sitzen durchgeführt werden. 
  • Achten Sie auf die richtige Körperhaltung. 
  • Jede Übung sollte circa 15 Sekunden ausgeführt werden.

Kopfschmerzen

  • Legen Sie die rechte Hand gegen die rechte Schläfe und drücken Sie mit dem Kopf leicht dagegen. Wechseln Sie die Seite und legen Sie die linke Hand an die linke Schläfe. Üben Sie jetzt einen leichten Druck mit dem Kopf nach links aus. 
  • Neigen Sie den Kopf zur rechten Seite. Nehmen Sie den rechten Arm und unterstützen Sie die Dehnung durch leichten Druck mit der Hand. Den linken Arm strecken Sie gleichzeitig leicht nach unten. Führen Sie danach die Übung auf der anderen Seite aus. 

Nackenschmerzen

  • Pressen Sie beide Handflächen in Brusthöhe fest aneinander. Die Fingerspitzen zeigen dabei nach oben. 
  • Verschränken Sie die Hände hinter dem Kopf (circa 5 cm über dem Nacken). Neigen Sie nun den ganzen Oberkörper abwechselnd von links zurück zur Mitte und anschließend nach rechts. Das Becken bleibt dabei unverändert. 

Verspannte Schultern

  • Die Arme hängen entspannt nach unten. Beginnen Sie jetzt Ihre Schultern gleichmäßig und langsam zu kreisen. Zuerst mit Drehbewegungen nach vorne starten. Nach einigen Wiederholungen die Richtung wechseln. 
  • Greifen Sie sich mit der rechten Hand auf die linke Schulter und ziehen Sie zur Mitte. Gleichzeitig drehen Sie den Kopf zur linken Schulter. Wiederholen Sie die Übung auf der anderen Seite.

Rückenschmerzen

  • Strecken Sie beide Arme hoch in die Luft und ziehen abwechselnd den rechten, dann den linken Arm immer etwas weiter in die Höhe. 
  • Legen Sie die linke Hand auf die rechte Schulter und die rechte Hand auf die linke Schulter. Die Arme sind jetzt verschränkt. Drehen Sie jetzt den Oberkörper von links nach rechts und umgekehrt. Ihr Becken hebt sich während der gesamten Übung nicht vom Stuhl. 

Taube Beine

Sitzende Tätigkeiten führen häufig dazu, dass die Durchblutung in den Beinen zu gering ist. Achten Sie darauf, immer wieder aufzustehen und sich zu bewegen. Während dem Sitzen sollten Sie die Beine nicht überkreuzen. Zusätzlich hilft folgende Übung: 

  • Stehen Sie auf und strecken die Beine ganz durch. Die Füße stellen Sie hüftbreit nebeneinander. Beginnen Sie nun, sich langsam auf die Zehenspitzen zu stellen. Halten Sie für einige Sekunden das Gleichgewicht.

Ergonomische Arbeitsbehelfe

Wir erklären Ihnen, welche Behelfe Ihren Körper bei der Arbeit zusätzlich entlasten können: 

  • Gelkissen für Tastatur und Maus
    Beim Tippen und Führen der Maus winkeln viele Menschen die Handgelenke ab. Richtig wäre, die Handgelenke in einer Linie mit Hand und Arm zu lassen. Um diese natürliche Haltung zu unterstützen, können Sie Gelkissen einsetzen.

  • Geteilte Tastatur
    Durch das Tippen sind Armmuskeln, -sehnen und -nerven ständig im Einsatz. Diese Dauerbelastung kann durch ergonomische Tastaturen reduziert werden. Bei geteilten Tastaturen müssen die Finger beim Tippen nicht so unnatürlich weit gespreizt werden wie bei Standardtastaturen.

    Sie können wählen aus: 
    • vollständig geteilten Tastaturen: diese bestehen aus zwei Teilen und können individuell positioniert werden
    • geteilten Tastaturen: hier können Sie den Winkel selbst einstellen.

Es gibt eine Reihe weiterer ergonomischer Tastaturen, die je nach Beschwerden zur Anwendung kommen. Dazu zählen beispielsweise Tastaturen ohne Nummernblock, tastenlose Tastaturen oder Einhandtastaturen.  

  • Maus
    Eine ergonomische Maus sorgt für zwei Dinge – während der Betätigung wird eine optimale Handhaltung unterstützt und in der Ruhephase können Finger und Hand ideal entspannen. Je nach Beschwerden gibt es wie bei der Tastatur unterschiedliche Arten einer ergonomischen Maus. Sie können die Maus somit exakt auf Ihr Schmerzensbild abstimmen.  

  • Fußstütze
    Wenn Sie Ihre Füße beim Sitzen am Schreibtisch nicht ganzflächig auf den Boden stellen können, helfen Fußstützen. Durch die Fußstütze werden Nacken und Rücken entlastet. Es gibt Fußstützen mit unterschiedlichen Funktionen: Höhenverstellbarkeit, Anpassung der Neigung, Wippfunktion, Fußstützen mit Polsterung oder Noppen, Fußstützen mit Beinauflage und sogar Fußstützen mit Heizfunktion. 

  • Anti-Ermüdungsmatte
    Für jene, die im Beruf überwiegend stehen, eignen sich Anti-Ermüdungsmatten, um die Belastungen für Beine und Rücken zu reduzieren. 

  • Dokumentenhalter
    Bei der Bildschirmarbeit werden Dokumente meist rechts oder links neben die Tastatur abgelegt. Ideal wäre jedoch, sie in einer Linie zwischen Tastatur und Bildschirm zu platzieren. So müssen Sie den Kopf nicht ständig drehen und Augen, Nacken sowie Schultern werden weniger belastet. Diese Entlastung ermöglichen Dokumentenhalter. Sie werden auch als Konzepthalter oder Vorlagenhalter bezeichnet. 

  • Laptophalter
    Da bei Laptops Bildschirm und Tastatur fix miteinander verbunden sind, können beide Teile nicht auf Ihre individuellen Bedürfnisse eingestellt werden. Wenn Sie hauptsächlich mit einem Laptop arbeiten, hilft Ihnen ein Laptophalter Schulter und Nacken zu entlasten.

Weiterführende Informationen

Work-Life-Balance – AMS
Wie gelingt eine optimale Work-Life-Balance? Wir geben Ihnen Tipps und Infos, wie sich Beruf und Privatleben besser vereinbaren lassen. 

Boreout – AMS
Was ist Boreout überhaupt und wie können Sie es erkennen? Wir informieren Sie über Ursachen, Symptome und welche Anzeichen es für Boreout gibt. 

Arbeitszeitmodelle – AMS
Welche Arbeitszeitmodelle gibt es und was wird unter dem Begriff Normalarbeitszeit verstanden? Wir geben Ihnen wichtige Infos über die verschiedenen Arbeitszeitmodelle: von Gleitzeit, über Arbeitszeitkonten bis hin zu der 4-Tage-Woche. 

Weiterbildungsdatenbank – AMS 
Sie wollen sich weiterbilden? Die AMS-Weiterbildungsdatenbank informiert Sie über zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten in ganz Österreich. So erfahren Sie auf Knopfdruck, wo der nächste Kurs oder das nächste Seminar startet.

Diese Seite wurde aktualisiert am: 13. Dezember 2022